Ausstellung in Mainzer Martinus-Bibliothek (4.7.-1.8.)

„750 Jahre Langsdorfer Verträge - das Erzbistum Mainz und die Entwicklung Hessens“

HINKEL--LANGSDORFER--RITZERFELD--VERTRÄGE (c) Bistum Mainz / Matschak (Ersteller: Bistum Mainz / Matschak)
Datum:
Mi. 2. Juli 2014
Von:
am (MBN)
Mainz. In der Mainzer Martinus-Bibliothek ist von Freitag, 4. Juli, bis Freitag, 1. August, die Ausstellung „750 Jahre Langsdorfer Verträge - das Erzbistum Mainz und die Entwicklung Hessens im 13. Jahrhundert“ zu sehen.
plakat-003-jpg (c) Bistum Mainz (Ersteller: Bistum Mainz)

Aus diesem Anlass findet am Vortag, Donnerstag, 3. Juli, um 18.15 Uhr die Vernissage mit dem Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, und dem Direktor der Martinus-Bibliothek, Dr. Helmut Hinkel, statt. Im Rahmen der Vernissage werden Professorin Dr. Ursula Braasch-Schwersmann und Professor Dr. Ulrich Ritzerfeld vom Hessischen Landesamt für geschichtliche Landeskunde in die Ausstellung einführen.

Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch, 2. Juli, sagte Ritzerfeld, dass es das „persönliche Anliegen" von Kardinal Lehmann gewesen sei, die Ausstellung in Mainz zu zeigen. Die Langsdorfer Verträge aus dem Jahr 1263 wurden zwischen Sophie von Brabant, ihrem Sohn Heinrich und dem Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein geschlossen. Sie bewirkten, dass Heinrich als Nachfolger der Landgrafen von Thüringen anerkannt wurde. „Sophie wollte mit diesen Verträgen das Erbe ihres Sohnes sichern", sagte Ritzerfeld. In der Ausstellung werden Faksimiles der Verträge gezeigt; die Originale befinden sich in Würzburg. Die Ausstellung war bisher unter anderem in Langsdorf, Marburg und Wiesbaden zu sehen. Bibliotheksdirektor Hinkel wies darauf hin, dass man die Ausstellung „für eine Mainzer Sichtweise" mit Exponaten aus dem Bestand der Martinus-Bibliothek und des Mainzer Dom- und Diözesanmuseums erweitert habe. So zeigt die Ausstellung beispielsweise Bücher über die heilige Elisabeth, die die Mutter Sophie von Brabants war, sowie eine Statue der Heiligen. „In der Urkunde weist Sophie an erster Stelle darauf hin, dass sie die Tochter Elisabeths ist, die damals die bekannteste Frau der Mittelalters war", sagte Hinkel.

Hintergrund: Langsdorfer Verträge

In dem kleinen Ort Langsdorf (heute Stadt Lich, Kreis Gießen) fanden im Jahr 1263 Verhandlungen auf höchster politischer Ebene statt, die einer umfassenden territorialen Neugestaltung in der Mitte des damaligen Reiches Rechnung trugen. In den bislang auch in der Fachwelt kaum beachteten Langsdorfer Verträgen akzeptierte der Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein als einer der mächtigsten Reichsfürsten seiner Zeit die Teilung der Landgrafschaft Thüringen und ermöglichte dem Hause Hessen-Brabant die Begründung einer Herrschaft eigenen Rechts. Für die weitere Entwicklung Hessens zu einem eigenständigen Fürstentum, das mit der Erhebung Heinrichs „des Kindes" in den Reichsfürstenstand 1292 seine offizielle Anerkennung fand, waren die Verhandlungen in „campo apud Langesdorf - im Feld bei Langsdorf" mit den hier getroffenen Entscheidungen somit von grundlegender Bedeutung. Die vier Verträge dokumentieren authentisch und mit kaum vergleichbarem Detailreichtum mittelalterliche Verhandlungen, in denen auch aufschlussreiche Anstrengungen zur Friedenswahrung und Konfliktprävention gemacht wurden.

750 Jahre nach der Niederschrift erarbeitete das Hessische Landesamt für geschichtliche Landeskunde, Marburg, mit Unterstützung der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen eine Wanderausstellung, die an zahlreichen Orten zu sehen sein wird, die in den Langsdorfer Verträgen eine Rolle spielten. In Mainz kommt sie nun an den Sitz des Erzbischofs, der in dieser Zeit als bedeutender Reichs- und Territorialfürst freilich auch noch in anderen Bereichen seines Herrschaftsbereichs Probleme zu lösen hatte.

Neben der wissenschaftlichen Beschäftigung mit den Langsdorfer Verträgen und ihren Folgen steht eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex. Am Ende eines vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst finanziell geförderten Wettbewerbs, an dem sich Studentinnen und Studenten der Kunsthochschule Kassel mit ihren Entwürfen beteiligt haben, soll ein Kunstobjekt geschaffen werden, das die in den mittelalterlichen Urkunden behandelten Aspekte aufgreift, um die Ereignisse auch nach den Feierlichkeiten im Jubiläumsjahr nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Die Entwürfe der Kunststudenten werden auch in der Martinus-Bibliothek gezeigt.

Begleitend zur Ausstellung ist die durchgehend farbig gestaltete Broschüre „Neugestaltung in der Mitte des Reiches. Die Langsdorfer Verträge 1263" erschienen. Erhältlich ist zudem eine wissenschaftliche Publikation, die neben der kritischen Edition der Urkunden Beiträge von 18 Autorinnen und Autoren mehrerer Disziplinen bietet, die die Zeugnisse des 13. Jahrhunderts umfassend aus verschiedenen Perspektiven in historische Zusammenhänge einordnen. Dabei wird das Verhältnis der Landgrafen von Hessen zu den benachbarten Fürstentümern, dem Mainzer Erzbistum und der Landgrafschaft Thüringen, ebenso behandelt wie die Überlieferungsgeschichte der Archivalien.

Hinweis: Martinus-Bibliothek - Wissenschaftliche Diözesanbibliothek Mainz, Grebenstraße 8, 55116 Mainz, Telefon: 06131/266-222, E-Mail: martinus.bibliothek@bistum-mainz.de. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 9.00 bis 12.30 und 13.30 bis 18.00 Uhr