Bewahrung der Schöpfung: Kein Randthema des Glaubens

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf eröffnete die diesjährige Rochuswallfahrt

Rochuswallfahrt 2018 (c) Bistum Mainz / Mainz
Datum:
So. 19. Aug. 2018
Von:
am (MBN)
Rochuwallfahrt (c) Bistum Mainz / Blum

„Es ist gut, dass die Wallfahrt zum Rochusberg die Sorge um das ,gemeinsame Haus‘ in den Mittelpunkt stellt. Es ist kein Randthema des Glaubens, es ist die Frage nach der Stellung des Menschen, nach seiner Verantwortung, was es bedeutet, dass der Mensch sich als Geschöpf in der Verantwortung gegenüber seinem Schöpfer und der Schöpfung sieht.“ Das sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf in seiner Predigt bei der Eröffnung der 352. Rochuswallfahrt am Sonntag, 19. August, auf dem Rochusberg bei Bingen. Das Binger St. Rochusfest steht in diesem Jahr unter der Überschrift „Die Bewahrung der Schöpfung“.

In seiner Predigt ging Kohlgraf auf die Umweltenzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus aus dem Jahr 2015 ein. Der Mainzer Bischof sagte unter anderem: „Dass in einer Welt, die der Papst als ,gemeinsames Haus‘ bezeichnet, zunehmend wieder nationale und nationalistische Tendenzen in den Vordergrund drängen, ist angesichts der anstehenden Fragen zur Gestaltung und Rettung des ,gemeinsamen Hauses‘ unpassend und absolut unzeitgemäß. Dass wir ein gemeinsames Haus bewohnen, ist in vielerlei Hinsicht relevant: Der Papst erinnert an die Zusammengehörigkeit der Menschen unabhängig von Herkunft und Nationalität und die gemeinsame Verantwortung jedes einzelnen. Gemeinsam sind Menschen, Tiere und Pflanzen Bewohner dieses Hauses.“ „Alles und alle“ seien miteinander verbunden und stünden im Dienst aneinander; dies habe „Folgen für den Umgang des Menschen mit der gesamten Schöpfung“.

Kohlgraf unterstrich: „Wir können nach ,Laudato si‘ nicht über Zulassung von Flüchtlingen urteilen, indem wir manche Menschen als Armutsmigranten ausgrenzen, durch unseren Lebensstil aber dazu beitragen, dass sie in der Heimat die Lebensgrundlagen verlieren. Uns muss klar werden, dass, wenn der Mensch gerade in den Industrieregionen zur Klimaerwärmung beiträgt, wir in wenigen Jahrzehnten Teile der Erde für die dort lebenden Menschen unbewohnbar machen.“ Und weiter: „Die oft gehörte Wirtschaftskritik des Papstes ist auch von daher motiviert. Wenn Politik immer wieder wirtschaftliche Fragen vor die ökologischen stellt, werden anderenorts Menschen die Lebensgrundlagen entzogen, und wir werden uns nicht zu wundern brauchen, wenn Fluchtbewegungen auch aufgrund unseres Lebensstils ein immer stärkeres Zukunftsthema werden. Es ist klug und prophetisch, wenn der Papst zeigt, wie die Themen der Umwelt und des menschlichen Lebens zusammengehören.“

Aufruf zu Genügsamkeit und Demut

Kohlgraf rief in diesem Zusammenhang zu Genügsamkeit und Demut auf. Er sagte: „Genügsamkeit und Demut sind wichtige und heilsame Tugenden des Menschen, die heute wieder entdeckt werden. Das Selbstverständnis des Menschen, alles machen zu dürfen, ist nicht nur harmloser Hochmut, sondern zerstört die Umwelt und das Miteinander. Demut ist das Gegenteil einer Haltung, die meint, alles beherrschen und benutzen zu dürfen. Genügsamkeit, Einfachheit im Lebensstil, Dankbarkeit für die Gaben der Schöpfung und ein bewusster Gebrauch sind geistliche, religiöse Haltungen, zu der die Heilige Schrift immer wieder einlädt.“

Rochuswallfahrt geht auf ein Pestgelübde zurück

Während der Wallfahrtswoche (20. bis 25. August) ist täglich um 9.30 Uhr ein Pilgeramt mit anschließendem Kreuzweg; ab 8.30 Uhr besteht jeden Tag Gelegenheit zur Beichte. Um 13.30 Uhr wird täglich eine Pilgerandacht gefeiert, um 17.00 Uhr eine Vesper. Prediger der Wallfahrtswoche ist Pater Volker Stollewerk OMI aus Bingen. Die Wallfahrtswoche endet am Sonntag, 26. August, um 10.00 Uhr mit einem Festamt mit Pater Provinzial Stefan Obergfell OMI, Hünfeld.

Das Rochusfest geht auf ein Versprechen des Binger Stadtrates aus dem Jahr 1666 zurück: Von der damals herrschenden Pest bedroht, gelobten die Binger, eine Kapelle auf dem Rochusberg zu errichten, am Festtag des heiligen Rochus (16. August) eine Prozession dorthin zu unternehmen und ihm einen halben Feiertag zu widmen. Im 19. Jahrhundert wurde der Feiertag zu einer Festwoche erweitert, die zwischen den beiden Sonntagen, die auf den 16. August folgen, stattfindet. Die Rochuskapelle wurde seit ihrer Errichtung dreimal zerstört und wieder aufgebaut. In ihrer heutigen Form stammt sie aus dem Jahr 1895.

Hinweise:

  • Weitere Informationen zu allen Gottesdiensten beim Basilika-Pfarramt St. Martin, Telefon: 06721/990740 oder im Internet unter www.rochusfest.de
  • Den vollständigen Text der Predigt von Bischof Peter Kohlgraf finden Sie unter diesem Link.
Rochuswallfahrt (c) Bistum Mainz / Blum
Rochuswallfahrt 2018 (c) Bistum Mainz / Blum
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