Bischof Kohlgraf übernimmt politische Patenschaft

Arian Farzamnia ist 17 Jahre alt, stammt aus dem Norden Irans und ist wohnhaft in Karaj (c) IGFM/Asadi
Datum:
Mi. 21. Dez. 2022
Von:
hoff (MBN)

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat eine politische Patenschaft für zwei Gefangene im Iran übernommen. Bei den beiden Inhaftierten handelt es sich um Arian Farzamnia und Reza Nowrozi. Bischof Kohlgraf setzt sich im Rahmen des Patenschaftsprojekts der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) für ihre Freilassung ein. Vermittelt hat die Patenschaft der Leiter des Malteser Migrationsbüros Rheinland-Pfalz/Hessen, Behrouz Asadi. „Das Schicksal der beiden Männer geht mir auch persönlich sehr nahe. Ich schließe Reza und Arian und ihre Familien besonders in meine Gebete ein“, sagte Bischof Kohlgraf am Mittwoch, 21. Dezember.

Bischof Kohlgraf (c) Bistum Mainz

„Die dramatische Situation im Iran, von der wir seit Wochen in den Nachrichten hören, beschäftigt mich sehr“, sagte Bischof Kohlgraf. Er betonte: „Gerade als Präsident von pax christi Deutschland ist es mir wichtig, mit der Übernahme dieser beiden politischen Patenschaften ein Zeichen der Solidarität zu setzen. Dass einem 17-Jährigen wegen der Teilnahme an einer Demonstration die Hinrichtung droht, dass ein junger Familienvater für eine Verzweiflungstat gefoltert wird – das sind gravierende Menschenrechtsverletzungen, die zeigen, wie brutal das Regime im Iran gegen die Menschen vorgeht.“ Aus diesen Beweggründen sagte Kohlgraf: „Ich fordere die Freilassung dieser beiden Männer und werde dies in Schreiben, etwa an die iranische Botschaft, und in öffentlichen Aufrufen zum Ausdruck bringen.“ Sein besonderer Dank gilt der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte und dem Malteser Migrationsbüros Rheinland-Pfalz/Hessen, insbesondere Herrn Behrouz Asadi „für die Vermittlung der Patenschaft und für ihr beeindruckendes Engagement für die Menschen im Iran“, so Kohlgraf wörtlich.  

 

Reza Nowrozi (c) IGFM/Asadi

„Je besser die Öffentlichkeit Bescheid weiß, und sich Persönlichkeiten für die Inhaftierten einsetzen, desto eher besteht die Möglichkeit, dass die Menschen nicht hingerichtet und freigelassen werden“, verdeutlichte Asadi. Reza Nowrozi protestierte zusammen mit seiner Frau und zwei Kindern im Alter von drei und einem Jahr gegen die Islamische Republik in Teheran und zündete sein Auto an, um auf seine verzweifelte Lage aufmerksam zu machen. Er wurde zu einem Symbol für den Protest des iranischen Volkes gegen die repressiven Bedingungen. Nach Informationen der IGFM wurde Nowrozi in einer Einzelzelle des Geheimdienstministeriums gefoltert und seine Frau wurde gezwungen, sich von ihm zu trennen. Unter dem Vorwurf der Vereinigung und Verschwörung gegen das Regime wurde er zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, von denen fünf Jahre vollstreckbar sind. Inzwischen wurde er in das Rajaei-Gefängnis in Karaj verlegt, seitdem gebe es keine Informationen mehr über ihn, so die Organisation. Sein Leben gilt als gefährdet.

Arian Farzamnis ist 17 Jahre alt und wurde zu 25 Jahren Haft verurteilt. Gemeinsam mit zwei Mitschülern, nahm er an den Demonstrationen vom 2. November 2022 teil. Die Proteste fanden anlässlich der getöteten 20-jährigen Demonstrantin Hadis Najafi statt, die von sechs Polizeikugeln tödlich getroffen wurde. Zehn Tage später wurden die drei Minderjährigen in der Schule verhaftet und zu 25 Jahren Haft verurteilt. Die Urteilsbegründung lautet „Verdorbenheit auf Erden“. Dieses Urteil könnte zur Todesstrafe und dessen baldiger Ausführung in dem noch laufenden Schnellverfahren führen, darauf weist die IGFM hin. Dr. Bahar Haghanipour, Vizepräsidentin und Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin (Bündnis90/Die Grünen), hat ebenfalls eine politische Patenschaft für Arian Farzamnia übernommen.

 

Patenschaftsprojekt des IGFM

Die IGFM hat seit dem Jahr 2011 mehr als 200 Patenschaften für gewaltlose politische Gefangene initiiert, bei denen sich Politikerinnern und Politiker und weitere Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, öffentlich für deren Freilassung einsetzen. Ziel ist, durch öffentlichen Druck die Situation der Inhaftierten zu verbessern oder ihre Freilassung zu erreichen. Das politische Patenschaftsprogramm hat einen Fokus auf den Iran.