Den Glauben der Kirche bezeugen und weitergeben

Kardinal Lehmann ist der 87. Nachfolger des heiligen Bonifatius als Bischof von Mainz

LEHMANN (c) Bistum Mainz (Ersteller: Bistum Mainz)
Datum:
Mi. 13. Apr. 2011
Von:
tob (MBN)
Mainz. Als Bischof von Mainz ist Kardinal Karl Lehmann der 87. Nachfolger des heiligen Bonifatius, der von 746 bis 754 Erzbischof von Mainz war und den Beinamen „Apostel der Deutschen“ trägt. Lehmann war am 23. Juni 1983 von Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Mainz ernannt worden.

Gewählt hatte ihn das Mainzer Domkapitel am 3. Juni 1983. Sein Vorgänger, Kardinal Hermann Volk, weihte ihn am 2. Oktober 1983 im Mainzer Dom zum Bischof. Als bischöflichen Wahlspruch wählte Lehmann ein Wort aus dem ersten Korintherbrief des Apostels Paulus: „State in fide - Steht fest im Glauben (1 Kor 16,13)". Ein besonderer Höhepunkt in Lehmanns Amtszeit war die Teilnahme am Konklave im April 2005, aus dem Kardinal Joseph Ratzinger als Papst Benedikt XVI. hervorging. Papst Johannes Paul II. hatte Lehmann am 28. Januar 2001 zum Kardinal ernannt und ihm beim Konsistorium am 21. Februar 2001 im Vatikan die Kardinalswürde verliehen.

Bei seiner Vorstellung als Bischof von Mainz im Rahmen einer Pressekonferenz im Mainzer Haus am Dom am 23. Juni 1983 sagte Lehmann: „Ich komme gerne, um mit Ihnen allen auf einem altehrwürdigen Stück Boden der europäischen Christenheit den Glauben der Kirche in unverbrüchlicher Treue zu seinen Ursprüngen und zu seiner großen Geschichte, aber auch in Treue zu den Menschen, die hier und heute mit ihren Fragen und Nöten leben, zu bezeugen und weiterzugeben bis an die Schwelle des dritten Jahrtausends und darüber hinaus, wie und solange Gott es will."

Wichtige Ereignisse in Lehmanns Amtszeit im Bistum Mainz

Als Diözesanbischof hat Lehmann das Bistum Mainz in vielfältiger Weise geprägt und immer wieder die Sorge um die Nöte der Menschen in den Mittelpunkt seines Handelns gerückt. Erinnert sei an sein Engagement für Wiederverheiratete Geschiedene oder den Lebensschutz. 1993 veröffentlichte er mit Erzbischof Oskar Saier (Freiburg) und Bischof Walter Kasper (Rottenburg-Stuttgart) das Gemeinsame Hirtenwort der Bischöfe der Oberrheinischen Kirchenprovinz „Zur seelsorglichen Begleitung von Menschen aus zerbrochenen Ehen, Geschiedenen und Wiederverheirateten Geschiedenen". Nach dem Ausstieg der Katholischen Kirche in Deutschland aus der Schwangerenkonfliktberatung mit Beratungsnachweis gründete er im Januar 2001 im Bistum die Initiative „Netzwerk Leben". Ihr Ziel ist es, über die konkrete Schwangerenberatung von Caritas und dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) hinaus das Bewusstsein und das Engagement für den Lebensschutz im Bistum Mainz zu fördern.

Bereits 1996 führte Lehmann mit der Strukturreform „...damit Gemeinde lebt" die Kooperative Pastoral als Grundkonzept der Seelsorge im Bistum Mainz ein. Mit Abschluss der Strukturreform „Lebendige Gemeinden in erneuerten pastoralen Einheiten" am 1. Februar 2007 wurde die bisher eher lose Zusammenarbeit der Gemeinden durch Kooperationsverträge verbindlich geregelt. Die Menschen und Pfarreien seines Bistums hat Lehmann während seiner Amtszeit in unzähligen Begegnungen kennen gelernt: „Inzwischen kenne ich jede Scheune im Bistum", hat er einmal die Erfahrungen bei seinen zahlreichen Pfarreibesuchen zusammengefasst. Dabei legt er immer großen Wert auf die Begegnung mit ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Weitere wichtige Ereignisse in Lehmanns Amtszeit waren der 93. Deutsche Katholikentag in Mainz (10.-14. Juni 1998), das Jubiläumsjahr anlässlich des 900. Geburtstages der heiligen Hildegard von Bingen (Eröffnung am 13. September 1997 in Bingen) mit einer großen Ausstellung im Mainzer Dom- und Diözesanmuseum, das Jubiläum „200 Jahre Bistum Mainz" im Jahr 2002 (200 Jahre nach der Wiedererrichtung im Jahr 1802) mit dem Diözesan-Katholikentag als Höhepunkt, die Eröffnung der Bonifatius-Route im Bonifatius-Jahr 2004 und die „Tage der Begegnung" im Bistum Mainz im Vorfeld des XX. Weltjugendtages 2005, der in Köln stattfand. Beim Abschlussgottesdienst im Mainzer Bruchwegstadion predigte Lehmann vor 18.000 Jugendlichen aus aller Welt. Mit der Einweihung des Bildungszentrums Erbacher Hof in Mainz am 27. Februar 1988 erhielt das Bistum einen zentralen Veranstaltungsort. Lehmann hat auch stets die Auslandsbeziehungen des Bistums gepflegt, etwa zur Diözese Oppeln in Polen. Unter anderem war das Bistum 1994 dort bei der Gründung der Universität und des Priesterseminars finanziell beteiligt.

Ein Schwerpunkt seines Wirkens, das er auch als Bischof und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz immer intensiv verfolgt hat, ist die Ökumene. Bereits während seiner Mainzer Professur wurde er im Jahr 1969 Mitglied des Arbeitskreises katholischer und evangelischer Theologen, der nach den beiden Gründern benannte Jaeger-Stählin-Kreis. 1975 wurde er wissenschaftlicher Leiter des Kreises von katholischer Seite und 1988 übernahm er in der Nachfolge von Kardinal Hermann Volk den Vorsitz von katholischer Seite. Stets weist Lehmann bei seinen öffentlichen Auftritten darauf hin, dass es keine Alternative zur Ökumene gibt: „Ich bin überzeugt, dass wir auf dem eingeschlagenen Weg des ökumenischen Gesprächs weiter vorangehen müssen."

Lehmanns Bedeutung und die Wertschätzung, die ihm von der Gesellschaft entgegengebracht wird, ist neben zahlreichen Preisen und Ehrungen auch an den Feiern anlässlich seiner Jubiläen abzulesen. Zu den Feierlichkeiten an seinem 60. Geburtstag im Jahr 1996 kam Bundeskanzler Helmut Kohl. An seinem 70. Geburtstag würdigte ihn Bundeskanzlerin Angela Merkel vor rund 1.300 Gästen in der Mainzer Rheingoldhalle. Als Anfang Dezember 2007 anlässlich der Feierlichkeiten zum 60. Geburtstag des Landes Rheinland-Pfalz die 100 größten Rheinland-Pfälzer gewählt wurden, belegte Kardinal Lehmann Platz fünf. Bei der Wahl, zu der der Südwestrundfunk (SWR) sowie die Tageszeitungen „Rhein-Zeitung" und „Rheinpfalz" aufgerufen hatten, waren mehr als 25.000 Stimmzettel abgegeben worden.

Die Mainzer Bischöfe

Soweit die Namen aus der Zeit vor Bonifatius überhaupt bekannt sind, ist Karl Lehmann der 102. Mainzer Bischof. Allerdings gibt es aus dieser Zeit nur wenig gesichertes Wissen. Der erste, legendäre Bischof Crescenz ist nur dem Namen nach bekannt. Historisch bezeugt ist für das vierte Jahrhundert Bischof Marinus oder Martinus (343/346) und im fünften Jahrhundert Aureus und Maximus.

Zu den bekanntesten Mainzer Erzbischöfen in der Nachfolge des heiligen Bonifatius (746-754) gehören dessen Schüler, der heilige Lullus (754-786), der heilige Rabanus Maurus (847-856) und der heilige Willigis (975-1011), der mit dem Bau des Mainzer Doms begann. Die einzigen Mainzer Erzbischöfe, die zu Kardinälen ernannt wurden, waren Konrad I. von Wittelsbach (zwei Amtsperioden: 1161-1165 und 1183-1200), Albrecht von Brandenburg (1514-1545) und Siegfried II. von Eppstein (um 1165 bis 1230), dessen Kardinalswürde aber nicht sicher belegt ist. Maßgeblichen Anteil am Zustandekommen des Westfälischen Friedens im Jahr 1648 hatte Johann Philipp von Schönborn, der von 1647 bis 1673 Erzbischof von Mainz war.

Nach der Auflösung des Erzbistums Mainz wurde Josef Ludwig Colmar (1802-1818) erster Bischof des neu errichteten Bistums Mainz. Besonders bekannt wurde im 19. Jahrhundert der Sozialbischof Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler (1850-1877). Lehmanns Vorgänger Hermann Volk (1962-1982) war als erster Bischof des Bistums Mainz mit der Kardinalswürde ausgezeichnet worden. An seinem 79. Geburtstag (27. Dezember 1982) war Volk aus Alters- und Gesundheitsgründen von seinem Amt entpflichtet worden. Er starb am 1. Juli 1988.

Karl Lehmann wurde am 16. Mai 1936 in Sigmaringen als Sohn des Volksschullehrers Karl Lehmann und seiner Frau Margarete geboren. Nach seiner Schulzeit in Sigmaringen studierte er zwischen 1956 und 1964 Philosophie und Theologie in Freiburg und Rom. Am 10. Oktober 1963 wurde er in Rom von Kardinal Julius Döpfner zum Priester geweiht. 1962 und 1967 erwarb Karl Lehmann Doktortitel in Philosophie und Theologie mit Arbeiten über den Philosophen Martin Heidegger und über das Thema „Auferweckt am dritten Tag nach der Schrift". Als Assistent von Karl Rahner zwischen 1964 und 1967 arbeitete er an den Universitäten von München und Münster, erlebte aber auch das Zweite Vatikanische Konzil in Rom (1962-1965) aus nächster Nähe mit. Mit 32 Jahren (1968) wurde er auf den Lehrstuhl für Dogmatik und Theologische Propädeutik in Mainz berufen; drei Jahre später übernahm er in Freiburg/Breisgau die Professur für Dogmatik und Ökumenische Theologie. An beiden Universitäten ist er heute Honorarprofessor.

1983 wurde er zum Bischof von Mainz gewählt und ernannt. Am 2. Oktober 1983 empfing er die Bischofsweihe im Mainzer Dom. Im Jahr 1985 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt. 1987 folgte die Wahl zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. In den Jahren 1993, 1999 und 2005 wurde er in diesem Amt für jeweils weitere sechs Jahre durch Wahl bestätigt. Zum 18. Februar 2008 trat er aus gesundheitlichen Gründen vom Amt des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz zurück. In der Deutschen Bischofskonferenz übernahm er daraufhin den Vorsitz der Glaubenskommission. Von 1993 bis 2001 war er Erster Vizepräsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE). Am 28. Januar 2001 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Kardinal. In dieser Funktion nahm er am Konklave im April 2005 teil, aus dem Papst Benedikt XVI. (Kardinal Joseph Ratzinger) hervorging.

Neben seinen Aufgaben als Theologieprofessor und als Bischof sowie als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz hat sich Karl Lehmann stets in vielen weiteren Institutionen und Gremien engagiert: Er war unter anderem Mitglied der Gemeinsamen Synode der Bistümer in Deutschland (1971-1975), war von 1969 bis 1983 im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und ist seit 1969 im Ökumenischen Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen. Von 1974 bis 1984 gehörte er der Internationalen Theologenkommission beim Heiligen Stuhl in Rom an und war von 1986 bis 1998 in der Glaubenskongregation. Seit 1998 ist er Mitglied in der Kongregation für die Bischöfe, seit 2002 Mitglied des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Kardinal Lehmann ist Mitglied in der Kongregation für die Ostkirchen und in weiteren vatikanischen Institutionen tätig.

Lehmann ist zudem korr. Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz, der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Salzburg sowie seit 2005 Ehrenmitglied der Akademie der gemeinnützigen Wissenschaften zu Erfurt. Hinzu kommen neben zahlreichen weiteren Auszeichnungen mittlerweile acht Ehrendoktorwürden, das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband (2000), die Ehrenbürgerschaft der Landeshauptstadt Mainz (2001) und der Universität Mainz (2006) sowie der Ehrenring der Görres-Gesellschaft (2001).

Hinweis für die Redaktionen: Folgende weitere Texte zu Kardinal Karl Lehmann sind in der Bischöflichen Pressestelle erhältlich: tabellarischer Lebenslauf und Sammlung mit 40 Zitaten von Kardinal Karl Lehmann, „Der ökumenische Theologe Karl Lehmann", „Das Selbstverständnis von Kardinal Karl Lehmann" sowie „Kardinal Karl Lehmann als Autor". Darüber hinaus finden sich auf der Internetseite der Bischöflichen Pressestelle www.bistum-mainz.de/presse unter der Rubrik „Bildergalerien" zahlreiche Fotografien von Kardinal Lehmann.