„Die Domorgel ist meine ,Alte Dame’ geworden“

Domorganist Albert Schönberger tritt in den Ruhestand / Verabschiedung am 25. April

Domorganist Albert Schönberger (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)
Datum:
Di. 20. Apr. 2010
Von:
am (MBN)
Mainz. Nach über 25 Jahren Tätigkeit als Dompfarrorganist und Domorganist am Mainzer Dom tritt Albert Schönberger in den Ruhestand. Schönberger wird am Sonntag, 25. April, um 15.00 Uhr im Rahmen der Vesper im Mainzer Dom verabschiedet. Sein letztes Konzert gibt er am Samstag, 22. Mai, um 18.00 Uhr im Mainzer Dom. Im Interview äußert sich Schönberger zu seiner künstlerischen Arbeit in Mainz.

MBN: Welche „Beziehung" hat sich in den 25 Jahren zwischen Ihnen und der Mainzer Domorgel entwickelt?

Albert Schönberger: Es ist eine besondere Beziehung: Die Domorgel ist zu meiner „Alten Dame" geworden. Ihrem jugendlichen Charme bin ich schon vom ersten Tag an total erlegen.

MBN: Erinnern Sie sich noch daran, als Sie zum ersten Mal am Spieltisch der Mainzer Domorgel saßen?

Schönberger: Die ungemeine Größe der Orgel, die 885 einzelnen Bedienungselemente und das alles in der Weite des Domes war einfach auf- und anregend zugleich.

MBN: Wie lautet Ihre Bilanz nach einem Vierteljahrhundert am Mainzer Dom?

Schönberger: Mein Ansinnen war und ist es bis heute, Musik mit Liturgie und Theologie zu verknüpfen. Ich will auf die Menschen zugehen und sie neugierig auf Gott und Kirche machen. Es ist wichtig, dass Gottesdienstbesucher auch Lust auf Konzerte haben und umgekehrt, Konzertbesucher Lust auf Gottesdienste. Ich glaube, dass dieser Kreislauf zustande gekommen ist. Darüber bin ich wirklich glücklich.

MBN: An was erinnern Sie sich besonders gerne?

Schönberger: Ganz klar stehen da für mich die herzlichen, offenen und bewegenden Begegnungen mit unserem Bischof, Kardinal Karl Lehmann, aus denen immer neue Spielfreude und Impulse für meine kirchenmusikalische Arbeit  erwuchsen. Hier sage ich von Herzen: „Vergelt's Gott!". Dann sind da aber auch die „leisen Begegnungen im Stillen": Einmal konnte ich während meines Übens im Dom einem sehr kranken Menschen durch mein dezentes, leises Probieren im Dom wirklich helfen, seine Sprache wiederzufinden. Ein anderes Mal überraschte mich ein Obdachloser überfallartig im Dom, dass er Keyboard spielen könne - tatsächlich konnte er es. Und da sind die vielen Menschen aus aller Welt, die man (auch durch Orgelmusik) auf das Eigentliche im Gotteshaus, das sie gerade besuchten, aufmerksam machen konnte.

MBN: Welche Bedeutung hat für Sie Kirchenmusik im Gottesdienst?

Schönberger: Kirchenmusik ist ohne Liturgie undenkbar. Umgekehrt erfährt die Liturgie durch die Kirchenmusik eine besondere Betonung. Die Musik ist voll in den Prozess der Verkündigung des Evangeliums eingebunden. Ich bin glücklich, dass wir das Zweite Vatikanische Konzil erleben durften, das eine breite Fülle an Anregungen und Vertiefungen gerade auch in der Beziehung Liturgie-Musik in sich birgt. Wir haben noch viel davon auszukosten und sollten diese offenen Chancen nutzen.

MBN: Sie gelten als großer Improvisator - worin liegt die Kunst einer guten Improvisation?

Schönberger: Die Kunst liegt darin, im spontanen Moment eine klare Melodie und wohlgeformte Harmonien zu entwerfen, die die Hörer sofort in die entsprechende Thematik hereinnehmen. Es muss beinahe druckreif sein, will man sich durch diese unmittelbare Musik mitteilen.

MBN: Haben Sie auch einen Lieblingskomponisten?

Schönberger: Oh ja! Mozart! Einfach himmlisch, wie er immer wieder neue und so wunderbare Melodien geschaffen hat. Umwerfend schön.

MBN: Sie sind auch als Komponist bekannt geworden. Woran arbeiten Sie gerade?

Schönberger: An einer Stephanus-Messe und an einem Ave Verum. Zudem gibt es ein Auftragswerk, das sich mit dem heiligen Albertus Magnus auseinandersetzt.

MBN: Am 25. April werden Sie verabschiedet. Haben Sie schon Pläne für Ihren Ruhestand?

Schönberger: Erst einmal muss ich damit umgehen lernen, nicht mehr so im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses zu stehen. Aber das Musizieren endet nicht wirklich am 25. April. Mein letztes Domkonzert gebe ich am Samstag vor Pfingsten, 22. Mai, um 18.00 Uhr. Es steht unter den Themen „Mutter Kirche" und „Heiliger Geist". Der Mainzer Maler Rolf Hennes wird Zeichnungen und Gemälde beisteuern, ein Trompeter und ein Gitarrist werden mich musikalisch unterstützen. Dies wird mein endgültiger Abschied aus Mainz sein.

MBN: Was geben Sie Ihrem Nachfolger Daniel Beckmann als Rat mit auf den Weg?

Schönberger: Ratschläge möchte ich keine geben. Er ist ein junger und bereits erfahrener Könner auf seinem Gebiet, ein sehr guter Musiker. Ich freue mich, dass wir ihn für meine Nachfolge finden konnten, und ich nicht unwesentlich daran mitwirken durfte. Ich wünsche ihm viel Glück und Freude und ein schönes Zusammenspiel mit allen Verantwortlichen in Liturgie und Musik. Er wird seine Spur finden.

Albert Schönberger, geboren am 12. Mai 1949 in Augsburg, war nach seinem Studium an der Kirchenmusikschule Regensburg (1966 bis 1970) als Kirchenmusiker in Donauwörth und München tätig. Ein Weiterstudium an der Staatlichen Musikhochschule München (1978 bis 1981) schloss er als Diplomkirchenmusiker ab. 1981 wurde er als Dompfarrorganist und Dozent an das Institut für Kirchenmusik nach Mainz berufen und am 1. März 1985 in der Nachfolge von Monsignore Heino Schneider Domorganist am Mainzer Dom. Von 1983 bis 1994 lehrte Schönberger Orgelliteraturspiel und Orgelimprovisation am Fachbereich Musik an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz und nahm 1984 zusätzlich einen Lehrauftrag an der Hochschule für Musik in Detmold an. Er ist Initiator der Orgelmatineen im Mainzer Dom (seit 1986) und verantwortlich für die Orgelkonzerte und Orgelabende im Rahmen der Mainzer Domkonzerte. Zusammen mit Domdekan Heinz Heckwolf entstand die Reihe „Wort & Klang" im Advent. Schönberger hat zahlreiche Tonträger eingespielt (unter anderem beim Label http://www.organophon.de/) und sich auch als Komponist einen Namen gemacht. Stellvertretend für seine Werke seien das Oratorium zu Franz Jägerstätter sowie das „Mainzer Credo" (zu Ehren von Kardinal Karl Lehmann) genannt; beide Werke sind auch auf CD erhältlich.

Hinweis: Weitere Informationen auch auf der Internetseite des Bistums Mainz sowie unter http://www.albertschoenberger.com/