Von der geplanten Gesamtausgabe seiner Werke erschienen immerhin acht großformatige Bände, die zwischen 1720 und 1742 in der Mayerschen Druckerei von Johann Georg Häffner am Flachsmarkt in Mainz gedruckt wurden. Mit diesem „typografischen Meisterwerk" hat Mainz damals wieder zur europäischen Spitzendruckkunst aufgeschlossen, hob der Mainzer Buchwissenschaftler Dr. Franz Stephan Pelgen in einem Pressegespräch am Montag, 20. Oktober, in der Martinus-Bibliothek hervor. Pelgen hält am Dienstag, 21. Oktober, um 18.15 Uhr bei der Vernissage den Eröffnungsvortrag. Er spricht zum Thema „Die Mainzer Llullausgabe im Mainzer Verlagswesen des 18. Jahrhunderts".
In der Kabinett-Ausstellung, die vom Direktor der Martinus-Bibliothek, Dr. Helmut Hinkel, konzipiert und realisiert worden ist, werden außerdem frühere Llull-Drucke aus dem Bestand der Martinus-Bibliothek gezeigt. Besonders hervorzuheben seien auch eine katalanische Handschrift aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts und eine um 1300 entstandene Pergamenthandschrift. Es handele sich um das einzige Exemplar seiner „Ars demonstrativa" in Katalanisch und damit um ein echtes Unikat, von dem es auch keine Abschriften gebe, betonte Hinkel. Die Ausstellung unter der Überschrift „Von der mittelalterlichen Handschrift eines Universalgenies zur barocken Mainzer Prachtedition - Ramon Llull" wird zu den Öffnungszeiten der Martinus-Bibliothek bis zum 6. Februar 2015 gezeigt. Der Eintritt ist frei.
Hinkel erläuterte, dass Llull auf seinen Reisen und mit seinen Werken zum Christentum habe bekehren wollen, „aber nicht durch Zwang oder Gewalt, sondern durch Vernunft". Sein Schaffen sei mit über 270 Werken außerordentlich vielschichtig. Die Mainzer Edition der Mayerschen Druckerei habe viele Anstöße für eine Wiederbeschäftigung mit Llull gegeben, etwa durch eine kleiner Llull-Ausgabe auf Mallorca. Es lasse sich seitdem eine Linie auch von Mainzer Llullusforschungen bis in unsere Zeit verfolgen. Hinkel wies darauf hin, dass die Ausstellung im Rahmen der Bibliothekstage Rheinland-Pfalz stattfindet.
Dr. Pelgen hob hervor, dass die Mainzer Llullus-Ausgabe nur noch in zwölf vollständigen Ausgaben erhalten sei, und „so beinahe Handschriftenrang" erreiche. Ivo Salzinger (1669-1728) hat die ersten Arbeiten für eine Gesamtausgabe von Llullus übernommen. Dafür gewann er zunächst den Pfälzer Kurfürsten Johann Wilhelm und nach dessen Tod den Mainzer Erzbischof und Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn (1695-1729). Von jedem Band seien 500 Exemplare gedruckt worden. Dabei sei der mehrfarbige Druck „unglaublich aufwändig" gewesen, sagte Pelgen. Ein solches Druckverfahren sei damals nicht wirtschaftlich und nur durch die finanzielle Unterstützung der Kurfürsten möglich gewesen. Da es keinen Verleger für die Bände gegeben habe, sei schließlich auch kein Gewinn durch einen Weiterverkauf erzielt worden. So habe es in den 1760er- Jahren zwar Druckvorlagen für zwei weitere Bände gegeben, doch seien diese nie in Druck gegangen.
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