Dr. Helmut Hinkel wird 65 Jahre alt (17.11.)

Akademische Soirée zum Geburtstag des Direktors der Martinus-Bibliothek

HINKEL (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)
Datum:
Mo. 10. Nov. 2008
Von:
tob (MBN)
Mainz. Der Direktor der Mainzer Martinus-Bibliothek, Dr. Helmut Hinkel, vollendet am Montag, 17. November, sein 65. Lebensjahr. Aus diesem Anlass findet an seinem Geburtstag um 18.15 Uhr in der Bibliothek (Grebenstraße 8) eine Akademische Soirée zum Thema „Johann Friedrich Schiller (1737-1814) in Mainz - eine bemerkenswerte Bücherbiographie“ statt. Den Festvortrag hält Dr. Franz Stephan Pelgen vom Institut für Buchwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Die Martinus-Bibliothek ist die für jedermann zugängliche, wissenschaftliche Diözesanbibliothek des Bistums Mainz und mit einem Bestand von rund 300.000 Bänden und etwa 200 laufenden Zeitschriften eine der großen theologisch-geisteswissenschaftlichen Spezialbibliotheken Deutschlands.

Angesichts der Überfülle an Neuerscheinungen stelle sich das Leiten der Bibliothek, der natürlich nur begrenzte finanzielle Mittel zur Verfügung stünden, oft als „Gratwanderung" dar, sagt Hinkel. „Was schafft man an und was nicht? Zum einen wollen wir natürlich die Literatur bereithalten, die für Theologie-Studierende, Historiker und sonstige Gelehrte heute wichtig ist. Zum anderen haben alle Bibliotheken mit einer solch reichen Geschichte wie die unsere ein Gesicht und es wäre töricht, eine solche Tradition abzubrechen oder ändern zu wollen", betont Hinkel mit Blick auf die über dreihundertjährige Geschichte der Martinus-Bibliothek, die 1662 durch Kurfürst Johann Philipp von Schönborn für das Mainzer Priesterseminar errichtet wurde. „Ich führe das Gesicht unserer Bibliothek weiter." Ein wichtiger Schwerpunkt liegt dabei auf der umfangreichen theologischen Quellensammlung. 

Obwohl er die aktuelle theologische Entwicklung laufend im Blick behält, „kann es mir natürlich auch mal passieren, dass mir etwas entgeht, und nach zwei Jahren ist manches erschienene Buch heute schon nicht mehr zu bekommen. Aber es muss auch nicht jede Tagesblüte angeschafft werden." Eine breite Kenntnis der aktuellen theologischen Diskussion sei für ihn auch deshalb wichtig, weil er die Bibliotheksnutzer oft beraten müsse, wo sie in der Martinus-Bibliothek mit ihren Anliegen fündig werden, sagt Hinkel. „Dabei lerne ich natürlich auch jeden Tag dazu." Und die Anfragen von außen sind oft Anstöße für sein eigenes wissenschaftliches Arbeiten. Regelmäßig publiziert er unter anderem in der „Mainzer Zeitschrift" zu regionalen Themen wie Reformationsgeschichte und barocke Frömmigkeit.  

Im Jahr 2000 ließ Hinkel den Namen der Einrichtung in Martinus-Bibliothek ändern und vollzog damit eine Öffnung hin zu einer interessierten Öffentlichkeit. „Ich war mir bewusst, dass viele Menschen allein vom Namen ‚Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars' einfach abgeschreckt wurden." Außerdem war die Bibliothek bis 1968 überhaupt nicht öffentlich zugänglich. Seit der Namensänderung tritt Hinkel immer wieder mit Vortragsveranstaltungen und Ausstellungen an die Öffentlichkeit. Für das kommende Jahr plant er anlässlich des Paulus-Jahres eine Kabinett-Ausstellung mit Buchillustrationen über den Apostel aus sechs Jahrhunderten. „Damit wollen wir nicht nur Spezialisten ansprechen, sondern etwa auch Bibelkreise." Nicht zuletzt besondere Entdeckungen wie die Fragmente aus einer Nibelungenlied-Handschrift oder zuletzt die Fragmente eines Schulheftes der Mainzer Domschule aus dem 15. Jahrhundert tragen der Martinus-Bibliothek große öffentliche Aufmerksamkeit ein.

Wichtig ist Hinkel der gute Kontakt zu den anderen Bibliotheken, Archiven und Museen der Region. „In Mainz herrscht ein gutes kulturelles Klima mit einer sehr offenen Zusammenarbeit." Gefragt sind die Bestände der Martinus-Bibliothek ebenso über den Mainzer Raum hinaus. Immer wieder gibt es Anfragen für Leihgaben aus dem reichen Altbestand der Bibliothek etwa für Ausstellungen. Rund 250 Handschriften und etwa 1.000 Inkunabeln (vor dem Jahr 1500 gedruckte Bücher) werden in der Schatzkammer der Bibliothek aufbewahrt. Die älteste Handschrift ist ein Sakramentar für Sankt Alban aus dem neunten Jahrhundert, das von Mönchen aus Fulda und St. Gallen in Mainz geschrieben wurde. Nur in der Martinus-Bibliothek vorhanden ist beispielsweise eine Handschrift eines Textes von Ramon Lull (1232-1316), eines katalanischen Philosophen und Theologen.

Eine Besonderheit, die auch viele Germanisten in die Bibliothek zieht, sind die rund 35.000 Bände der „Schlosserschen Bibliothek" des Frankfurter Juristen und Privatgelehrten Fritz Schlosser (1780-1851). Der Neffe von Goethes Schwager war juristischer Sachwalter und Treuhänder des Dichters und hat nahezu alles über Goethe gesammelt, so dass die Martinus-Bibliothek „eine außergewöhnlich große Goethe-Sammlung besitzt", hebt Hinkel hervor. Neben zahlreichen Erstausgaben finden sich auch Raubdrucke von Goethes Werken und mancher Band mit dem handschriftlichen Vermerk „G.d.H.V." - Geschenk des Herrn Verfassers.

Als „große Stärke" der Martinus-Bibliothek empfindet Hinkel die persönliche Atmosphäre. „Bei uns werden Sie sofort, individuell und kostenfrei bedient", betont er. „Großen Anteil daran haben meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auf die ich mich immer verlassen kann." Neben den vier Bibliothekarinnen und Bibliothekaren engagieren sich auch Ehrenamtliche in der Martinus-Bibliothek.

Helmut Hinkel wurde am 17. November 1943 in Worms geboren. Nach einer Buchhändlerlehre und einigen Berufsjahren in der Mainzer Buchhandlung Schöningh in der Augustinerstraße absolvierte er auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur, trat ins Mainzer Priesterseminar ein und nahm an der Johannes Gutenberg-Universität sein Theologiestudium auf. Er promovierte im Jahr 1976 als wissenschaftlicher Assistent von Professor Anton Philipp Brück, der damals auch Direktor des Dom- und Diözesanarchivs sowie der Bibliothek des Priesterseminars war, mit einer kirchengeschichtlichen Arbeit über die Reformationszeit. Am 30. Juni 1979 wurde er von Kardinal Hermann Volk im Mainzer Dom zum Priester geweiht. Nach einer Kaplansstelle in Bingen-Büdesheim und einer Station als Religionslehrer in Bad Nauheim wurde er 1983 Pfarrer in der Gemeinde St. Marien in Ginsheim-Gustavsburg. Anfang 1985 wurde er zusätzlich zum wissenschaftlichen Direktor der Bibliothek des Mainzer Priesterseminars ernannt. Mitte 1985 wechselte er in die Seelsorge der Mainzer Innenstadtpfarreien St. Ignaz, St. Quintin und der Mainzer Dompfarrei. In der Folge nahm er neben seiner Tätigkeit in der Bibliothek verschiedene weitere pastorale Aufgaben in Mainz wahr, unter anderem als Pfarrer von Heilig Kreuz und bis heute als rector ecclesiae der Kapelle des Mutterhauses der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung in Mainz.