Es musizieren die Domkantorei St. Martin, die Männerstimmen des Mainzer Domchores und das Vokalensemble des Mädchenchores am Dom und St. Quintin gemeinsam mit Solisten und dem Staatsorchester Rheinische Philharmonie Koblenz unter der Leitung von Domkapellmeister Professor Mathias Breitschaft. Die Mainzer Domorgel spielt Domorganist Daniel Beckmann. Im Interview äußert sich Domkapellmeister Breitschaft zur Gründung der Domkonzerte vor 25 Jahren.
MBN: Was war vor 25 Jahren der Anlass, die Mainzer Domkonzerte ins Leben zu rufen?
Mathias Breitschaft: Die Mainzer Domkonzerte ins Leben zu rufen, lag auf der Hand. Ich kam von Limburg nach Mainz und hatte im dortigen Dom und anderswo bereits viele Konzerte dirigiert. Ich wusste um die Verkündigungskraft großer Musik, erlebte diesen großartigen Kirchenraum Mainzer Dom, fand einen Bischof und ein Domkapitel vor, die die Konzerte wollten, und ich fand schnell heraus, dass hier ein Publikum vorhanden war, das förmlich darauf wartete, dass der Mainzer Dom über die Gottesdienste hinaus große Kirchenmusik anbot. Mit den 60 Domchorsängern, die damals noch da waren, arbeitete ich intensiv und engagiert und konnte rasch ein neues A-cappella-Programm auf die Beine stellen, das wir im Oktober 1985 im ersten Mainzer Domkonzert dem Publikum anboten. Es war das erste Mal, dass der Mainzer Domchor - ohne die Hilfe anderer Chöre - ein eigenes Konzertprogramm im Mainzer Dom sang. Publikum, Bistumsleitung und Presse waren begeistert. Wolf-Eberhard von Lewinski schrieb damals: „Wir hörten musikalische Leistungen, die endlich der Bedeutung des Gotteshauses entsprechen können... mit Bewunderung hörten wir einen völlig verwandelten Knabenchor - befreit aus stilistischer Enge und klanglicher Dürre."
MBN: Was waren die Höhepunkte der vergangenen Jahre für Sie?
Breitschaft: Es ist schwer, aus der Fülle der Konzerte Höhepunkte herauszufiltern. Als besonders eindrücklich bleiben in Erinnerung die Aufführung des „War-Requiems" von Benjamin Britten anlässlich des 50. Gedenktages der Zerstörung von Mainz, die Uraufführung des sehr eindrucksvollen „Missa Moguntina" von Volker David Kirchner, eine Aufführung des Mozart-Requiems anlässlich des Katholikentages in Mainz, die erste Aufführung der „Missa solemnis" von Beethoven und natürlich die Messen von Anton Bruckner, die im Mainzer Dom besonders gut zum Klingen zu bringen sind. Aber auch die erste Aufführung der „Schöpfung" von Haydn bleibt aus einem besonderen Grund im Gedächtnis: Schon vier Monate nach seiner Gründung hat der Chor der Domkantorei St. Martin erstmals im Domkonzert mitgesungen - damals noch klanglich dominiert von den Buben des Mainzer Domchores. Aber sehr bald hat dann die Domkantorei selbstständig große Mess- und Oratorien-Kompositionen aller Jahrhunderte zur Aufführung gebracht. Ich freue mich aber sehr, dass wir zum 25-jährigen Jubiläum der Domkonzerte zwei Stücke mit Chor erstmals im Mainzer Dom aufführen können, die in Mainz lange nicht mehr zu hören waren: Das „Gloria" von Françis Poulenc und die „Messa di Gloria" von Giacomo Puccini.
MBN: Hat sich im Laufe der 25 Jahre etwas an der Konzeption der Konzerte verändert?
Breitschaft: Der „Rote Faden" für die Domkonzerte war das regelmäßige Angebot von orchesterbegleiteten Mess-Kompositionen aus dem sehr reichen Schatz der Kirchenmusik, die von hohem Verkündigungswert sind, aber für die heutige Gottesdienst-Liturgie nicht mehr geeignet scheinen. Diese waren immer ein Schwerpunkt des Programms. Darüber hinaus haben wir die großen Kompositionen Johann Sebastian Bachs, der Wiener Klassik, das geistliche Gesamtwerk von Anton Bruckner, Franz Schubert, von Joseph Haydn und Felix Mendelssohn Bartholdy, der gesamten Romantik und viele zeitgenössische Werke mit den drei Chören realisieren können. Bei den Domkonzerten gab es auch die Untergruppierung „Gastchöre im Dom", die Knaben-, Mädchen- und gemischten Jugend- und Erwachsenenchören aus aller Welt ein Forum boten. Seit vielen Jahren haben wir die Reihe der orchesterbegleiteten Domkonzerte erweitert durch die Reihe „Cantate Domino", bei der die Chöre am Dom immer wieder aus ihrem reichhaltigen A-cappella-Repertoire Programme - oft unter thematischen Gesichtspunkten - anboten. In den nächsten Jahren stehen noch einmal Aufführungen der h-Moll-Messe von Bach, des „Stabat Mater" von Dvořák, der Messe in C-Dur von Beethoven, der Bachschen Matthäus-Passion und des Weihnachtsoratoriums von Bach (mit Christoph Prégardien) auf dem Plan.