Drei Fragen - drei Antworten

Interview mit Pfarrer Konrad zu den Tagen der Begegnung beim Weltjugendtag

KONRAD (c) Bistum Mainz / Mohr (Ersteller: Bistum Mainz / Mohr)
Datum:
Mo. 14. Juli 2008
Von:
tob (MBN)
Darwin. 110 Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Bistum Mainz sind zurzeit in Australien beim XXIII. Weltjugendtag (WJT) bzw. bei den vorgeschalteten Begegnungstagen in der Diözese Darwin. Die Gruppe war am 30. Juni in Frankfurt aufgebrochen und hatte zunächst ein touristisches Programm in Darwin absolviert. Am Dienstag, 15. Juli, beginnt der eigentliche Weltjugendtag in Sydney. Papst Benedikt XVI. wird ab dem 17. Juli am WJT teilnehmen. Der Mainzer Diözesanjugendseelsorger, Pfarrer Markus Konrad, berichtet im Interview über seine Eindrücke und seine Erfahrungen bei den Begegnungstagen in der Diözese Darwin.

MBN: Wie ist die Mainzer Gruppe bei den Begegnungstagen in Darwin aufgenommen worden, und wie sah das Programm aus?

Markus Konrad: Das Ziel der Planungen unserer Reise zum Weltjugendtag nach Australien war es, Jugendlichen einige unterschiedliche Aspekte des riesigen Kontinents Australiens vor Augen zu führen. So verbrachten wir die Tage der Begegnung in Darwin im Northern Territory. In den Gemeinden wurden wir sehr herzlich empfangen. Wir haben gespürt, dass die Menschen sich über unsere Entscheidung, die Tage der Begegnung in Darwin zu verbringen, sehr gefreut haben. Wir erlebten unsere Gastgeber zum einen sehr offen im Umgang mit ihren jungen Gästen und zum anderen sehr interessiert an dem, was die jungen Gäste über sich, ihre Familien und ihren Glauben zu erzählen hatten. Ich halte diese Tage der Begegnung für einen sehr wichtigen Aspekt der Weltjugendtage. Es gelingt hier tatsächlich, etwas über die katholische Kirche in anderen Ländern zu erfahren und selbst Spuren zu hinterlassen. Jeder Morgen begann um 8.00 Uhr in den Gastgeberpfarreien mit der Feier der Heiligen Messe; bereits am zweiten Tag haben die jungen Pilger diesen Gottesdiensten auch eigene Impulse - zum Beispiel in den Fürbitten - hinzugefügt, was die Gastgeber sehr beeindruckt hat. Den Tag über gab es dann verschiedene sportliche, kulturelle und soziale Angebote. Besondere Spuren hat bei Vielen die Begegnung mit der Kultur der Aborigines hinterlassen. Am späten Nachmittag wurden die Aktivitäten mit einer Gebetsstunde beendet, die die jungen Gäste Tag für Tag vorbereiteten und gestalteten.    

MBN: Welche Unterschiede zwischen der deutschen und australischen Kirche haben Sie wahrgenommen?

Konrad: Das ist eine schwierige Frage. Es ist nur möglich, einen sehr persönlichen Eindruck zu schildern. Die ökonomische Situation der katholischen Kirche in Australien ist eine völlig andere als in Deutschland. Aus meiner Sicht spannend sind die kirchlichen Integrationsprojekte in Gemeinden zusammen mit den Aborigines. Ich dachte allerdings, dass diese Integrationsbemühungen schon weiter fortgeschritten seien. Bemühungen um den richtigen Weg der Integration gibt es sicher viele, aber die Annäherung gestaltet sich in praktischer Hinsicht eher schwierig. In manchen Gemeinden lassen sich leider auch Spannungen zwischen neuen geistlichen Bewegungen und den „klassischen Katholiken" wahrnehmen. Integration und gemeinschaftlich gestaltetes Gemeindeleben ist also - nach meiner Wahrnehmung - ein wichtiges Thema für die katholische Kirche in Australien. Von der Glaubensintensität gerade der katholischen Aborigines war ich sehr fasziniert, wobei die Formen, den Glauben zu artikulieren, sehr viel ganzheitlicher und auch einfacher sind als bei uns in Deutschland.

MBN: Was erwarten Sie sich jetzt vom anstehenden Weltjugendtag mit Papst Benedikt XVI. in Sydney?

Konrad: Ich denke, es war eine gute Planung, die Reise so anzulegen, wie wir es mit den jungen Menschen aus unserer Diözese getan haben. Zunächst kamen sie in Kontakt mit dem Land, dann auf ganz persönliche Weise mit den Menschen und nun im dritten Schritt mit der Weltkirche, mit hundertausenden jungen Leute aus aller Welt und Papst Benedikt. Die persönlichen Erfahrungen werden nun in das Ganze der weltumspannenden Gemeinschaft der Gläubigen eingebettet. In den anstehenden Katechesen hoffe ich, dass sich der Glaube der jungen Leute noch ein Stück vertieft, und sie über die gemeinschaftlichen Erfahrungen hinaus noch mehr Lust finden, ihrem katholischen Glauben auf die Spur zu kommen. Ich bin sehr gespannt, was Papst Benedikt den jungen Menschen mit auf den Weg geben wird. Und ich freue mich auf die Bilder einer jungen dynamischen Kirche, die um die Welt gehen werden; die dann wiederum andere junge Menschen ermutigen, ihren Glauben zu bekennen und zu leben. „Gläubig sein" kann eben auch „cool" sein, so hat es einer formuliert; Glaube eröffnet tatsächlich Horizonte.

Hinweis: Der Internet-Blog der Mainzer Gruppe ist im Internet unter http://www.bdkj-special.de/ zu erreichen.