Durch das diesjährige Motto „Betet ohne Unterlass“ (1 Thess 5,17) werde zum Ausdruck gebracht, „dass der geistliche Ökumenismus sich nicht auf einige herausgehobene Feierlichkeiten, wie die Gebetswoche für die Einheit der Christen beschränkt, sondern stets zu unserem Bemühen um die Einheit der Christen gehört und uns sowie allen Christen in unserem Land und weltweit Mut gibt, unseren Glauben auch im Alltag zu bezeugen“, sagte Lehmann in seiner Eröffnung.
Bei dem Gottesdienst wurde verschiedener ökumenischer Jubiläen in diesem Jahr gedacht: die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen wird 60 Jahre alt, ebenso der Ökumenische Rat der Kirchen. Außerdem fand vor 40 Jahren erstmals eine Gebetswoche für die Einheit der Christen statt, die Gebetsoktav als eine der Wurzeln der Gebetswoche wurde vor 100 Jahren zum ersten Mal gefeiert. Der ACK-Vorsitzende Landesbischof Dr. Friedrich Weber (Braunschweig) bezeichnete in seiner Predigt die ACK als „äußerst wertvolles Zeichen gegen das Gerede von der Eiszeit der Ökumene“. Das Jubiläum müsse Anlass sein für das Erreichte zu danken, sagte Weber. „Wer hätte vor 60 Jahren damit gerechnet, dass es eine gegenseitige Anerkennung der Taufe gibt und ein gemeinsames Trauzeremoniell entwickelt wird?“
An dem Gottesdienst wirkten neben dem Mainzer Bischof und Bischof Weber unter anderen mit: die beiden stellvertretenden ACK-Vorsitzenden Generalsekretärin Regina Claas (freikirchlich) und Bischof Gerhard Ludwig Müller (Regensburg), sowie vom ACK-Vorstand Erzpriester Constantin Miron (orthodox) und Bischof Hans-Jörg Voigt (selbständig-lutherisch). Vom Bistum Mainz nahm außerdem der Ökumenereferent Dr. Anton van Hooff, stellvertretender Vorsitzender des ACK Hessen/Rheinhessen an den Feierlichkeiten teil. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst vom Mainzer Domchor unter Leitung von Domkapellmeister Mathias Breitschaft sowie von Domorganist Albert Schönberger.
Am Nachmittag hatte im Erbacher Hof in Mainz ein Festakt anlässlich der zahlreichen Jubiläen stattgefunden. Den Festvortrag zum Thema „Aufgabe und Mandat“ hielt Professor Hans-Jörg Urban, ehemaliger Direktor am Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik in Paderborn. Bei der Feier wurde auch die dritte, völlig überarbeitete deutsche Ausgabe des Ökumenischen Fürbittkalenders vorgestellt.
Vor 100 Jahren wurde auf Initiative des anglikanischen Pfarrers und Begründers der späteren katholischen Ordensgemeinschaft der „Society of the Atonement“ in Graymoor (Garrison/New York), Paul Wattson, die erste Gebetsoktav für die Einheit der Christen durchgeführt. Sie breitete sich vornehmlich in der katholischen Kirche aus und ist neben Gebetsinitiativen aus dem Bereich der Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung (Faith and Order) als eine der Wurzeln der heutigen ökumenischen Gebetswoche zu betrachten. Die Gebetswoche wird jedes Jahr im Januar (18.-25. Januar) oder in der Zeit zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten (1.-12. Mai 2008) gefeiert.
Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) wurde am 10. März 1948 in Kassel gegründet. Sie nimmt das Jubiläum der Gebetswoche zum Anlass, auch der 60-jährigen Geschichte der Ökumene in Deutschland und der weltweiten Ökumene zu gedenken. Unmittelbar vor der Gründung des Ökumenischen Rates (ÖRK) der Kirchen 1948 wurde die ACK gegründet, damit die Kirchen Deutschlands bei der anstehenden Vollversammlung des ÖRK in Amsterdam gemeinsam auftreten konnten.
Gründungsmitglieder der ACK waren 1948 die Evangelische Kirche in Deutschland, der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten), die Vereinigung der deutschen Mennonitengemeinden, das Katholische Bistum der Altkatholiken, außerdem die Methodistenkirche in Deutschland und die Evangelische Gemeinschaft in Deutschland, die sich später zur Evangelisch-methodistischen Kirche zusammenschlossen. Erster Vorsitzender der neu gegründeten ACK war Pfarrer Martin Niemöller, der erste Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). In 14 regionalen und 250 lokalen ACKs geschieht die praktische ökumenische Arbeit im gemeinsamen theologischen, diakonischen, missionarischen und gesellschaftspolitischem Engagement.