Erster Papst, der programmatisch historisch-kritische Exegese betreibt

Professor Reiser stellte dritten Band des Jesus-Buches von Papst Benedikt XVI. vor

HERDER--PAPST (c) Herder Verlag (Ersteller: Herder Verlag)
Datum:
Di. 18. Dez. 2012
Von:
tob (MBN)
Mainz. „Benedikt XVI. ist der erste Papst in der Geschichte, der programmatisch die historisch-kritische Exegese betreibt.“ Das sagte Professor Dr. Marius Reiser am Montagabend, 17. Dezember, im Erbacher Hof in Mainz.

Weiter sagte Reiser: „Der Papst kann sich und seine Arbeit vor der historisch-kritischen Methode verantworten. Dieses Geschäft hat kein Papst so gut betrieben und verteidigt wie Benedikt XVI. Das sollten ihm die Wissenschaftler, besonders die deutschen, danken." Er verwies darauf, dass „die tonangebenden Exegeten" das Jesus-Buch des Papstes „als Generalangriff auf ihr Fach verstehen". Diese Angriffe bezeichnete Reiser als „überzogen und unverständlich". Der Neutestamentler würdigte den dritten Band des Jesus-Buches („Jesus von Nazareth. Prolog - Die Kindheitsgeschichten") von Papst Benedikt XVI. im Rahmen einer Akademieveranstaltung der Bistumsakademie Erbacher Hof.

Das besondere Anliegen des Papstes sei es, „die Gestalt und die Botschaft" von Jesus von Nazareth darzustellen. Neu daran sei, dass der Papst die „Gestalt" Jesu darstellen wolle. „Es gibt immer nur Bücher
über die Botschaft Jesu, aber seine Gestalt scheint immer mehr zu verblassen", sagte Reiser. Selbst wenn das Jesus-Buch des Papstes in dieser Hinsicht unvollkommen sei, „muss man hoffen, dass andere das Anliegen weiterführen", betonte Reiser.

Grußwort von Kardinal Lehmann

Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, bezeichnete in seinem Grußwort das Jesus-Buch des Papstes als „ausgezeichnete Hinführung zu Advent und Weihnachten, aber auch als Herausforderung für die Exegese, wenn sie sich darauf einlässt". Es sei „ein wichtiger Beitrag zu Leistungsfähigkeit und Grenzen der Exegese", sagte Lehmann. „Wenn der Papst mit diesem Buch dazu ermutigt, die Texte der Bibel mit neuen Augen zu lesen, dann hat er uns eine große Hilfe geleistet." Der Kardinal würdigte auch den „erstaunlich einfachen Stil", der eine große Tiefe habe.

Kardinal Lehmann dankte Professor Reiser „für die behutsame Interpretation". Weiter sagte er: „Sie haben etwas getan, was in der mittelalterlichen Hermeneutik eine Selbstverständlichkeit ist, nämlich beim Interpretieren eine positive Einstellung zu dem Werk zu haben, das man interpretiert." Diese Behutsamkeit sei eng verbunden mit dem eigenen exegetischen Weg Reisers, der unter anderem mit seinem Werk „Bibelkritik und Auslegung der Heiligen Schrift" einen „wichtigen Beitrag zur Exegese" geleistet habe.  In seiner Begrüßung hatte Studienleiter PD Dr. Ralf Rothenbusch darauf hingewiesen, dass sich der Papst in seinem Buch mehrfach auf Arbeiten von Professor Reiser bezieht.

Hinweis: Joseph Ratzinger (Benedikt XVI.): Jesus von Nazareth. Prolog - Die Kindheitsgeschichten. Verlag Herder, Freiburg 2012. 176 Seiten, 20,00 Euro. ISBN 978-3-451-34999-7.