Erzbischof Rauber zum Kardinal ernannt

Würdigung des Mainzer Bischofs, Kardinal Karl Lehmann

RAUBER--LEHMANN (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)
Datum:
Mo. 5. Jan. 2015
Von:
(MBN)
Vatikan/Mainz. Papst Franziskus hat am Sonntag, 4. Januar, 20 neue Kardinäle ernannt. Unter ihnen ist mit dem ehemaligen Apostolischen Nuntius Karl-Josef Rauber auch ein Mainzer Diözesanpriester. Im Folgenden dokumentieren wir die Würdigung des Mainzer Bischofs, Kardinal Karl Lehmann, zur Kardinalserhebung von Erzbischof Rauber:

Hochverdient für die Weltkirche

Gratulation an den Apostolischen Nuntius Karl-Josef Rauber
zur Kardinalserhebung durch Papst Franziskus


Unter den von Papst Franziskus zu Kardinälen ernannten (Erz-)Bischöfen findet sich auch - unter den fünf bereits über 80 Jahre alten Herren - der aus Deutschland stammende ehemalige Apostolische Nuntius Dr. Karl-Josef Rauber. Er ist Priester des Bistums Mainz.

Erzbischof Rauber ist am 11. April 1934 in Nürnberg geboren, hat im Benediktiner-Gymnasium im bayerischen Metten das Abitur gemacht und ab 1950 Katholische Theologie an der damals noch jungen Mainzer Universität studiert. Er empfing am 28. Februar 1959 im Mainzer Dom durch Bischof Albert Stohr die Priesterweihe. Drei Jahre wirkte er in Nidda, wo er die oberhessische Diasporasituation intensiver kennenlernte.

Ab 1962, dem Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils, begann er mit abschließender Promotion das Studium des Kirchenrechts in Rom und besuchte die Päpstliche Diplomatenakademie. Von 1966 bis 1977 arbeitete er als einer der vier Sekretäre des damals im Staatssekretariat und der Kurie sehr einflussreichen Erzbischofs Giovanni Benelli, des späteren Kardinals von Florenz. Von ihm und besonders Papst Paul VI. wurde Rauber sehr nachhaltig geprägt. In diesen elf Jahren gewann er in der Kurie und in großer Nähe zum Papst eine umfassende kirchliche Erfahrung.

1977 begann Rauber als Nuntiaturrat eine umfangreiche diplomatische Tätigkeit in Belgien, Luxemburg und Griechenland, danach in der Funktion eines Nuntius in Uganda. 1983 empfing er am 6. Januar, dem Dreikönigsfest, in St. Peter in Rom von Papst Johannes Paul II. die Bischofsweihe.

Im Jahr 1990 wurde Nuntius Rauber in Rom mit der Leitung der Päpstlichen Diplomatenakademie beauftragt. Ab 1993 wechselte er wiederum in den diplomatischen Dienst als Apostolischer Nuntius in die Schweiz und nach Liechtenstein (1993-1997), nach Ungarn und Moldawien (1997-2003) und nach Belgien und Luxemburg (2003-2009), wo er 1977 auch seine auswärtige diplomatische Laufbahn begann. Mit 75 Jahren wurde Rauber im Jahr 2009 pensioniert und leistet seither den Schönstattschwestern in Ergenzingen im Bistum Rottenburg-Stuttgart mit ihren Einrichtungen wertvolle geistliche und seelsorgliche Dienste.

Erzbischof Rauber hatte als Apostolischer Nuntius in manchen Aufgaben für die Kirche harte Herausforderungen zu bestehen: in Uganda begegneten ihm zu Beginn der schweren Epidemie die Folgen von AIDS in der Bevölkerung; in der Schweiz musste er die Konflikte im Bistum Chur lösen helfen; in Ungarn ging es um die Sanierung der Spätfolgen im Verhältnis Staat-Kirche in der kommunistischen Zeit; in der politischen Landschaft Belgiens hatte es die Kirche nie leicht; in Brüssel wurde auch eine eigene päpstliche diplomatische Vertretung für die EU geschaffen: Rauber war der richtige Mann für eine sensible Abstimmung und Arbeitsteilung beider Vertretungen an einem Ort.

So darf man froh sein, dass Papst Franziskus unter den von ihm besonders geehrten Emeriti Karl-Josef Rauber für diese Kardinalsernennung aus der Reihe der ehemaligen päpstlichen Diplomaten auswählte. Er hat sich im Dienst der Weltkirche und der Päpste in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts besonders ausgezeichnet: durch Unbestechlichkeit und Unabhängigkeit des Urteils, Offenheit und Freimut im Umgang miteinander und Bescheidenheit und Demut im Auftreten. Aus nicht wenigen Gesprächen der letzten Jahrzehnte in Rom weiß ich, dass auch unter seinen Kollegen ihn viele hoch schätzten und ihn gerne in Rom an anderer Stelle gesehen hätten. Papst Franziskus hat nun getreu seinem Gesamtprogramm einen selbstlosen Diplomaten im Dienst der Kirche hoch geehrt. Man darf darin gewiss so etwas wie eine späte Anerkennung sehen.

Nuntius Rauber hat in den Jahren seines hohen Einsatzes in Rom und für die Weltkirche immer eine lebendige Beziehung zu seinem Heimatbistum Mainz aufrecht erhalten, wie auch das Bistum ihn immer auf seinen Wegen begleitete. Dies kam besonders in seiner Teilnahme an vielen freudigen, aber auch schmerzlichen Ereignissen im Bistum zum Ausdruck. Am 13. April 2014 haben wir in Mainz seinen 80. Geburtstag gefeiert.

Ich habe ihm am Sonntag, 4. Januar, zur Ernennung von Herzen gratuliert: Wir freuen uns mit ihm und für ihn. Wir danken ihm für seinen großen Dienst und erbitten für ihn Gottes Segen an Leib und Seele.