Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums des Landes Rheinland-Pfalz hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Samstag, 21. Mai, um 10.00 Uhr einen ökumenischen Gottesdienst gemeinsam mit Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst, protestantische Landeskirche der Pfalz, gefeiert. Titel des Gottesdienstes war „Suchet der Stadt Bestes und lasst es in Liebe geschehen.“
In seiner Predigt ging Bischof Peter Kohlgraf auf einen Brief des Propheten Jeremia ein, den dieser an die Menschen im babylonischen Exil schrieb (Jeremia 29,7.11-14). „Identität und Zukunft erhält das Volk Gottes nicht durch Abschottung, sondern indem es sich in die Gesellschaft hineingibt, Kontakte knüpft, Beziehungen aufbaut, zum Segen der Gesellschaft wirkt und für alle betet“, sagte der Bischof. Der Prophet habe offenbar keine Angst davor, dass wichtige Glaubenshaltungen durch Austausch verloren gehen könnten, erläuterte Bischof Kohlgraf. Er sagte: „Bewährtes wird sich bewahren, Neues wird möglich werden. Identität einer Glaubensgemeinschaft wird nicht durch starres Klammern an Vergangenes gesichert und auch nicht nur durch Erträumen einer besseren Zukunft, sondern indem man vertrauensvoll in der Gegenwart lebt; und diese Gegenwart ist immer auch Gottes Zeit, so wie die Welt in allen Wechselfällen Gottes Welt bleibt, der ihr die Treue hält.“
Im Hinblick auf die christliche Identität heute sagte Kohlgraf: „Ich erinnere an viel Hilfsbereitschaft und Engagement für notleidende Menschen, nicht zuletzt für Menschen auf der Flucht, aber auch in vielen anderen Notsituationen. Die Rolle der Menschen, die dies auch aus religiöser Motivation tun, ist nicht zu unterschätzen. Und die Kirchen werden es immer auch als unsere Aufgabe ansehen, zur Gottsuche einzuladen, denn natürlich sind wir nicht nur Kinder dieser Welt. Die Gottesfrage wachzuhalten durch Zeugnis in Tat und Wort bleibt der Auftrag des Evangeliums.“
Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst von der protestantischen Landeskirche der Pfalz ging in ihrer Predigt auf das Wort „Alle eure Dinge lasst in Liebe geschehen!“ aus dem Ersten Korintherbrief ein (1 Korinther 16,13.14.20.b.23.24). „75 Jahre Rheinland-Pfalz sind noch keine Heilsbotschaft“, sagte Wüst. „Dennoch gibt die Verfassung unseres Landes Auskunft, wo sie ihr Heil sieht, ihre Orientierung findet. ‚Im Bewusstsein der Verantwortung vor Gott, dem Urgrund des Rechts und Schöpfer aller menschlichen Gemeinschaft‘, formulierten die Väter unseres staatlichen Grundlagendokumentes im so genannten ‚Vorspruch‘. Und dann folgen die Werte, die gelten sollen. Freiheit. Menschenwürde. Gerechtigkeit. Keine Götter, sondern Werte des einen Gottes. Die allesamt qualifiziert werden durch das Wort, das dem Apostel Paulus so wichtig ist. Die Liebe“, erklärte sie.
Die Liebe sei ein Wort, das „gar nicht so oft auf dem politischen Parkett zu finden ist. Oder in unseren öffentlichen Debatten. Oder überhaupt nur außerhalb der eigenen vier Wände“, sagte Wüst. „Dabei ist es eigentlich der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält“, sagte sie. Sei es in der Nachbarschaft, im Stadtrat oder in der Vereinssitzung. „Überall, wo Menschen zusammenkommen, um etwas zu bewegen und zu gestalten, kommt es auf die Haltung an, mit der wir das tun“, betonte die Kirchenpräsidentin. Sie sagte: „Die Liebe ist eine Haltung, die viel mit Freiheit, Würde und Gerechtigkeit zu tun hat. Wer liebt, lebt Freiheit, aber in Verantwortung seinem Nächsten gegenüber. Wer liebt, achtet die Würde seines Gegenübers, auch wenn der so ganz anders ist. Wer liebt, sorgt nicht nur für sein eigenes Wohlergehen, sondern sorgt sich um das Wohl anderer und erträgt es nicht, wenn auch nur einer unter die Räder kommt.“
Weitere Mitwirkende am Gottesdienst waren der Mainzer Domdekan Geistlicher Rat Henning Priesel, Ökumenereferent des Bistums Mainz, Dr. Alexander Nawar und der Dekan des Evangelischen Dekanates Mainz, Andreas Klodt.
Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst durch den Mainzer Domchor und die Dombläser unter der Leitung von Domkapellmeister Karsten Storck, Professor Daniel Beckmann an der Orgel, sowie dem Gospelchor GospelGroove der Christusgemeinde unter der Leitung von Dekanatskantorin Barbara Pfalzgraff. Am E-Piano spielte Mark Schwarzmayr.