Giebelmann: Verantwortung für das eigene Wort

Eröffnung der Ausstellung zum „Gedenktag 27. Januar“ im Mainzer Dom

Ausstellung 27. Januar (c) Bistum Mainz / Blum
Datum:
Mi. 25. Jan. 2017
Von:
tob (MBN)
Mainz. Angesichts der Ausstellung „Worte wie Gift und Drogen“ werde „die Verantwortung, für jedes Wort, das wir sprechen, deutlich“. Das sagte der Diözesanadministrator des Bistums Mainz, Prälat Dietmar Giebelmann, anlässlich der Ausstellungseröffnung zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am Dienstagabend, 24. Januar, im Mainzer Dom.
Ausstellung 27. Januar (c) Bistum Mainz / Blum

Die Ausstellung zeige, „wie die Vernichtung der Juden rhetorisch vorbereitet war“. Giebelmann dankte der Arbeitsgruppe „Gedenktag 27. Januar“ für ihr großes Engagement für die Ausstellung, „mit der sie immer wieder einzelne Aspekte dieser Zeit in Erinnerung rufen“. Dies sei ein wichtiger Beitrag, „damit sich Ähnliches nicht wieder ereignet“.

Unter der Überschrift „Worte wie Gift und Drogen. Was Sprache anrichten kann – von damals bis heute“ wurde die Ausstellung von der ökumenischen Arbeitsgruppe „Gedenktag 27. Januar“ aus dem Bischöflichen Ordinariat Mainz vorbereitet. Es ist mittlerweile die 14. Ausstellung, die von der Arbeitsgruppe vorbereitet worden ist. Zusätzlich zur Ausstellung gibt es wieder ein Rahmenprogramm mit Vorträgen, Diskussionen und Gottesdiensten. Die Ausstellung ist bis Montag, 30. Januar, im Dom zu sehen und anschließend in der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) Mainz (31. Januar-2. Februar), in der Mainzer Christuskirche (6. bis 28. Februar) sowie im Bischöflichen Jugendamt in Mainz (1. bis 31. März).

Der Präsident des rheinland-pfälzischen Landtages, Hendrik  Hering, würdigte die Ausstellung der Arbeitsgruppe „Gedenktag 27. Januar“ als „bewundernswerte Arbeit“, die „unsere Unterstützung verdient“. Die Ausstellung zeige auf, „wie die Nationalsozialisten die deutsche Sprache konsequent in allen Lebensbereichen missbraucht und instrumentalisiert haben, um ihre menschenverachtende Ideologie in den Köpfen der Deutschen festzusetzen“, sagte Hering.

Auch heute sei es notwendig, „wachsam“ zu sein, was Sprache angehe. „Wenn Menschen jetzt aber öffentlich beleidigt und bedroht werden, wenn Journalisten als Lügenpresse beschimpft werden, wenn das Holocaust-Gedenken als lähmend und dämlich bezeichnet wird, dann müssen wir eingreifen.“ Und weiter: „Es ist unsere Aufgabe, zu verhindern, dass unsere Demokratie heute kaputt geschimpft oder gar noch einmal kaputt getrampelt wird. Wir alle sind gefordert – die Politik, die Kirchen, die vielen gemeinnützigen Organisationen, die sich für eine freiheitliche und demokratische Gesellschaft einsetzen.“

Als „hochaktuell“ würdigte Präses Ulrich Oelschläger von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) die Ausstellung. „Mit Sprache kann man töten und sich und andere so radikalisieren, dass man gegen vernünftige Argumente immun wird“, sagte Oelschläger. Er hoffe, dass die Ausstellung dazu beiträgt, dass so etwas nicht mehr geschieht und so einen Beitrag zur Kultivierung der Sprache bilde. Ellen Ullrich von der Arbeitsgruppe „Gedenktag 27. Januar“ erläuterte anschließend den Aufbau der 15 Schautafeln umfassenden Ausstellung. Alois Bauer von der Arbeitsgruppe „Gedenktag 27. Januar“ hatte die Besucher der Ausstellungseröffnung begrüßt.

Weitere Termine des Rahmenprogramms:

Mittwoch, 25. Januar, 19.00 Uhr:
Vortrag von Helmut Kellershohn, Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung
„Von Schlag-Worten und Brand-Sätzen - stehen wir vor einer Neuauflage der Konservativen Revolution?“
Erbacher Hof, Grebenstraße 24-26, Mainz

Mittwoch, 25. Januar, 8.15 bis ca. 10.15 Uhr:
„Weg des Gedenkens und der Besinnung“ in der Mainzer Neustadt
Veranstalter: Elisabeth von Thüringen-Schule und Altenpflegeschule St. Bilhildis in Kooperation mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Mainz e.V.

Beginn des Rundgangs am Hauptbahnhof in Mainz

sowie

Donnerstag, 26. Januar, 11.30 bis 15.00 Uhr:
Treffpunkt: St. Bilhildis Altenpflegeschule, Josefstraße 51 in Mainz

Freitag, 27. Januar, bis Sonntag, 12. Februar:
Ausstellung „In den Spuren … erinnern, würdigen“
Veranstalter: Dominikanerkloster St. Bonifaz und Pfarrgemeinde St. Bonifaz in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für verfolgte Künste in Solingen
Mainz, Kirche, St. Bonifaz, täglich von 7.00-19.00 Uhr geöffnet

Freitag, 27. Januar, 9.00 Uhr:

„Gedenkstunde“ - das Schulorchester des Rabanus Maurus-Gymnasiums Mainz mit persönlichen Eindrücken der Schüler von einem Besuch im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau
Mainz, St. Bonifaz

Samstag, 5. Februar, 18.00 Uhr:
Gedenkgottesdienst von Dominikanerkloster und Pfarrgemeinde St. Bonifaz
Mainz, St. Bonifaz

Sonntag, 29. Januar, 19.00 Uhr:
Ökumenischer Gottesdienst
ESG-Kirche, Evangelische Studierendengemeinde Mainz, Am Gonsenheimer Spieß 1
Donnerstag, 2. Februar, 19.00 Uhr:
Radikalisierungstendenzen am rechten Rand der Kirche“ - mit Andreas Püttmann, Publizist
Erbacher Hof, Mainz

Mittwoch, 8. März, 18.30 Uhr:
Workshop „Hate Speech & Rechtsextremismus im Internet - Erscheinungsformen, Wirkungen und Gegenstrategien“ – mit Andreas Born, Christina Dethloff und Gamze Damat
Erbacher Hof, Mainz

Stichwort: Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus (27.1.)

Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ist in Deutschland ein nationaler Gedenktag anlässlich der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 durch sowjetische Truppen. An diesem Tage wird der Menschen gedacht, die zur Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) verfolgt und getötet wurden.

Eingeführt wurde der Gedenktag am 3. Januar 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog. Bei seiner Proklamation sagte er: „Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.“

Hinweis: Weitere Informationen beim Referat Weltmission/Gerechtigkeit und Frieden im Bischöflichen Ordinariat, Alois Bauer, Telefon: 06131/253-263, E-Mail: frieden@bistum-mainz.de