Der Abend wurde von der Bischöflichen Aktion Adveniat gemeinsam mit dem Bildungswerk der Diözese Mainz, der KHG und dem Referat Weltmission/Gerechtigkeit und Frieden im Bischöflichen Ordinariat Mainz veranstaltet und stand unter der Überschrift „Ein Prophet im eigenen Land. Ein Austausch über Kirche, Ökologie und Politik".
Bischof Cappio gilt in Brasilien seit Jahren als Symbolfigur für den Widerstand gegen das von der Regierung am São-Francisco-Fluss durchgeführte Megaprojekt der Umleitung riesiger Wassermengen in den trockenen Nordosten des Landes. Zwei Hungerstreiks haben den Franziskanermönch dabei über Brasiliens Grenzen hinaus bekannt gemacht. Anstelle teurer Milliardenprojekte kämpft er für die Agrarreform im trockenen Sertão, um den Kleinbauern ein würdiges Leben zu ermöglichen. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hatte sich im Jahr 2007 als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz in einem Schreiben an Staatspräsident Lula da Silva mit Bischof Cappio, der sich damals im Hungerstreik befand, solidarisiert.
„Heute verfallen die Baustellen des Projektes, da die Regierung dafür keine Mittel bereitstellt, sondern für die anstehende Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2014 verwendet", sagte Cappio am Mittwochabend. Und weiter: „Das ist die traurige Wahrheit und Wirklichkeit. Wir sind traurig darüber, dass soviel Geld vergeudet wurde." Die Bauarbeiten seien nach den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2010 zum Erliegen gekommen. Cappio betonte, dass er nicht grundsätzlich gegen solche Wasserprojekte sei. „Was uns ärgert, ist, dass soviel Geld für Wasserprojekte ausgegeben wird, um agroindustrielle Unternehmen zu fördern, nicht aber den demokratischen Zugang zu Wasser für die ganze Bevölkerung."
In diesem Jahr feiert Adveniat seinen 50. Geburtstag. Die Vaterunser-Bitte „Adveniat regnum tuum - Dein Reich komme" steht als Thema und biblisches Leitwort über dem Jubiläumsjahr und der Aktion 2011. Die Kollekte für Adveniat wird traditionell an Weihnachten in allen katholischen Pfarrgemeinden gehalten. Die deutschen Bischöfe bitten in einem Aufruf am dritten Adventssonntag um Unterstützung für Adveniat. Darin heißt es: „Stellen Sie sich auch in diesem Jahr an die Seite der Menschen in Lateinamerika! Unterstützen Sie die Kirche dort im Einsatz für das Reich Gottes auf Erden! Wir bitten Sie um Ihr Gebet und um eine großherzige Spende bei der diesjährigen Weihnachtskollekte für Adveniat."