Hufen: Ein Pilot-Projekt, das Schule machen soll

SkF hat Wohngemeinschaften für Flüchtlingsfrauen in Mainz-Mombach eingerichtet

HUFEN--GIEBELMANN--EBERHARDT (c) am (MBN) (Ersteller: am (MBN))
Datum:
Do. 19. Nov. 2015
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Mainz. Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Mainz hat in Mainz-Mombach Wohngemeinschaften für Flüchtlingsfrauen und ihre Kinder eingerichtet. „Derzeit leben fünf Frauen und acht Kinder in den Wohnungen. In der kommenden Woche erwarten wir weitere Flüchtlingsfrauen“, sagte Gabriele Hufen, Vorsitzende des SkF in Mainz, am Donnerstag, 19. November, bei einer Pressekonferenz im Hildegard-Haus in Mainz.

Es sei geplant, dass insgesamt 15 Personen in den Wohngemeinschaften aufgenommen werden können. Der SkF hat dafür in Mainz-Mombach zwei Häuser angemietet; die Kosten für die Miete übernimmt das Bistum Mainz. In die Wohngemeinschaften ziehen allein reisende Flüchtlingsfrauen ein, die oft schwer traumatisiert oder auch schwanger seien. „Frauen auf der Flucht haben ein hohes Risiko für Hunger, Krankheit, Gefährdung - sie fliehen alleine und erleben immer wieder sexuelle Übergriffe und Ausbeutung", sagte Hufen. Doch nicht nur auf der Flucht seien die Frauen Gewalt und sexuellen Übergriffen ausgeliefert, sondern auch in den Erstaufnahmeeinrichtungen und in den Gemeinschaftsunterkünften. „Es gibt Gewalt gegen Flüchtlingsfrauen in Deutschland", sagte Hufen, viele Vorfälle würden gar nicht gemeldet.

Die Wohngemeinschaften in Mainz-Mombach seien ein Pilot-Projekt, „das hoffentlich bei den Kommunen in Rheinland-Pfalz Schule machen wird". Denn diese Frauen benötigten intensivere Unterstützung und Schutz, die in Gemeinschaftsunterkünften oder in isolierten Wohnungen nicht möglich sei. Hufen dankte der Stadt, dem Land und dem Bistum Mainz ausdrücklich für die Unterstützung. „Sie standen unserem Projekt von Anfang an positiv gegenüber", betonte Hufen. Begleitet werden die Frauen von erfahrenen Sozialarbeiterinnen und zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen.

Der Generalvikar des Bistums Mainz, Prälat Dietmar Giebelmann, sagte in seinem Statement, dass Frauen „die größten Opfer von Krieg und Terror" seien. Oft schwiegen sie darüber, was ihnen bei ihrer Flucht angetan worden sei. „Ältere Frauen erzählen mir heute, was ihnen in der Endphase des Zweiten Weltkrieges als Mädchen und junge Frauen widerfahren ist", sagte er. Er wies darauf hin, dass das Bistum Mainz ähnliche Einrichtungen im südhessischen Viernheim unterhalte; eine weitere Einrichtung sei in Bensheim geplant. Der Mainzer Diözesancaritasdirektor, Domkapitular Prälat Hans-Jürgen Eberhardt, dankte dem SkF für das Engagement bei dem Projekt: „Die Aufgaben, die auf uns zukommen, sind groß", sagte er.

Margit Gottstein, Staatssekretärin im rheinland-pfälzischen Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen, zeigte sich dankbar für „diese absolut sinnvolle Initiative" des SkF. Sie wies darauf hin, dass rund ein Drittel der Flüchtlinge weiblich sind; 40 Prozent aller Flüchtlinge kämen in Familienverbänden. Für das Land habe momentan die Grundausstattung der Flüchtlinge Priorität: Kleidung, Nahrung und Obdach. „Wir sind nicht bei den hohen Standards, die wir gerne hätten", sagte Gottstein. Es sei zudem außerordentlich schwierig, diese allein reisenden Frauen in den Erstaufnahmeeinrichtungen ausfindig zu machen, da sie sich oft zurückziehen würden. „Wir haben dafür noch kein geeignetes Instrumentarium", sagte Gottstein. Auch Kurt Merkator, Sozialdezernent der Stadt Mainz, dankte dem SkF für das Projekt. Er wies darauf hin, dass eine weitere besonders schutzbedürftige Flüchtlingsgruppe die der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge sei. Die Stadt Mainz habe in diesem Jahr bereits 100 minderjährige Flüchtlinge aufgenommen.