Kardinal Lehmann: Das Paulus-Jahr ist ein großer Erfolg

Domvortrag über den Apostel Paulus zum Abschluss des Gedenkjahres

LEHMANN (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)
Datum:
Fr. 19. Juni 2009
Von:
tob (MBN)
Mainz. Obwohl das von Papst Benedikt XVI. ausgerufene Paulusjahr zunächst mit einem gewissen Zögern aufgenommen worden sei, sei es „in unserer Kirche zu einem großen Erfolg“ geworden. Das sagte der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, am Donnerstagabend, 18. Juni, bei einem Vortrag im Mainzer Dom. Er hob hervor, dass es „eine eindrucksvolle Zusammenarbeit mit der evangelischen Theologie“ gegeben habe, die vorher so nicht abzusehen gewesen sei.

Lehmann sprach im Rahmen der Mainzer Domvorträge zum Paulus-Jahr über das Thema „Paulus, Apostolischer Zeuge des christlichen Glaubens und mutiger Lehrer der Völker. Sein vorbildliches Wirken als exemplarischer Theologe und großer Missionar". Veranstalter des Abends war die Bistumsakademie Erbacher Hof in Zusammenarbeit mit dem Mainzer Domkapitel.

Wörtlich sagte der Kardinal: „Nicht selten hatten wir geglaubt, Petrus wäre gleichsam der vornehmste Apostel für die katholische Kirche, während Paulus einen großen Vorrang für die Kirchen der Reformation habe. Wir haben in diesem Jahr auf vielfache Weise wieder gelernt, wie beide von der christlichen Frühzeit an in ihrer Einheit und Verschiedenheit zusammengehören. Dies ist auch ein wichtiges Zeichen für die gemeinsame ökumenische Sicht auf die beiden Apostelfürsten. Vielleicht können wir dies heute fruchtbarer machen als bisher. Die Kirchenspaltung hat uns hier auf beiden Seiten jeweils einseitig werden lassen. Heute können wir unbefangener fragen, ob wir in gleicher Weise Petrus und Paulus gerecht werden. Man kann manche Pauschalurteile getrost verabschieden."

Lehmann hatte zuvor das herausragende Wirken des Apostels Paulus gewürdigt. Man könne „ohne Übertreibung feststellen", dass Paulus dem Auftrag zur Auslegung und gegenwartsbezogenen Verkündigung „als den beiden grundlegenden Dimensionen eines Apostels und des Apostolischen in der Kirche in herausragender Weise gerecht worden ist". Weiter sagte er: „Und genau in diesem Sinne ist er wirklich ein ‚Lehrer der Kirche', vor allem aber auch der ‚erste Theologe'."

Paulus habe es der Kirche ermöglicht, „innerhalb weniger Jahre in einen Welthorizont" hinein zu wachsen, sagte Lehmann. Das sogenannte Apostelkonvent in Jerusalem, bei dem sich die Apostel auf die Seite von Paulus stellten und festlegten, dass Heidenchristen zum Eintritt in die Kirche nicht im rituellen Sinn zuerst Juden werden mussten, sei „das wichtigste Ereignis in der Geschichte der Urkirche". Und weiter: „Von da aus eröffnet sich der Weg der jungen Kirche hinein in die Vielfalt der Religionen, Sprachen und Kulturen. Vermutlich wäre der Kirche ohne diese befreiende Entscheidung der Weg in die Weltgeschichte hinein nicht möglich gewesen. Paulus selbst spannt dadurch den Horizont seines Wirkens in große, das gesamte Imperium umfassende und damit weltweite Dimensionen." In seiner judenchristlichen Grundgestalt wäre das Christentum in den Grenzen der jüdischen Glaubensform geblieben, sagte Lehmann. „In der davon befreiten Gestalt war es bei aller notwendigen Unterscheidung der Geister mit allen Kulturen kompatibel und konnte so zu einer Weltwirksamkeit gelangen."

Der Domvortrag von Kardinal Lehmann war zugleich Abschluss der zahlreichen Veranstaltungen der Bistumsakademie Erbacher Hof zum Paulusjahr, das am 29. Juni endet. Referenten der Vortragabende waren unter anderen Rabbiner Dr. Henry G. Brandt aus Augsburg und Landesbischof i.R. Professor Dr. Eduard Lohse aus Göttingen. Die Veranstaltungsreihe, in deren Rahmen unter anderem auch zwei Akademietagungen stattfanden, stand unter der Überschrift „Alles gehört euch; ihr aber gehört Christus, und Christus gehört Gott" (1 Kor 3, 22b-23).

Paulus-Ausstellung der Martinus-Bibliothek noch bis 29. Juni zu sehen

Die Mainzer Martinus-Bibliothek (Grebenstraße 8) zeigt noch bis zum 29. Juni im Rahmen einer Kabinettausstellung Buchillustrationen aus sechs Jahrhunderten über den Apostel Paulus. Begleitend zu der Kabinettausstellung unter der Überschrift „Paulus - Apostel der Völker", die in den Räumen der wissenschaftlichen Diözesanbibliothek des Bistums Mainz bei freiem Eintritt zu sehen ist, ist ein kleines Buch mit Illustrationen aus der Ausstellung erschienen. Dazu hat der Neutestamentler Professor Marius Reiser die erläuternden Texte beigesteuert.