Kardinal Lehmann würdigte theologisches Wirken von Bischof Voderholzer

Neuerscheinung des Regensburger Bischofs zur christlichen Bibelhermeneutik vorgestellt

LEHMANN--VODERHOLZER (c) Bistum Mainz / Matschak (Ersteller: Bistum Mainz / Matschak)
Datum:
Fr. 5. Juli 2013
Von:
tob (MBN)
Mainz. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hat das theologische Wirken des Regensburger Bischofs, Dr. Rudolf Voderholzer, gewürdigt. Er sei „mit hohem Abstand der beste Kenner Henri de Lubacs im deutschen Sprachraum“. Ein „gewisser Höhepunkt seines Schaffens“ seien die beiden Teilbände „Zur Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils“ in den „Gesammelten Schriften“ von Papst Benedikt XVI.
VODERHOLZER (c) Bistum Mainz / Matschak (Ersteller: Bistum Mainz / Matschak)

Lehmann äußerte sich bei der Präsentation des gerade erschienenen Buches von Bischof Voderholzer mit dem Titel „Offenbarung, Tradition und Schriftauslegung. Bausteine zu einer christlichen Bibelhermeneutik" gemeinsam mit Verleger Fritz Pustet am Freitag, 5. Juli, vor Journalisten im Erbacher Hof in Mainz. Der „gut gelungene Band" biete „viele Anstöße für die weitere Diskussion der biblischen Hermeneutik, aber auch des Verhältnisses von Offenbarung, Tradition und Schriftauslegung", sagte Lehmann. Voderholzer war bis zu seiner Bischofsweihe im Januar 2013 Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Theologischen Fakultät in Trier.

Kardinal Lehmann verwies darauf, dass die Deutsche Bischofskonferenz gegenüber anderen Ländern immer schon dadurch gekennzeichnet war, „dass unter ihren Mitgliedern die Zahl der Theologieprofessoren beträchtlich war". Das theologische Wirken von Voderholzer, der bei dem aus Mainz stammenden Erzbischof Gerhard Ludwig Müller 1997 promoviert worden ist, sei von drei Schwerpunkten geprägt, sagte Lehmann: Seine Promotion zu Henri de Lubac, seine Arbeiten zum Verhältnis von Offenbarung und Exegese und der Rezeption der Dogmatischen Konstitution über die Göttliche Offenbarung (Dei Verbum) des Zweiten Vatikanischen Konzils sowie seine maßgebliche Mitarbeit an der Herausgabe der „Gesammelten Schriften" von Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI.

Es sei ein hohes Verdienst von Voderholzer, dass er sich mit seiner Promotion „Die Einheit der Schrift und ihr geistiger Sinn" der „immensen Mühe unterzogen hat, die vielen Arbeiten de Lubacs, besonders die vier französischen Bände über mittelalterliche Exegese, theologisch aufzuwerten", sagte der Kardinal. Und weiter: „Es ist wohl bis heute die einzige größere Untersuchung vor allem auch zur Frage der Einheit der Schrift und der vier Schriftsinne, einschließlich des Verständnisses der Allegorie. Es ist ganz selbstverständlich, dass damit auch ein wichtiger Beitrag zur neueren Diskussion um die christliche Bibelhermeneutik vorgelegt worden ist."

Kardinal Lehmann hob hervor, dass die beiden Teilbände aus den „Gesammelten Schriften" von Benedikt XVI. „noch nicht genügend in ihrer Bedeutung für das Verständnis von Benedikt XVI. und das Zweite Vatikanische Konzil gewürdigt worden sind". Wörtlich sagte Lehmann: „Zweifellos steigt der Anteil Joseph Ratzingers am Konzilsgeschehen selbst durch die Kenntnis dieser eindrucksvollen Edition, die mit zu den hervorragendsten Früchten dieser Jahre gehört, in denen wir auf das Zweite Vatikanische Konzil zurückblicken."

Bischof Voderholzer sagte, dass „Fragen der Theologischen Prinzipienlehre und biblischen Hermeneutik in den zurückliegenden Jahren meiner Lehrtätigkeit in Trier im Vordergrund meines Interesses" gestanden hätten. „So nahm ich das Angebot des Verlages Friedrich Pustet, Regensburg, sehr gerne an, aus Anlass der Beendigung meiner Lehrtätigkeit als Professor in Trier und der Bestellung zum Bischof von Regensburg einige aus dieser Zeit stammende Gelegenheitsschriften zu einem Strauß zusammenzubinden und als Bausteine für eine künftige Gesamtdarstellung einer christlich-biblischen Verstehenslehre vorzulegen."

Der Regensburger Bischof wies darauf hin, dass „alle historischen Texte Regeln des Verstehens brauchen". Das Zweite Vatikansiche Konzil habe mit der Konstitution Dei Verbum „eine hervorragende Grundorientierung in diesem Themenfeld" geschaffen. Entschieden sprach er sich für die historisch-kritische Exegese aus: „Wenn Offenbarung ein geschichtliches Ereignis ist und sich in den Dimensionen von Raum und Zeit hinein vermittelt, dann ist es nicht nur legitim sondern sogar notwendig, ihr mit allen zur Verfügung stehenden Methoden auch der historischen Wissenschaft auf den Grund zu gehen." Und weiter: „Es gibt kein Zurück hinter die historisch-kritische Exegese, die eine große Errungenschaft des Konzils ist." Dies müsse gegen rückwärtsgewandte Tendenzen immer wieder betont werden, sagte Voderholzer.

Pustet verwies darauf, dass die Bibelhermeneutik zu den zentralen Lehr- und Forschungsschwerpunkten von Voderholzer in seiner Zeit als Professor in Trier gehört habe. Wegen der Übernahme des Bischofsamtes in Regensburg sei es zwar kein „Lehrbuch zu einer christlichen Bibelhermeneutik", biete jedoch „gewichtige Bausteine zu diesem Thema", sagte Pustet. „Ich bin froh und dankbar, dass dieses Buch nicht nur eine Lücke schließen hilft, sondern dass Bischof Dr. Voderholzer die Veröffentlichung dem Pustet-Verlag anvertraut hat." Und weiter: „Ich gestehe, dass unsere Freude groß war und ist, von einem frisch ernannten Bischof sogleich eine wichtige und interessante Veröffentlichung anvertraut zu bekommen."

Hinweis: Rudolf Voderholzer: Offenbarung, Tradition und Schriftauslegung. Bausteine zu einer christlichen Bibelhermeneutik. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2013. 208 Seiten 24,95 Euro. ISBN 978-3-7917-2519-2.

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