Ketteler-Haus in Dieburg eingeweiht

Giebelmann: „Im Geist von Bischof Ketteler das Leben lernen“

DIEBURG--KONVIKT--KETTELER-HAUS (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)
Datum:
Mi. 4. Feb. 2015
Von:
tob (MBN)
Dieburg. Im ehemaligen Bischöflichen Konvikt in Dieburg ist am Mittwoch, 4. Februar, das Ketteler-Haus offiziell eingeweiht worden. Bei der Einweihungsfeier betonte der Generalvikar des Bistums Mainz, Prälat Dietmar Giebelmann, dass das Haus nun - nach einer Stilllegung von rund zehn Jahren - wieder in seiner ursprünglichen Bedeutung mit Leben gefüllt werde:

„In diesem Haus wollen Kinder und Jugendliche im Geist von Bischof Ketteler das Leben lernen. Sie sollen erfahren, dass einer für den anderen da ist." Das werde nicht nur durch die pädagogische Arbeit in der Einrichtung möglich, sondern auch „weil das Ketteler-Haus hineingenommen ist in das Leben der Stadt und der Pfarrei", sagte Giebelmann.

Das Ketteler-Haus ist eine Zweigstelle der zum St. Josephshaus in Klein-Zimmern gehörenden Bischof Ketteler-Schule. Träger ist das Theresien Kinder- und Jugendhilfezentrum und das St. Josephshaus e.V. Geschäftsführer und Heimleiter ist Markus Pelz, Schulleiterin der Bischof-Ketteler-Schule ist Susanne Scheuch-Ahrens. An der Feier nahmen auch Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak, Dezernentin für Schulen und Hochschulen im Bistum Mainz, der Sozialdezernent des Bistums Mainz, Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt, und der Finanzdirektor des Bistums Mainz, Eberhard von Alten, teil.

Die erste Kreisbeigeordnete des Landkreises Darmstadt-Dieburg, Rosemarie Lück, bezeichnete das Haus als „offenes und freundliches Gebäude, das sich an den Bedürfnissen der Kinder und den pädagogischen Erfordernissen orientiert". Und weiter: „Wir wissen, dass die Kinder hier gut aufgehoben sind." Der Dieburger Bürgermeister Dr. Werner Thomas, zeigte sich „froh und dankbar, dass hier wieder eine Schule entstanden ist". Das Haus trage dazu bei, „dass Dieburg ein Schul- und Bildungsstandort ist, der seinesgleichen sucht", sagte Thomas.

Das Haus sei jetzt „aus seinem Dornröschenschlaf wieder aufgeweckt worden", sagte Peter Eckrich, Geschäftsführer des Theresien Kinder- und Jugendhilfezentrums in Offenbach. Beim Ketteler-Haus hätten sich mit dem St. Josephshaus und dem Theresien Kinder- und Jugendhilfezentrum die beiden Einrichtungen im Bistum Mainz, die in der Kinder- und Jugendhilfe tätig sind, unter einem Dach zusammengetan, sagte Eckrich.

Architekt Michael Peters aus Bad Nauheim gab außerdem einen Überblick über die aufwändigen Arbeiten, die zur Fertigstellung des Hauses notwendig waren. Unter anderem wurde der Eingang von der Nord- auf die Südseite des Hauses verlegt. Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt hatte die Gäste begrüßt. Die Moderation der Feier hatte Heimleiter Markus Pelz übernommen.

In Dieburg werden unter anderen Mädchen und Jungen zwischen zehn und 17 Jahren unterrichtet, die über so genannte „Inselbegabungen" verfügen. „Diese Schüler haben in einigen Bereichen deutlich überdurchschnittliche Begabungen, in anderen Lernfeldern sind diese hingegen nicht vorhanden", erklärt Rainer Wolf, Geschäftsführender Verwaltungsleiter des Theresien Kinder- und Jugendhilfezentrums
in Offenbach. Die Kinder und Jugendlichen erhalten hier eine intensive pädagogische Betreuung. Die Belegung der zur Verfügung stehenden Wohn- und Tagesgruppenplätze erfolgt ausschließlich über Jugendämter, teilweise aus dem ganzen Bundesgebiet.

Das Haus verfügt über drei Wohngruppen mit je elf Plätzen sowie eine Tagesgruppe mit zwölf Plätzen und bis zu 60 Schulplätzen der Bischof Ketteler-Schule. Rund 40 Pädagogen arbeiten in der Einrichtung. Der Schulbetrieb hatte bereits am 29. August 2013 begonnen. Schul- und Wohnbereich sind wohnlich und personell getrennt. Die Umbauarbeiten hatten rund 18 Monate gedauert.

St. Josephshaus in Klein-Zimmern

Die Bischof Ketteler-Schule gehört zum St. Josephshaus Klein-Zimmern, einem Zentrum für Kinder- und Jugendhilfe in der Trägerschaft des Bistums Mainz. Das Spektrum des Angebots mit insgesamt rund 150 Plätzen reicht von ambulanten Maßnahmen über teilstationäre Hilfen bis zur stationären Unterbringung in Wohn- und Familiengruppen. Die Bischof Ketteler-Schule ist eine staatlich anerkannte Förderschule für Erziehungshilfe und Kranke, an der auch der Hauptschulabschluss möglich ist.

Geschichte des Bischof Ketteler-Hauses in Dieburg

Das Bischof Ketteler-Haus wurde als Schülerkonvikt (Internat) am 11. November 1869 von dem damaligen Mainzer Bischof, Wilhelm Emmanuel von Ketteler, eingeweiht und bereits drei Jahre später wegen des großen Andrangs baulich erweitert. 1876 musste das Konvikt aufgrund des Kulturkampfes schließen und öffnete erst 1889 wieder seine Pforten. In dem Haus lebten bis zu 120 Schüler, die von hier aus das Städtische Gymnasium besuchten. 1938 schlossen die Nationalsozialisten das Konvikt ein zweites Mal - es diente bis zum Kriegsende als Reservelazarett. 1948 nahm das Konvikt seine Arbeit wieder auf und erhielt als „Alfred Delp-Schülerheim" den Namen seines prominentesten Bewohners, des 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichteten Jesuitenpaters Alfred Delp; Delp hatte von 1922 bis 1926 im Konvikt gelebt.

Wegen der geänderten Bildungslandschaft - inzwischen waren Gymnasien fast überall erreichbar - verlor das Bischöfliche Konvikt Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre zunehmend an Bedeutung und wurde deshalb 1975 geschlossen. Von 1975 bis 2002 war das Gebäude das Exerzitienhaus der Diözese Mainz; seit 2003 ist die Exerzitienarbeit des Bistums Mainz auf dem Binger Rochusberg angesiedelt.

Hinweis: Weitere Informationen zum St. Josephshaus und zum Theresien Kinder- und Jugendhilfezentrum e.V. auch im Internet unter www.st-josephshaus.de sowie unter www.tkjhz-of.de