Kohlgraf: Synodaler Weg braucht geistliche Offenheit

Diözesanversammlung votierte für Einrichtung einer Frauenkommission im Bistum

Mainz, 21. September 2019: Mit Blick auf den Synodalen Weg hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf bei der Diözesanversammlung für einen echten Dialog geworben, „der sich durch eine geistliche Offenheit und die Unterscheidung der Geister im Sinne von Ignatius auszeichnen muss“. (c) Bistum Mainz / Blum
Datum:
Sa. 21. Sept. 2019
Von:
tob (MBN)

Mainz. Mit Blick auf den Synodalen Weg der Deutschen Bischofskonferenz mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf für einen echten Dialog geworben, „der sich durch eine geistliche Offenheit und die Unterscheidung der Geister im Sinne von Ignatius auszeichnen muss“. Das sagte Kohlgraf am Samstag, 21. September, bei der Sitzung der Diözesanversammlung im Bistum Mainz.

Mainz, 20. September 2019: Auftakt der Beratungen der Diözesanversammlung (v.l.n.r.): Seelsorgedezernent Hans Jürgen Dörr, Bischof Peter Kohlgraf, Hildegard Dziuk und Martina Reißfelder. (c) Bistum Mainz / Blum

Das Gremium hatte seit Freitagabend, 20. September im Ketteler-Saal des Erbacher Hofes in Mainz getagt. Der Synodale Weg müsse ein Gesprächsprozess werden, der auch eine Verbindlichkeit habe, sagte der Bischof. Gleichzeitig müsse ein solcher Impuls aus der deutschen Kirche natürlich auf weltkirchlicher Ebene besprochen werden.

Kohlgraf warnte außerdem davor, den Begriff „Evangelisierung“ in der Debatte um den Synodalen Weg „zu einem Kampfbegriff“ zu machen: „Es ist unstreitig, dass die Evangelisierung Kernaufgabe der Kirche ist und deshalb sind auch die Bischöfe im Bemühen um die Evangelisierung eins.“ Allerdings sei der Synodale Weg aus den drängenden systemischen Fragen entstanden, die sich im Zuge der MHG-Studie gestellt hätten. „Und auf diese Fragen können wir nicht mit einer Evangelisierungsinitiative antworten“, sagte Kohlgraf. Es sei klar, dass die Fragen nach „den klassischen Reizthemen“ Macht, Sexualmoral, priesterlicher Lebensform und der Rolle der Frau nicht mehr ausgeklammert werden könnten. „Diese Themen sind außerdem weltkirchliche Themen und keine deutschen Spezialthemen, wie das manchmal heruntergespielt wird“, betonte der Bischof. „Sich diesen Fragen zu stellen, hat deshalb auch etwas mit Evangelisierung zu tun. Wir müssen eine Form von Kirche finden, die heute als Zeichen und Werkzeug Gottes erkannt wird“, sagte Kohlgraf. Er verwies darauf, dass Evangelisierung nicht eine Belehrung der Lebenswirklichkeit von Menschen sein dürfe, „sondern ich muss versuchen, mein Leben aus dem Glauben in die Gesellschaft zu tragen“.

kfd hatte Einrichtung einer Frauenkommission vorgeschlagen

Mainz, 21. September 2019: Intensiv wurde in der Diözesanversammlung über den Pastoralen Weg im Bistum Mainz und die Orientierungshilfe dazu diskutiert. (c) Bistum Mainz / Blum

Bei der Sitzung sprachen sich die Mitglieder der Diözesanversammlung einstimmig (bei drei Enthaltungen) für die Einrichtung einer Frauenkommission aus, um das Thema „Rolle der Frau in Kirche“ im Bistum Mainz zu verankern. Rahmenbedingungen und konkrete Ausgestaltung des neuen Gremiums stehen noch nicht fest, werden aber in Zusammenarbeit von Katholikenrat und Bischöflichem Seelsorgeamt erarbeitet werden. Die Frauenkommission soll auf jeden Fall ein grundsätzliches Beratungsgremium werden und nicht allein ein Teilprojekt des Pastoralen Weges im Bistum Mainz, sagte Kohlgraf: „Ich verstehe die Idee so, dass die Frauenkommission einen generellen Blick darauf werfen soll, wie die Verantwortlichen im Bistum mit dem Thema umgehen“, sagte der Bischof. Damit griff die Diözesanversammlung einen Vorschlag der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) aus dem Bistum Mainz auf, den Susanne Winnekens-Udovic vom Diözesanleitungsteam eingebracht hatte.

Mainz, 21. September 2019: Wolfgang Fritzen berichtete über den Stand des Pastoralen Weges im Bistum Mainz. (c) Bistum Mainz / Blum

Über den Stand des Pastoralen Weges berichtete am Samstagmorgen Dr. Wolfgang Fritzen, Leiter der Koordinationsstelle für den Pastoralen Weg. Diskutiert wurde außerdem der Entwurf für eine Orientierungshilfe zum Pastoralen Weg, die zum Fest des heiligen Martin am 11. November erschienen soll. Die Diözesanversammlung votierte einstimmig dafür, die Orientierungshilfe in den Gremien als Baustein für die Gestaltung der Gespräche über den Pastoralen Weg zu nutzen. Mit der Orientierungshilfe sollen nicht nur die Ergebnisse des Workshoptages vom 1. Juni gewürdigt werden, sondern es solle ebenso eine Anregung zur Weiterführung dieses Gespräches sein, sagte Fritzen.

Bericht zu Konsequenzen aus MHG-Studie

Mainz, 20. September 2019: Weihbischof Udo Markus Bentz erläuterte den aktuellen Stand der Maßnahmen zum Thema „Sexualisierte Gewalt“ als Konsequenz aus der 2018 vorgestellten MHG-Studie. (c) Bistum Mainz / Blum

Der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, erläuterte zu Beginn der Sitzung am Freitagabend, 20. September, den aktuellen Stand der Maßnahmen und Entscheidungen zum Thema „Sexualisierte Gewalt“ als Konsequenz aus der 2018 vorgestellten MHG-Studie. Er warb um Vertrauen dafür, „dass wir wirklich intensiv an dem Thema arbeiten“, auf Ebene des Bistums Mainz und auf Ebene der Bischofskonferenz. Es brauche allerdings viel Zeit, um der Perspektive der Betroffenen tatsächlich gerecht zu werden.

Unabhängiges Aufklärungsprojekt „Erfahren. Verstehen. Vorsorgen.“

Der Weihbischof lud außerdem erneut dazu ein, sich beim unabhängigen Aufklärungsprojekt „Erfahren. Verstehen. Vorsorgen.“ zu melden bzw. im Bistum dafür zu werben. Das Bistum Mainz hatte den Regensburger Rechtsanwalt Ulrich Weber damit Anfang Juni beauftragt: „Mir ist es wichtig, dass wir mit diesem Projekt einen Raum größtmöglichen Vertrauens schaffen, der Betroffene ermutigt, über das Erlebte zu sprechen“, sagte Bentz. „Wir wollen Menschen, die im Bistum Mainz Opfer, Mitwisser, Zeugen oder Täter geworden sind, ermöglichen, sich bei Rechtsanwalt Weber als einer unabhängigen Instanz zu melden.“

Am Freitagabend stand außerdem die bundesweite Eröffnung der Diaspora-Aktion des Bonifatiuswerkes am Sonntag, 3. November, in Mainz auf dem Programm: Karin Stieneke, Leiterin der Abteilung Kommunikation und Fundraising des Bonifatiuswerkes, berichtete über die Planungen des Hilfswerkes, das in diesem Jahr sein 170-jähriges Bestehen feiert. Im Rahmen der Feierlichkeiten wird außerdem der alle drei Jahre verliehene Bonifatiuspreis verliehen werden. Von den 220 Bewerbungen in diesem Jahr seien insgesamt elf aus dem Bistum Mainz eingegangen, sagte Stieneke.

Stichwort: Diözesanversammlung

Die Diözesanversammlung des Bistums Mainz tritt in der Regel einmal im Jahr zusammen. Sie ist nach den Worten des früheren Bischofs von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, so etwas wie eine „kleine Synode des Bistums“ mit seinen rund 719.000 Katholiken. Ihr gehören 122 Mitglieder an. Sie setzt sich unter dem Vorsitz des Bischofs aus den diözesanen Räten (Priesterrat, Katholikenrat und Konferenz der Dekane) und den Vertretern der Bistumsleitung zusammen. Hinzu kommen Vertreter der Orden, der Ständigen Diakone, der Pastoralreferentinnen und -referenten, der Gemeindereferentinnen und -referenten sowie des Diözesan-Caritasverbandes. Außerdem können bis zu sieben Persönlichkeiten hinzugewählt werden. Die Organe der Diözesanversammlung sind der Vorstand mit dem Bischof als Vorsitzendem, der Diözesan-Pastoralrat (eine Art Hauptausschuss) und neun Sachausschüsse, die bei der konstituierenden Sitzung gebildet wurden. Geschäftsführende Vorsitzende der Diözesanversammlung ist Dr. Hildegard Dziuk.

Hinweis: Für die Kontaktaufnahme zum unabhängigen Aufklärungsprojekt „Erfahren. Verstehen. Vorsorgen.“ hat Rechtsanwalt Weber unter der Adresse www.uw-recht.org eine eigene Internetseite freigeschaltet.