Mainz. Der Mainzer Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz hat am Montagabend, 11. Oktober, Dr. Muhammadu Sambo Heruna, Emir von Wase (Nigeria), und Erzbischof Dr. Ignatius Kaigama, Erzbischof von Abuja (Nigeria), im Erbacher Hof in Mainz zum Gespräch getroffen. Thema des Gesprächs war die Bedeutung des interreligiösen Dialogs für ein friedliches und respektvolles Zusammenleben der Gesellschaft.
„Es ist wichtig, dass wir uns hier ein differenziertes Bild von der Situation im Norden Nigerias machen“, sagte Weihbischof Bentz in dem Gespräch. „Die Freundschaft zwischen dem Erzbischof und dem Emir, der gegenseitige Respekt vor der Religion des anderen und der unbedingte Wille, Frieden für die ihnen anvertrauten Menschen zu schaffen, zeigen: Frieden und Versöhnung gibt es nur, wenn sich Menschen mit Leidenschaft dafür engagieren und es wagen, Vorbehalte durch Begegnung und Dialog aufzubrechen.“ Emir Heruna und Erzbischof Kaigama besuchten das Bistum Mainz anlässlich des Monats der Weltmission und wurden von Seiten des Bistums Mainz von Dr. Eva Baillie, Geschäftsstelle Weltkirche/Gerechtigkeit und Frieden im Bischöflichen Ordinariat Mainz, begleitet.
Am Vormittag war die Delegation mit der ZDF-Journalistin Gundula Gause zu Gast im Sendestudio des „heute-journals“. Dort sprachen die Gäste aus Nigeria mit Redakteurinnen und Redakteuren über die Lage in Nigeria und den Einsatz von Christen und Muslimen für Frieden und Versöhnung. Am Mittag waren sie mit Regens Dr. Tonke Dennebaum und Seminarist Anthony Nwadiogbu aus dem Bistum Enugu zusammengetroffen und hatten sich über die unterschiedlichen Herausforderungen der Priesterausbildung in Deutschland und Nigeria ausgetauscht.
Der Weltmissionssonntag 2021 steht unter dem biblischen Leitwort „Lasst uns nicht müde werden, das Gute zu tun“; er wird am 24. Oktober begangen. In diesem Jahr sind zum Weltmissionssonntag Vertreter der Kirche aus Nigeria zu Gast in Deutschland und stellen auf rund 300 Veranstaltungen ihre Arbeit vor.
Zudem besuchten anlässlich des Monats der Weltmission Vertreterinnen von „Women‘s Interfaith Council“ das Bistum Mainz: Die „Mütter für den Frieden“ setzen sich seit 2010 in der Krisenregion Kaduna für ein gewaltfreies Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen ein. Das „Women‘s Interfaith Council“ (WIC), das für den Aachener Friedenspreis 2021 nominiert ist, besteht aus 23 christlichen und muslimischen Frauenverbänden. Es ist eine von Laiinnen getragene Initiative mit insgesamt rund 12.650 Frauen. Begegnungen fanden unter anderem in der Katholischen Hochschule (KH) Mainz sowie mit Beratungsfachkräften des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) sowie des Caritasverbandes Mainz statt.
Schwester Veronica Onyeanisi, Hauptgeschäftsführerin des WIC, rief im Gespräch beim SkF dazu auf, Frieden nicht als selbstverständlich zu erachten und immer auf den interreligiösen Dialog zu achten. „Der Austausch mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, insbesondere mit den nigerianischen Frauen, hat mich sehr berührt. Diese Frauen haben in ihrem Land einen Weg zueinander gefunden, um gemeinsam gegen die Unterdrückung von Frauen durch kulturelle und religiöse Praktiken und Gebräuche zu kämpfen“, sagte Gabriele Hufen, Vorsitzende des SKF. „Ich nehme aus der Begegnung mit, dass wir uns viel besser zuhören sollten – über die Grenzen der Kultur und der Religion hinweg. Und wir müssen gemeinsam über diese Grenzen sprechen und uns unsere Kultur und Religion erklären. Das ist die einzige Chance für ein friedliches Zusammenleben. Das gilt auch für Deutschland, denn gesellschaftliche Gruppierungen unterschiedlichen Glaubens und unterschiedlich intensiver bzw. aktiver Glaubensausübung haben wir auch hier.“
„Auch mich haben die Frauen des WIC sehr beeindruckt. Obwohl die meisten von ihnen schlimme Gewalt und Traumata erleiden mussten, glauben sie mit ganz viel Mut an die Möglichkeit von Versöhnung“, sagte Eva Baillie. Und weiter: „Ob Religion als Brandbeschleuniger oder Friedensstifter in Konflikten wirkt, hängt davon ab, wie sie gelebt wird. Sowohl die Frauen des WIC als auch die anderen Gäste aus dem Norden Nigerias stehen für Dialog und Geschwisterlichkeit im Einsatz für ein friedliches Miteinander.“
Zudem ruft das Bistum Mainz anlässlich des Weltmissionssonntags am 24. Oktober gemeinsam mit dem Hilfswerk Missio zur Teilnahme an der weltweit größten katholischen Solidaritätsaktion auf. Dann wird in den Gottesdiensten eine Kollekte für die Seelsorge und soziale Arbeit der Kirche in den 1.100 ärmsten Diözesen in Afrika, Asien und Ozeanien gehalten. Diese Aktion findet in über 100 Ländern statt. Für die Kollekte 2020 sammelte das Bistum Mainz rund 175.000 Euro. Missio Aachen erlöste insgesamt 3,16 Millionen Euro. Weltweit wurden 53 Millionen Euro am Weltmissionssonntag gespendet.
Im vergangenen Jahr gingen die Gottesdienst-Kollekten zum Weltmissionssonntag gegenüber 2019 zurück, da aufgrund der Corona-Einschränkungen wesentlich weniger Katholikinnen und Katholiken die Gottesdienste besuchen konnten. Online-Spenden zum Weltmissionssonntag konnten den Rückgang etwas abfedern.
„Ich bedanke mich angesichts der schwierigen Situation in der Corona-Zeit ausdrücklich bei allen Spenderinnen und Spender in unserem Bistum, die im Gottesdienst oder online zum Gelingen des Weltmissionssonntags beigetragen haben. Diese weltkirchliche Solidarität ist ein starkes Zeichen“, sagte Weihbischof Bentz, der auch Diözesandirektor Weltkirche im Bistum Mainz ist. „Unsere Verbundenheit hilft den Christinnen und Christen in Afrika, dem Nahen und Mittleren Osten, Asien oder Ozeanien ungemein dabei, in ihren oft von Gewalt, sozialer Ungleichheit und Armut geprägten Gesellschaften Hoffnungsträger zu bleiben“, betonte Bentz. „Ich bitte alle Gläubigen im Bistum Mainz, auch in diesem Jahr an der Seite der Menschen und Kirche im globalen Süden zu stehen.“
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