Lehmann: Ein Höhepunkt der Mainzer Geschichte im Mittelalter

Feiern zum 1000. Todestag von Erzbischof Willigis mit Kardinal Lehmann in St. Stephan

LEHMANN--STORCK (c) Bistum Mainz / Matschak (Ersteller: Bistum Mainz / Matschak)
Datum:
Do. 24. Feb. 2011
Von:
tob (MBN)
Mainz. Erzbischof Willigis gelte „vielen Historikern als ein Höhepunkt der Mainzer Geschichte im Mittelalter“. Das sagte der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, bei einem Pontifikalgottesdienst am Mittwochabend, 23. Februar, in Mainz-St. Stephan. „Mit Bonifatius, Lullus und Hrabanus Maurus gehört er zu den großen, vor allem aber heiligen Erzbischöfen der frühen mittelalterlichen Geschichte.“
WILLIGIS (c) Bistum Mainz / Matschak (Ersteller: Bistum Mainz / Matschak)

Lehmann wies darauf hin, dass Willigis mit 36 Jahren die längste Amtszeit eines Mainzer Bischofs habe. Der Gottesdienst am 1000. Todestag von Erzbischof Willigis (um 940-1011) war zusammen mit der Pontifikalvesper am Vorabend Auftakt der Willigis-Jubiläumsjahres in Mainz-St. Stephan, das mit zahlreichen Vorträgen und Veranstaltungen begangen wird.

Der Kardinal erinnerte daran, dass Willigis schon kurz nach seinem Amtsantritt im Jahr 975 ein Bestätigungsschreiben von Papst Benedikt VII. erhalten habe, durch das er den Papst nördlich der Alpen in allen wichtigen Angelegenheiten vertrat. „Damit erhielt Willigis neben Papst und Kaiser das höchste geistliche und weltliche Amt, das es damals gab", sagte Lehmann. Willigis habe in seiner Amtszeit unter anderem das Territorium des Erzbistums stark vergrößert, sei aber in seinen weltlichen Aufgaben nicht aufgegangen, betonte der Kardinal.

Wörtlich sagte Lehmann: „Entgegen früheren Meinungen wissen wir heute, dass Erzbischof Willigis sich sehr um die Klöster und ihr religiöses Leben kümmerte. Er wusste, dass sie Leuchttürme für das religiöse Leben waren. Aber er hat ihnen nicht die ganze Seelsorge anvertraut. Dafür hat er die Stifte gegründet, besonders das Stift St. Stephan auf der höchsten Hügelgruppe des Stadtbildes und das Stift St. Viktor, auch auf einer Höhe südlich von Mainz. Mit der Schaffung der Stifte hat Willigis ganz bewusst die Seelsorge strukturell und organisatorisch ausgebaut. Er hat sich sehr um die Förderung derjenigen Priester gekümmert, die wir heute als Weltklerus bezeichnen. Sie wohnten gemeinsam in den Stiften. So hat er die Aufgaben der Klöster - er gilt heute als ein Freund der Mönche - und der Stifte klug unterschieden." Daneben habe er sich auch intensiv um die Kultur seiner Zeit gekümmert, wie etwa die Sorge um die Mainzer Domschule und die Sicherung literarischer Traditionen zeige.

Der Pfarrer von St. Stephan, Stefan Schäfer, hatte dem Kardinal in seiner Begrüßung für sein Kommen gedankt: „Wir empfinden es als Auszeichnung, dass Sie es sich nicht nehmen lassen, diese Feiern mit uns zu begehen." Am Pontifikalamt hatten wie schon bei der Pontifikalvesper die Mitglieder des Mainzer Domkapitels teilgenommen. Die musikalische Gestaltung hatten die Kirchenchöre von St. Stephan und St. Alban sowie die Kantorei St. Alban unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Heinz Lamby übernommen. Außerdem wirkten Bläsersolisten des Willigis-Symphonieorchesters unter Leitung von Hannelore Swartman an der Gestaltung mit.

Pontifikalvesper mit mittelalterlichen Texten über Willigis

Bereits am Dienstagabend, 22. Februar, hatte Kardinal Lehmann im Rahmen einer Pontifikalvesper in St. Stephan Willigis als einen Bischof bezeichnet, der „ganz besonders die Anforderungen seiner Zeit" erfüllt habe. „Er hat die Geschichte unserer Stadt, der damaligen Erzdiözese, ja sogar des Reiches auf eine längere Zeit hin in den grundlegenden Strukturen mitbestimmt", sagte Lehmann. Der Kardinal ging auch auf die Herkunft von Willigis aus einfachen Verhältnissen ein: „Es scheint mir bemerkenswert zu sein, dass damals entgegen allen Vorstellungen einer ständisch durchstrukturierten, ,hierarchischen' Gesellschaft jemand aus so niedrigem Stand zum Erzbischof von Mainz berufen werden konnte. Wir müssen auch an dieser Stelle die Vorstellung vom ,finsteren Mittelalter' korrigieren." Zu Beginn der Vesper hatte Pfarrer Schäfer die Anwesenden begrüßt. „Die Vesper macht die Tradition bewusst, dass bereits 1.000 Jahre auf dem Stephansberg Gottesdienste gefeiert werden. Sie soll uns mit dem Heiligen dieses Tages in Berührung bringen", sagte er.

Die liturgischen Texte, die von einer Schola des Mainzer Domchores unter Leitung von Domkantor Karsten Storck im Rahmen der Vesper vorgetragen und an der Orgel von Domorganist Daniel Beckmann begleitet wurden, beruhten zum Teil auf einer mittelalterlichen Handschrift, die um 1150 in St. Stephan für die Feier des Willigis-Festes entstand. Sie loben Willigis unter anderem als vorbildlichen, heiligmäßigen Bischof und Erzkanzler. Godehard Joppich aus Rodenbach, emeritierter Professor für Gregorianik an der Folkwang Hochschule Essen, hatte für die Pontifikalvesper die originale Melodieführung einiger Teile der liturgischen Texte für den heutigen Gebrauch rekonstruiert. Die lateinischen Texte wurden erstmals für die Pontifikalvesper übersetzt.

Hinweis: http://www.st-stephan-mainz.de

 

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