Lehmann: Eucharistie ist zentraler, kostbarer Schatz der Kirche

Katechese von Kardinal Lehmann beim Nationalen Eucharistischen Kongress in Köln

LEHMANN (c) Bistum mainz / Matschak (Ersteller: Bistum mainz / Matschak)
Datum:
Fr. 7. Juni 2013
Von:
am (MBN)
Köln. Als „besondere Orte der Eucharistieverehrung“ hat der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, die Eucharistischen Kongresse bezeichnet. „Die Eucharistischen Weltkongresse sind immer schon sehr eng mit dem heute besonders wichtigen Thema der Neuevangelisierung verbunden“, sagte er bei einer Katechese am Donnerstag, 6. Juni, in der Kirche Groß St. Martin in Köln.
LEHMANN (c) Bistum Mainz / Matschak (Ersteller: Bistum Mainz / Matschak)

Die Katechese (Glaubensunterweisung) mit anschließendem Gottesdienst fand im Rahmen des Nationalen Eucharistischen Kongresses in Köln (5.-9. Juni) statt; die Katechesen dieses Tages standen unter der Überschrift „Herr, zu wem sollen wir gehen? - Zu dem, der uns in seiner Kirche versammelt". Zu der Katechese, an der auch der Apostolische Nuntius in der Bundesrepublik Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Périsset, teilnahm, waren über 600 Menschen gekommen, die den Kardinal mit lang anhaltendem Beifall begrüßten.

Die Eucharistie sei der „zentrale kostbare Schatz der Kirche", unterstrich Lehmann. „Die Eucharistie vergegenwärtigt den Herrn bei uns auf besonders dichte Weise in den geschöpflichen Zeichen von Brot und Wein. So unmittelbar und sinnlich greifbar, aber zugleich so verhüllt und verborgen ist Gott bei uns. Er begleitet die Kirche auf dem Weg durch die Zeiten. Darum ist die Eucharistie in tiefer Weise das Sakrament ,zwischen den Zeiten‘. Es entspringt der Vollendung des Lebens und dem Tod Jesu und geht mit uns als unauslöschlicher Bund bis an die Ufer der Ewigkeit. Die Eucharistie ist ein tiefreichendes, geschichtliches, irdisches Zeichen. Umso mehr ist es Geheimnis, Sakrament", sagte der Kardinal.

Eucharistie werde auch „in der Öffentlichkeit unseres Lebens" gefeiert, sagte Lehmann weiter. Insbesondere an Fronleichnam „ziehen wir vorbei an den armen und reichen Wohnstätten der Menschen, an Krankenhäusern und Friedhöfen, an Kirchen und Schulen, Gefängnissen und Vergnügungsstätten. Es ist das reale Leben. Wir spüren dabei, dass die Hoffnung unseres Glaubens uns als Zeugen in Anspruch nimmt." Der Glaube sei zwar im Herzen des Menschen verankert, aber er dränge von sich aus zum „Zeugnis und Bekenntnis in den Strukturen unseres Lebens". „Überall, wo wir uns verzehren und abarbeiten, wo wir Vergeblichkeit und Scheitern erfahren, ist der Herr uns ganz nahe, auch auf den vielfach gefährlichen Straßen unserer Welt", betonte er. 

Die Eucharistie halte Jesus Christus „in so dichter Weise unter uns gegenwärtig wie in keinem anderen Zeichen". Sie sei darum nicht „rückwärtsgewandte Erinnerung, sondern kräftige Gegenwart". Die Eucharistie werde daher auch als „Wegzehrung" bezeichnet: „So wie es dem Einzelnen, der sein Leben vollendet, als letzte Hilfe dieser Welt übereignet wird, ähnlich geht die Eucharistie auch Tag für Tag mit der Kirche durch die Zeiten." Dies zeige, wie Eucharistie „täglich erfahrbare Gewähr der christlich begründeten Hoffnung ist. Deshalb wird sie auch mit Recht ,Brot des Lebens‘ genannt. Wie viele Menschen holen sich immer wieder aus der Tiefe dieses Sakraments Mut und Kraft für den Alltag!", hob der Kardinal hervor.

Lehmann wies auch auf die „tiefe Zusammengehörigkeit von Eucharistie und Kirche hin". „Die Eucharistie baut Kirche auf und ist wirklich die kostbarste Gabe der Kirche in der irdischen Pilgerzeit. Von ihrem dichten Gemeinschaftscharakter her bringt sie die mannigfaltige Einheit der Kirche in der Verkündigung, der Feier des Gottesdienstes und der Nächstenliebe (Caritas) am besten und tiefsten zum Ausdruck. Zusammen mit dem Gedächtnischarakter der Eucharistie ist diese Wiederentdeckung der kirchenbildenden Wirkung der Eucharistie einer der wichtigsten Bausteine in ihrem heutigen  Verständnis", sagte er.

Pressekonferenz mit Kardinal Lehmann

Bei einer Pressekonferenz im Pressezentrum des Nationalen Eucharistischen Kongresses am Donnerstag, 6. Juni, freute sich Kardinal Lehmann über das vielfältige Interesse der Menschen am Eucharistischen Kongress. Es sei eine „seltene Chance", bei den Katechsen einmal einen theologischen Gedanken über einen längeren Zeitraum entwickeln zu können, sagte der Kardinal. Er äußerte die Hoffnung, dass sich Menschen durch den Kongress vielleicht neu von den Themen „Eucharistie" oder „Eucharistische Anbetung" ansprechen lassen könnten. „Formen der Frömmigkeit, die einem wichtig sind, können im Laufe des Lebens wechseln", sagte er. Dafür müssten auch die kirchlichen Grundvollzüge „neu durchbuchstabiert" und „neu entdeckt" werden, sagte Lehmann. Er hoffe, dass der Eucharistische Kongress bei den Teilnehmern neue „Anstöße" vermittle.

Der Kardinal erinnerte in diesem Zusammenhang an den Internationalen Eucharistischen Kongress 1960 in München, der den Vorbereitungen zum bereits angekündigten Zweiten Vatikanischen Konzil (1962- 1965) neuen Auftrieb gegeben habe. Der Kongress sei damals ein „Sammelbecken der reformerischen Ideen vor dem Konzil" gewesen - beispielsweise der Liturgiewissenschaft oder der liturgischen Bewegung, sagte der Kardinal.

Lehmann nahm im Rahmen des Eucharistischen Kongresses außerdem am Donnerstagnachmittag an einem Podiumsgespräch zum Thema „Unterwegs in eine gerechte Zukunft. Im Gespräch über Nachhaltigkeit" teil. Darüber hinaus ist der Kardinal am Freitag, 7. Juni, Teilnehmer an einem Podiumsgespräch zum Thema „Das Zweite Vatikanische Konzil. Zeitzeugen erinnern sich" im Börsen-Saal der Industrie- und Handelskammer in Köln.

Bistumsstand auf dem Kölner Neumarkt

Anlaufstelle für die Teilnehmer aus dem Bistum Mainz ist der Stand des Bistums Mainz auf dem Kölner Neumarkt, wo sich die Mehrzahl der deutschen Bistümer präsentiert. In seinem Zelt zeigt das Bistum eine Foto-Ausstellung über die Benediktinerinnen-Abtei Kloster Engelthal in der Wetterau. Die Foto- Ausstellung ist Teil einer Schau, die anlässlich des 50. Jahrestages der Wiederbesiedlung der Abtei im vergangenen Jahr im Mainzer Dom- und Diözesanmuseum gezeigt wurde. Darüber hinaus ist eine Wasserklangschale im Zelt des Bistums Mainz aufgestellt. „Die ist wirklich der Hit", sagt Nicole Demuth von der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des Bistums Mainz. „Andauernd kommen Besucher vorbei, um sie auszuprobieren. Und ein Physikprofessor hat uns erklärt, was da eigentlich physikalisch passiert", berichtet Demuth.

Gerne werde auch der „Klosterknusper" probiert, weiß Doris Lieven, ebenfalls von der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit. Als „Klosterknusper" verkauft der Infoladen des Bistums Mainz den Bruch der Teigplatten, aus denen die Hostien für die Eucharistiefeiern gestanzt werden. Viele Besucher wunderten sich, dass es so etwas gibt, sagt Lieven. Manch einer sei aber auch irritiert. „Mich haben schon zwei Besucher gefragt: ,Sind die auch wirklich nicht geweiht?‘", erzählt sie. Großen Anklang findet auch die Möglichkeit, auf einem Stück Papier, das wie ein Wassertropfen geformt ist, den Satz zu vollenden: „Lebendiges Wasser ist für mich ..." Darüber hinaus können Besucher Prospekte über das Bistum Mainz oder über die Benediktinerinnenabtei Kloster Engelthal bei Altenstadt mitnehmen; geöffnet ist der Bistumsstand jeden Tag von 13.00 bis 20.00 Uhr.

Besuch aus dem Bistum Mainz bei Weihbischof Neymeyrs Katechese

Auch der Mainzer Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr lobt den einladenden Charakter des Bistumsstandes. Immer wieder ist er im Gespräch mit Besuchern, zeigt ihnen, wie die Klangschale funktioniert. „Das hat alles ein bisschen Katholikentags-Feeling", sagt er. Während des Kongresses hält er zwei Katechesen, die erste am Donnerstagmorgen hat er schon hinter sich. Aufgrund des heutigen Schülertages hat er heute ausschließlich vor Neuntklässlern gesprochen. „Das war sehr angenehm, da ich ein klare Zielgruppe hatte", sagt er; „Eucharistie und Firmung" seien Schwerpunkte seiner Ausführungen gewesen. Besonders gefreut hat sich Neymeyr über Besuch aus dem Bistum Mainz: „Von der Offenbacher Marienschule war Pfarrer Roberto Medovic mit 40 Schülerinnen da", berichtet er.

Weitere Teilnehmer aus dem Bistum Mainz

„Fülle unseres Alltags - Eucharistie. In der Eucharistie den Alltag von Ehe- und Familienleben entdecken" heißt eine Veranstaltung, die das Ehepaar Maria und Klaus Heizmann anbietet. Sie findet zweimal am Samstag, 8. Juni, in der Kölner Ursulinenschule statt. Klaus Heizmann ist Referent für Ehe- und Familienseelsorge im Bistum Mainz, Maria Heizmann Mitglied der Schönstatt-Familienbewegung. Privatdozent Dr. Peter Kohlgraf, Dozent für Praktische Theologie an der Katholischen Hochschule (KH) Mainz, hielt am Donnerstag, 6. Juni, einen Vortrag zum Thema „Kontinuität oder Bruch? Der Versuch einer Bewertung des Zweiten Vatikanischen Konzils". Der Vortrag fand im Theatersaal Albertus Magnus des „Residenz" statt.

Eucharistischer Kongress dauert noch bis Sonntag

Der Nationale Eucharistische Kongress in Köln dauert noch bis Sonntag, 9. Juni, wo er mit einem Abschlussgottesdienst im RheinEnergie-Stadion endet. Der Kongress steht unter der Überschrift „Herr, zu wem sollen wir gehen?" (Joh 6,68) und wird von der Deutschen Bischofskonferenz veranstaltet und vom Erzbistum Köln ausgerichtet. Im Rahmen des Kongresses finden Katechesen und Gottesdienste in Kirchen in und außerhalb Kölns statt, dazu unter anderem ein theologisches, geistiges und kulturelles Programm sowie ein Jugendfestival.

Der Nationale Eucharistische Kongress versteht sich als ein „großes Fest des Glaubens". „Anders als der übliche Sprachgebrauch vielleicht nahelegt, ist dieser ,Kongress‘ im ursprünglichen Sinn des Wortes eine Zusammenkunft: Die Gläubigen versammeln sich um das Zentrum des Glaubens, die Eucharistie - also die Gegenwart Christi in der Gestalt von Brot und Wein", wie es in einer Pressemitteilung zum Nationalen Eucharistischen Kongress heißt. Der letzte Eucharistische Kongress in Deutschland fand im Jahr 1960 in München statt.

Stichwort: Eucharistie

Das Wort Eucharistie stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Danksagung". Die Feier der Eucharistie erinnert an das Letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern am Vorabend seiner Kreuzigung. Dabei teilte er den Jüngern Brot und Wein aus und sprach die Worte „Das ist mein Leib. Das ist mein Blut" sowie „Tut dies zu meinem Gedächtnis". Bereits die frühen Christen begingen diese Mahlfeier in Erinnerung an diesen Auftrag. Nach katholischer Auffassung, die im Konzil von Trient (1545-1563) festgeschrieben wurde, ist Jesus Christus in den Zeichen von Brot und Wein real gegenwärtig.

Die Eucharistie gilt als „die Quelle und der Höhepunkt des gesamten christlichen Lebens", wie das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) formuliert. Gefeiert wird die Eucharistie von einem Priester im Rahmen eines Gottesdienstes, für den auch die Bezeichnung „Messe" oder „Heilige Messe" üblich ist. Allerdings ist die Feier der Eucharistie nicht Teil aller Gottesdienstformen der Kirche. Als Sakrament gehört die Eucharistie wie auch Taufe und Firmung zu den so genannten Einführungssakramenten. Kinder katholischer Konfession können die Eucharistie in der Regel mit neun bis zehn Jahren nach ihrer Erstkommunionfeier empfangen.

Hinweis: Weitere Informationen zum Nationalen Eucharistischen Kongress in Köln auch im Internet unter www.eucharistie2013.de.

NEYMEYR (c) Bistums Mainz / Matschak (Ersteller: Bistums Mainz / Matschak)
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