Mainzer Dom-Briefmarke vorgestellt

Festakt im Erbacher Hof mit Kardinal Lehmann und Staatssekretär Diller

BRIEFMARKE--LEHMANN (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)
Datum:
Fr. 14. Aug. 2009
Von:
tob (MBN)
Mainz. Bei einer Feierstunde im Erbacher Hof in Mainz ist am Freitag, 14. August, die 90-Cent-Briefmarke „1.000 Jahre Weihetag Mainzer Dom“ vorgestellt worden. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, bezeichnete die Herausgabe der Briefmarke als einen der Höhepunkte des diesjährigen Jubiläums „1.000 Jahre Mainzer Willigis-Dom“, neben dem Besuch von Bundespräsident Horst Köhler bei der Pontifikal-Vesper am 11. Oktober.
BRIEFMARKE--DOM (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)

Anlässlich der Erstausgabe durch den Bundesfinanzminister sind die Briefmarke sowie der Ersttagsstempel seit Donnerstag, 13., (eigentlicher Ausgabetag) bis Samstag, 15. August, in einem Zelt der Deutschen Post auf dem Marktplatz vor dem Mainzer Dom erhältlich.

Gestaltet wurde die Briefmarke, die West- und Südseite des Mainzer Doms zeigt, von Professor Ernst Kößlinger, Planegg, der bei der Feierstunde anwesend war. Der 1926 in München geborene Künstler war nach einer Grafik-Ausbildung und freiberuflicher Tätigkeit unter anderem vom 1971 bis 1990 Professor im Fachbereich Gestaltung an der Fachhochschule München. Kößlinger hat bereits zahlreiche Briefmarken gestaltet, unter anderem im Jahr 2008 eine Sonderbriefmarke zur Klosterinsel Reichenau.

Ansprache von Kardinal Lehmann

Lehmann betonte in seiner Festansprache die geistliche Bedeutung des Domes, der „von vornherein zuerst und zuletzt der Gottesverehrung dienen sollte". Seine Rede stand unter der Überschrift „1.000 Jahre Mainzer Willigis-Dom - Treue zur Geschichte und Geistesgegenwart für heute". Weiter sagte er: „Der Dom ist nicht nur eine museale Wirklichkeit, wo wir krampfhaft die früheren Bedeutungen erschließen müssen, sondern das tägliche Gotteslob, die Eucharistiefeiern und Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen sowie die hohen Feste machen nicht nur den Rhythmus eines Jahres offenbar, sondern davon lebt im Grunde die ganze Sorge um den Dom von Anfang bis heute: hier wird ununterbrochen das Gotteslob gefeiert." Die Gottesdienste seien „die tiefste Kontinuität dieses Baus", betonte der Kardinal. „Auch wenn heute vielen der Dom als Wahrzeichen für Mainz vor Augen steht und er häufig so dargestellt wird, darf man diese tiefe Wurzel im Blick auf die Identität und Zielsetzung des Domes niemals vergessen."

Der Kardinal hob hervor, dass zum Glauben neben Gottesdienst und Liturgie auch die Sorge um die Welt und die Mitmenschen gehöre. Wörtlich sagte er: „Wir sind wegen des Glaubens an Gott nicht Hinterweltler. Wir wollen unverrückbare Maßstäbe erkennen, begründen und verteidigen, weil wir mit ihnen ein ‚gutes Leben' für die Menschen erreichen wollen." Die über 30 Darstellungen des heiligen Martinus im Mainzer Dom, der Patron des Dom und des Bistums Mainz ist, seien ein guter Hinweis auf diese Verpflichtung. Fast immer stehe die Geste des Mantelteilens im Vordergrund, durch die der nackte und frierende Bettler bekleidet werde. „Dies war eben immer auch eine große Inspiration für das Zusammenleben der Menschen", sagte Lehmann. 

Als „wichtiges Dokument unserer Geschichte" zeige der Dom auch „woher wir kommen und wem wir unsere Kultur und Geschichte verdanken" sagte Lehmann. Und weiter: „Unser Alltag wird teilweise immer geschichts- und damit auch gesichtsloser. Das Tagesgeschehen, die Dringlichkeiten der Gegenwart, aber auch die Moden und Eintagsfliegen nehmen uns in hohem Maß gefangen. Wir werden deshalb oft recht flach und oberflächlich, erinnerungslos und vergesslich. Darum brauchen wir die lebendige Erinnerung daran, woher wir kommen, auf welchen Schultern wir stehen, wie viele Schätze der Geschichte uns geschenkt sind und wie beispielhaft die Menschen der vergangenen Jahrhunderte ihre Nöte überwunden und Großes geleistet haben."

Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesfinanzministerium, Karl Diller MdB, bezeichnete die Briefmarke als „Werbeträger für den Mainzer Dom", der für unzählige Menschen „geistliche Heimat" sei. Wörtlich sagte er: „Passend zu dem kompakten, großartigen Bau hat die Briefmarke den für einen Kompaktbrief maßgebenden Wert von 90 Cent und wird in der hohen Auflage von 5,6 Millionen Stück gedruckt. Damit können millionenfach freundliche Bot­schaften mit dem Mainzer Dommotiv in alle Welt verschickt werden und für einen Besuch in Mainz und seinem Dom werben." Diller überreichte Alben mit Erstdrucken der Briefmarke unter anderen an Kardinal Lehmann, an den stellvertretenden Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, Staatsminister Karl-Peter Bruch, an Heinz-Hermann Schnabel, Vizepräsident des Landtages Rheinland-Pfalz, sowie an Professor Markus Schächter, Intendant des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Hoher Dom zu Mainz.

Der stellvertretende Leiter des Kommissariats der deutschen Bischöfe in Berlin, Heiner Lendermann, dankte in seinem Schlusswort dem Bistum Mainz und dem Bundesfinanzministerium für die gute Zusammenarbeit bei den Vorbereitungen für die Dom-Briefmarke. Das Kommissariat der deutschen Bischöfe in Berlin war Veranstalter der Feierstunde.

Für das Bistum Mainz hatte der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, die Gäste im Erbacher Hof in Mainz begrüßt, unter anderem, Staatsminister Karl-Peter Bruch. Der Generalvikar moderierte auch die Feierstunde. Den musikalischen Rahmen gestaltete das Thomas Gabriel-Trio mit Regionalkantor Thomas Gabriel aus Seligenstadt (Flügel), Gunnar Polansky (Kontrabass) und Martin Klusmann (Schlagzeug).

Bisher zum Mainzer Dom erschienene Briefmarken

Zum ersten Mal ist der Mainzer Dom in den Jahr 1947 und 1948 auf einer Briefmarke abgebildet worden; damals sogar gleich auf drei verschiedenen Postwertzeichen. Auf der von dem litauischen Künstler Vytautas Kaziemieras Jonynas (1907-1997) gestalteten Briefmarke ist der Dom vom Leichhof her zu sehen. Die Marken zu 30, 45 und 50 Pfennigen wurden für die Französische Besatzungszone herausgegeben. Seit Dezember 1945 hatte die französische Militärregierung auch eigene Briefmarken für die Besatzungszone herausgegeben. Erst im Jahr 1950 war die Deutsche Bundespost gegründet worden.

Jonynas war an zahlreichen Kunstschulen in Litauen, Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika tätig. Im Jahr 1946 hatte er in Freiburg die Freiburger Kunstschule vor allem für Exil-Litauer und Künstler aus Mittel- und Osteuropa gegründet, wo er bis 1950 tätig war. Bevor er im Jahr 1951 nach Amerika auswanderte, war außerdem ein Jahr in Mainz als Dozent tätig. Außerdem war er in Kunstfragen Berater der Militärregierung der Französischen Besatzungszone. Insgesamt hat Jonynas in seiner Zeit in Deutschland 35 Motive für Briefmarken gestaltet, die auf 57 Marken Verwendung fanden. In der Französischen Zone waren damals auch Briefmarken mit dem Wormser Dom und dem Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler her-ausgegeben worden, die ebenfalls von Jonynas gestaltet wurden. Zudem hat er im Jahr 1959 zwei Briefmarken für den Vatikan gestaltet. Anlass war der 500. Geburtstag des heiligen Kasimir (1458-1484), der Schutzpatron von Litauen ist.

Domjubiläum 1975

Zum Domjubiläum im Jahr 1975 erschien eine 40-Pfennig-Marke des Illustrators Otto Rohse. Sein Kupferstich zeigt die Nordseite des Domes vom Marktplatz aus. Rohse, der 1925 in Insterburg/Ostpreußen geboren wurde, ließ sich 1956 als freischaffender Künstler in Hamburg nieder. In den Jahren 1960 und 1961 war er kurze Zeit als Leiter der Klasse für Typographie und Buchgestaltung an der Werkkunstschule in Offenbach tätig, bevor er wieder nach Hamburg zurückkehrte. Er gestaltete zahlreiche Briefmarken, unter anderem die Serie „Deutsche Bauwerke". Im Jahr 2002 wurde ihm der Gutenberg-Preis der Stadt Mainz und der Internationalen Gutenberg-Gesellschaft verliehen.

 

 

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