Traditioneller Medienempfang der Bistümer Mainz und Limburg

Kai Kappel sprach zu „Kirchenbau der Moderne - im Licht des Mainzer Willigis-Doms“

LEHMANN (c) Bistum Mainz / Matschak (Ersteller: Bistum Mainz / Matschak)
Datum:
Fr. 3. Juli 2009
Von:
tob (MBN)
Mainz. „Wir sind überwältigt vom großen Echo unseres Domjubiläums.“ Das sagte der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, beim traditionellen Medienempfang der Bistümer Limburg und Mainz am Donnerstagabend, 2. Juli. Ein wichtiger Grund für die gute Resonanz auf die Veranstaltungen des Jubiläums sei „das hervorragende Zusammenspiel“ mit den vier Medienpartnern, sagte Lehmann.
KAPPEL--LEHMANN (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)

Er dankte der Allgemeinen Zeitung, der Mainzer Rhein-Zeitung, dem Südwestrundfunk und dem Zweiten Deutsches Fernsehen für die gute Zusammenarbeit. Die Begegnung mit rund 180 Teilnehmern fand anlässlich des diesjährigen Jubiläums „1.000 Jahre Mainzer Willigis-Dom" in der Memorie des Mainzer Doms und im Untergeschoss des Mainzer Dom- und Diözesanmuseums statt.

Der Limburger Bischof, Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst, hatte in seinem Schlusswort den Medienvertretern besonders für die Berichterstattung über die 72-Stunden-Aktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Mai gedankt, „ die der Kirche in eindrucksvoller Weise ein Gesicht gegeben hat". Der Mainzer Dom sei mehr als das Wahrzeichen der Stadt Mainz, sagte Tebartz-van Elst. „Er verweist auf Gott als Wahrheit und Wirklichkeit unseres Lebens." Er freue sich immer sehr, „wenn Journalisten sich von der Atmosphäre eines Kirchenraums beeindrucken lassen und ihre Eindrücke dann weitergeben".

Vortrag von Kai Kappel

Die Romanik-Rezeption im 20. Jahrhundert in Auseinandersetzung mit den rheinischen Kaiserdomen stand im Mittelpunkt des Vortrages des Kunsthistorikers Privatdozent Dr. Kai Kappel, Berlin/Mainz. Er sprach zum Thema „Kirchenbau der Moderne - im Licht des Mainzer Willigis-Doms" und illustrierte seine Ausführungen mit zahlreichen Bildern. Als geradezu idealtypische Kirchenbauten der expressionistischen und durch die Liturgische Bewegung geprägten Zeit nach dem Ersten Weltkrieg bis 1933 stellte Kappel die Christkönig-Kirche in Bischofsheim von Dominikus Böhm (1926) und die Limburger Pallottinerkirche von Hubert Pinand (1924-1927) vor. In dieser Zeit sei das Mittelalter in sakaralen Neubauten präsent geblieben, „aber man begegnete ihm nicht mehr kopierend-reproduktiv, sondern schöpferisch".

Als Beispiele für zeitgenössische Kunst in dieser Epoche nannte er unter anderem das Farbkonzept von Paul Meyer-Speer für den Mainzer Dom (1927-1928), mit dem er „den Dom farblich in die Gegenwart geholt" habe. Wörtlich sagte er: „Meyer-Speers Wollen zielte nicht auf eine pure baugeschichtliche Präsentation, sondern auf eine Akzentuierung der Tektonik wie auf eine harmonisierende Klärung der Raumwirkung." Es sei zu bedauern, dass „dieses international herausragende Farbkonzept" in den Jahren 1958 bis 1960 durch Meyer-Speer selbst korrigiert worden sei, sagte Kappel.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hätten es vor allem französische Mönche erreicht, „die Deutschen für Einfachheit und Kargheit, für das geometrisierend-elementare der europäischen Romanik zu interessieren", betonte Kappel. So hätten etwa die Benediktiner der Abtei La Pierre-qui-vire Mitte der 1950-er Jahre mit der Herausgabe der „Zodiaque-Bildbände" einen wichtigen Beitrag dazu geleistet. Erkennbare Züge zur hochmittelalterlichen Zisterzienserbaukunst seien beispielsweise bei St. Bernhard in Mainz-Bretzenheim zu finden. Er beschrieb die 1992 eingeweihte Kirche mit den Worten: „Die außen hell verklinkerte Stahlbetonkonstruktion zeigt auf freie, schöpferische Weise Raumproportionen und Fensteranordnungen, wie sie sich in Fontenay und an den südfranzösischen Zisterzen von Le Throronet, Sénanque und Silvacane finden. Es handelt sich also um eine Architektur der Erinnerung, ganz im Sinne der Postmoderne."

Nach der Begrüßung durch Kardinal Lehmann hatten die Besucher zunächst in einem achtminütigen Filmbeitrag einen Überblick über die aktuellen, seit dem Jahr 2001 laufenden Sanierungsarbeiten am Mainzer Dom erhalten. Darin kommen der Mainzer Domdekan, Prälat Heinz Heckwolf, und Dom- und Diözesankonservator Dr. Hans-Jürgen Kotzur, zu Wort. Produziert wurde der Film „Engel für den Dom" von Pastoralreferentin Andrea Emmel von der Abteilung Katholische Rundfunkarbeit zusammen mit dem Mainzer Kameramann Markus Schäfer.