Darmstadt. „Mir ist es wichtig, dass wir im Bistum Mainz zu einem differenzierten Zugang zu diesem Thema finden.“ Das hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf bei einem Gesprächstag betont, der sich mit der Orientierungshilfe der Deutschen Bischofskonferenz „Mit Christus gehen – der Einheit auf der Spur. Konfessionsverbindende Ehen und gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie“ beschäftigte.
Zum Gesprächstag am Samstag, 9. März, waren rund 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ins Ökumenische Gemeindezentrum nach Darmstadt-Kranichstein gekommen. Als konfessionsverbindend werden Ehen bezeichnet, in denen der eine Partner katholisch, der andere evangelisch ist. Die Orientierungshilfe der Deutschen Bischofskonferenz war im Februar 2018 veröffentlicht worden. Die Veranstaltung wurde von Dr. Sabine Gahler, Leiterin des Bildungszentrums NR 30 in Darmstadt, moderiert.
Kohlgraf betonte, dass die Orientierungshilfe keine Einladung zu einem gemeinsamen Kommunionempfang für Paare in konfessionsverbindenden Ehen sei. Die Orientierungshilfe sei vielmehr eine „pastorale Handreichung“ für Seelsorgerinnen und Seelsorger, damit Paare, für die dies eine wichtige Glaubens- und Lebensfrage sei, geistlich so begleitet werden könnten, „dass sie eine verantwortete Gewissensentscheidung treffen können“. Diese seelsorglich begleiteten Entscheidungen werde er als Bischof akzeptieren.
Kohlgraf bezeichnete die Orientierungshilfe als ein „relativ rigides Dokument“, deren Ziel die „seelsorgliche Begleitung im konkreten Einzelfall“ sowie die „Begleitung einzelner Menschen in ihrer konkreten Lebenssituation“ sei. Es sei wichtig, „die geistliche Sehnsucht eines Einzelnen“ Ernst zu nehmen, sagte der Bischof weiter. Er erinnerte zudem die Priester an ihre seelsorgliche Pflicht, mit Menschen, die danach fragten, ein seelsorgliches Gespräch zu dieser Frage zu führen.
Der Tag in Darmstadt-Kranichstein war der erste von insgesamt zwei Gesprächstagen; ein weiterer wird in Pohlheim stattfinden. Bischof Kohlgraf hatte die Gesprächstage bei der Diözesanversammlung im September 2018 angekündigt: „In den vergangenen Monaten hat mich eine Reihe sehr persönlicher Stellungnahmen und Erfahrungsberichte erreicht. Viele teilen die Ausrichtung der Orientierungshilfe, mache formulieren auch Anfragen“, hatte Kohlgraf in der Einladung zu den Gesprächstagen betont. Er wolle das Thema „breit diskutieren“, „verschiedene Stimmen hören und darüber ins Gespräch kommen“ sowie für positive und kritische Anfragen sensibilisieren.
Die Inhalte der Gesprächstage werden dann in eine Pastorale Richtlinie für das Bistum Mainz fließen, die die Orientierungshilfe für das Bistum Mainz funktionstüchtig machen soll. „Mit dem Nachdenken über die gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie in konfessionsverbindenden Ehen ist für uns alle die Chance verbunden, zu einem vertieften Verständnis zu finden, was Eucharistie für uns und unser Leben mit Christus bedeutet“, hatte der Bischof betont.
Zum Auftakt des Gesprächstages hatten PD Dr. Alexander Nawar, Ökumene-Referent des Bistums Mainz, und Dr. Jörg Bickelhaupt, Referent für interkonfessionellen Dialog vom Zentrum Ökumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck (EKKW), über den „Ökumenischen Dialog hinsichtlich des eucharistischen Sakraments“ informiert. So erläuterte Nawar unter anderem das katholische und evangelische Verständnis der Eucharistie. Er betonte, dass im Bereich der konfessionsverbindenden Ehen die Einladung zum Empfang der Eucharistie theologisch vertreten werden könne.
Bickelhaupt sagte, dass die allermeisten mit ökumenischer Theologie befassten Theologinnen und Theologen die Auffassung vertreten würden, dass die Unterschiede in den theologischen Lehren von Eucharistie und Abendmahl sowie der eucharistischen Praxis „heute nicht mehr im Sinne einer kirchentrennenden Differenz“, verstanden würden. „Die gegenwärtig ökumenisch offenen Fragen betreffen nicht das Verständnis der Eucharistie selbst, sondern den Zusammenhang von Eucharistie, Kirche und Amt“, betonte er.
Den Ausführungen schlossen sich Erfahrungsberichte aus drei konfessionsverbindenden Ehen an. So berichtete das Ehepaar Katharina und Yannick Pultar, dass ihre Ehe bisweilen „nicht als gleichberechtigt“ wahrgenommen werde. Es sei ihre „größte Herausforderung“, dass ihre Ehe durch die Kirchen anerkannt und wertgeschätzt werde. Das Ehepaar Christine und Karl-Heinz Wiemann lobte die besondere Atmosphäre des Ökumenischen Zentrums in Kranichstein: Hier sei es möglich gewesen, die Unterschiede zwischen den Konfessionen kennenzulernen: „Das hat es uns erleichtert, über Ökumene zu sprechen und mit der Verschiedenartigkeit der Konfessionen zurecht zu kommen.“
Das Ehepaar Susanne und Andreas Barner berichtete, dass sie oftmals „zwischen Glauben und Kirche“ trennen mussten. Es bleibe eine „langfristige Frage“, wie Christen Christen zur Kommunion einladen. Pfarrer Martin Weber aus Heusenstamm warnte anschließend in seinen Ausführungen („Biografische, pastorale und theologische Anmerkungen eines Gemeindepfarrers zur Orientierungshilfe“) vor einer „hermeneutischen Verflüssigung“ des katholischen Glaubens.
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