Heckwolf äußerte sich anlässlich des traditionellen Diözesantags für Personal- und Betriebsräte und Mitarbeitervertretungen am Mittwoch, 13. September, im Erbacher Hof in Mainz. Er stand in diesem Jahr unter der Überschrift „Mitbestimmung - neu umkämpft! Gelebte Demokratie im Betrieb“. Weiter sagte Heckwolf: „Sich für die Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einzusetzen, ist in den vergangenen zehn Jahren nicht einfacher geworden. Es war noch nie einfach. Die jetzigen Stichworte heißen Globalisierung und Digitalisierung.“ Der Domdekan dankte den über 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Diözesantages ausdrücklich für ihren Dienst für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Veranstaltet wurde der Tag vom Referat Berufs- und Arbeitswelt im Bistum Mainz und seinen Regionalstellen. In seiner Begrüßung hatte Richard Kunkel, Betriebsseelsorger aus Bad Nauheim, die betriebliche Mitbestimmung als „Erfolgsgeschichte“ bezeichnet.
In seinem Impulsvortag zeichnete Professor Dr. Wolfgang Schroeder, Politikwissenschaftler von der Universität Kassel, die Entwicklung der betrieblichen Mitbestimmung nach. Seit dem 19. Jahrhundert sei es ihr grundlegendes Anliegen gewesen, den Kapitalismus zu bändigen, ihn zu zähmen und zu gestalten. Betriebsräte seien „wichtige Aktivposten“ in den Betrieben. Es sei allerdings ein „Skandal“ dass es nur in acht Prozent der Betriebe in der Privatwirtschaft einen Betriebsrat gebe. Zugleich werde in den vergangenen zehn bis 15 Jahren beobachtet, dass Betriebsratsgründungen organisiert verhindert würden. Dabei würden hinsichtlich der Globalisierung und Digitalisierung die Betriebsräte vor „neuen Herausforderungen“ stehen: „Denn kaum ein Arbeitsplatz wird bleiben, wie er ist.“ Dem Vortrag schlossen sich Erfahrungsberichte aus Betrieben in Kurzstatements und ein Austausch an.
Am Nachmittag fanden Workshops statt. Daniel Bremm, Gewerkschaftssekretär der IG Metall, nahm unter der Überschrift „Zukunft der Mitbestimmung“ die Nachwuchswerbung in den Blick. Die Therapeutin und Unternehmensberaterin Marion Stöcking stellte den „Mensch Betriebsrat“ in den Mittelpunkt ihres Workshops und fragte, wie Arbeitnehmervertreter den vielfachen Erwartungen gerecht werden können. „Zwischen Zugeständnis und Widerstand. Strategien für Verhandlungen mit dem Arbeitgeber“ lautete das Thema der Psychologin und Unternehmensberaterin Magarete Szpilok. Professor Schroe-der ging unter der Überschrift „Mitbestimmung 4.0“ der Frage nach, wie Betriebsratsarbeit angesichts heutiger Herausforderungen aussehen kann.
Ingrid Reidt, Betriebsseelsorgerin aus Rüsselsheim, sagte in ihrem Schlussimpuls, dass es „in Sachen Mitbestimmung in der Arbeitswelt laut und rau geworden“ sei. „Im lauten Geschrei nach Kostensenkung und Rendite eines sich zunehmend liberalisierenden Marktes wird der Ruf der ,kleinen Leute‘ nach sozialer Gerechtigkeit und Menschlichkeit oftmals übertönt“, sagte sie. Der enorme Druck, der „nahezu über allen Branchen wie ein Damoklesschwert hängt“, lasse kaum Raum für Verständigung und Gespräch. Umso wichtiger sei das, was an jeweiliger Stelle in den Arbeitnehmervertretungen getan werde: „Wir erleben, dass Ihr den Mund aufmacht, wenn Schieflagen entstehen, Rechte missachtet oder über die Köpfe hinweg entschieden wird.“ Weiter betonte Reidt: „Nicht zu schweigen, stellvertretend für andere zu sprechen und einzutreten: Das ist ein zutiefst soziales und auch christliches Tun.“
Hinweis: www.arbeitswelt-bistum-mainz.de