Mainz. Der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, hat die Kirche gegen den Vorwurf verteidigt, sich während der Corona-Pandemie zu sehr zurückgezogen zu haben.
zum kompletten Text der Predigt
„Kirche lebt inmitten der Welt mit ihrer Verantwortung für die Welt! Kirche ist nicht die infektionsimmune Insel einiger Träumer und Schwärmer! Auch als Kirche haben wir Verantwortung wahrgenommen. Wir waren nicht weg! Wir waren zwar nicht mehr in gewohnter Weise da. Aber das ging allen so. Das ging dem Papst genauso wie jedem Bischof und Pfarrer, wie jedem Seelsorger und jeder Seelsorgerin und jedem engagierten Christen“ sagte Bentz in seiner Predigt zu Christi Himmelfahrt am Donnerstag, 21. Mai, im Mainzer Dom.
Weiter sagte Bentz: „Ich könnte sehr viel davon berichten, wie in unserem Bistum neue Wege, Initiativen, andere Formen der Präsenz und Zuwendung, konkrete Hilfen, Zuspruch und Solidarität, aber auch Spiritualität, Gebet und geistliches Leben wiederentdeckt, neu entdeckt und mit anderer Intensität gelebt wurden - und zwar nicht nur in digitalisierter Form! Es gab und gibt eine starke, auch mediale Präsenz. Wenn man jetzt fragt: ,Wo seid ihr?‘ Dann muss man sich auch die Frage gefallen lassen: ,Bist du bereit, genauer hinzuschauen und auch wirklich wahrzunehmen, wo wir sind?‘“
Der Weihbischof wies darauf hin, dass es auch „bei uns diejenigen gab, die bequem abgetaucht sind. Ja, es gibt auch bei uns Versuch und Irrtum“. Auch sei nicht alles geglückt gewesen, was ausprobiert wurde. „Ja, es gibt auch blinde Flecken und unbestelltes Feld in unserem seelsorglichen Handeln und in der Weise, wie wir in der Öffentlichkeit präsent sind. Es gibt aber auch ein beeindruckendes Glaubenszeugnis vieler, das unaufdringlich und selbstverständlich abseits der grellen und lauten Öffentlichkeit geschieht“, sagte er.
Bentz betonte, dass auch die Kirche – genauso wie unser Land und unsere Gesellschaft – nach der Corona-Pandemie nicht „in die alte Normalität zurückkehren werde. „Es wird sich eine neue, veränderte Normalität einstellen - auch für uns als Kirche. Dazu ermutigt uns das heutige Fest: Der Auferstandene verlässt die Jünger, indem er zum Himmel erhoben wird, aber: um in neuer Weise ihnen nahe zu sein - durch Gottes Geist. In seinen Abschiedsreden im Johannesevangelium sagt Jesus: ,Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen.‘ (Joh 14, 18) Er spricht von einem ,anderen Beistand‘. Es ist der Geist Gottes, durch den er auf neue Weise uns ganz nahe ist. Und so werden wir auch als Kirche in der vor uns liegenden Zeit gefordert sein, in dieser veränderten Normalität mit Corona den Menschen nahe zu sein: In der vertrauten und in neuer Weise wollen wir mit Gottes Geist für die Menschen Beistand sein“, sagte der Weihbischof.
Bentz rief dazu auf, auf Gottes Geist zu vertrauen. „Gottes Geist vermag, uns Gelassenheit zu geben, wenn um uns herum orientierungslose Hektik, gezielte Panikmache und krude Verschwörungstheorien um sich greifen. Wer aus dem Evangelium lebt, kann nicht - erst recht als jemand, dem die Verkündigung anvertraut ist - mit Verschwörungstheorien Angst schüren, sondern muss Zeuge des Evangeliums sein: Ich bin wirklich bei euch tatsächlich alle Tage eures Lebens, auch den jetzigen“, sagte er.