„Wir zeigen Handschriften, die wirklich sehr selten sind", sagte der Direktor der Martinus-Bibliothek, Dr. Helmut Hinkel, vor Journalisten am Donnerstag, 5. November, im Lesesaal der Einrichtung. Petra Plättner von der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz wies darauf hin, dass die Ausstellung Teil der Veranstaltungen zum 60. Jubiläum der Akademie sei. Veranstalter ist neben der Martinus-Bibliothek als Gastgeber die Trierer Arbeitsstelle der Akademie der Wissenschaften für das Mittelhochdeutsche Wörterbuch (MWB). In der Trierer Arbeitsstelle wird erstmals seit Mitte des 19. Jahrhunderts ein Wörterbuch für mittelhochdeutsche Texte, die zwischen 1050 und 1350 entstanden, erarbeitet. „Wir zeigen Originale der Texte, die wir für unser Wörterbuch brauchen", sagte Dr. Ralf Plate von der Trierer Arbeitsstelle.
Der Ausstellungsmacher, Professor Christoph Gerhardt von der Universität Trier, wird am Donnerstag, 5. November, um 17.30 Uhr die Ausstellung mit einer Führung eröffnen. Anschließend findet ein Empfang statt. Gezeigt wird in sechs Vitrinen ein repräsentativer Einblick in die verschiedenen Epochen, Literaturgattungen und Buchtypen, in denen das mittelalterliche Deutsch überliefert ist: von einer frühmittelalterlichen Übersetzung und Auslegung des „Hohenliedes" der Bibel aus dem elften Jahrhundert über das Nibelungenlied, den höfischen Roman bis zu Schriften deutscher Mystiker wie Meister Eckhart und Heinrich Seuse aus dem 14. Jahrhundert. Neben reinen Texthandschriften werden auch einige mit kolorierten Federzeichnungen illustrierte Bücher zu sehen sein. Gerhardt lobte zudem den „unglaublichen Schatz" der Martinus-Bibliothek, vor allem ihre Bestände von Büchern aus der Frühzeit der Germanistik. Unter anderem zeigt die Ausstellung auch eine Erstausgabe der mittelhochdeutschen Handschrift „Trierer Silvester" von Wilhelm Grimm aus dem Jahr 1841. Neben den Vitrinen erläutern Schautafeln ausführlich die gezeigten Handschriften.
Das MWB ist ein Epochenwörterbuch zum hochmittelalterlichen (Hoch-)Deutsch (1050 bis 1350). Es bearbeitet den Wortschatz und Wortgebrauch des gesamten Spektrums der aus diesem Zeitraum überlieferten deutschsprachigen Texte. Das MWB wird unter der Verantwortung und Trägerschaft der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen in zwei Arbeitsstellen in Trier (Mainzer Akademie) und in Göttingen (Göttinger Akademie) ausgearbeitet.
Die Ausstellung ist bis Mittwoch, 18. November, im Lesesaal der Martinus-Bibliothek bei freiem Eintritt zu den Öffnungszeiten der Bibliothek zu sehen. Die selten ausgestellten Exponate können aus konservatorischen Gründen nur zwei Wochen lang gezeigt werden. Zur Finissage der Ausstellung wird am Mittwoch, 18. November, um 19.00 Uhr Uta Störmer-Caysa einen Vortrag halten. Sie ist Universitätsprofessorin für Ältere Literaturgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und spricht zum Thema „Meister Eckhart und Seuse - Wie wurden die deutschen Mystiker im Mittelalter gelesen?" Der Vortragsabend wird von Professor Hans Ulrich Schmid, Leipzig, musikalisch begleitet.
Hinweis: Martinus-Bibliothek - Wissenschaftliche Diözesanbibliothek Mainz - Grebenstraße 8 (Eingang), Augustinerstraße 34 (Postanschrift), 55116 Mainz, Tel.: 06131/266-222, Fax: 06131/266-387, E-Mail: martinus.bibliothek@bistum-mainz.de, Internet: www.bistum-mainz.de/martinus-bibliothek - Öffnungszeiten: montags bis freitags von 9.00 bis 12.30 Uhr und von 13.30 bis 18.00 Uhr.