Zeugen für das Gedenken werden

Mertes und Giebelmann eröffneten Ausstellung zum „Gedenktag 27. Januar“ im Dom

MERTES--ULLRICH--GIEBELMANN (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)
Datum:
Fr. 24. Jan. 2014
Von:
tob (MBN)
Mainz. „Die Ausstellung will uns nicht nur zu Besuchern werden lassen, sondern sie will uns Zeugen werden lassen.“ Das sagte der Generalvikar des Bistums Mainz, Prälat Dietmar Giebelmann, anlässlich der Ausstellungseröffnung zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am Donnerstagabend, 23. Januar, im Mainzer Dom.

Da es bald keine Zeitzeugen der Verbrechen des Nationalsozialismus mehr geben werde, sei es wichtig, dass die Menschen mit solchen Ausstellungen „ermutigt werden, zu Zeugen für das Gedenken zu werden", sagte Giebelmann. Für ihn gehörten die Begegnungen mit den Zeitzeugen im Bistum Mainz „zu den eindrücklichsten Erfahrungen eines jeden Jahres".

Die Ausstellung mit dem Titel „Wenn ihr schweigt, werden die Steine schreien. Zeugnisse der NS- Verbrechen" wurde von der ökumenischen Arbeitsgruppe „Gedenktag 27. Januar" aus dem Bischöflichen Ordinariat Mainz vorbereitet. Es ist mittlerweile die elfte Ausstellung, die von der Arbeitsgruppe vorbereitet worden ist. Zusätzlich zur Ausstellung gibt es wieder ein Rahmenprogramm mit Vorträgen, Diskussionen und Gottesdiensten, die sich ebenfalls mit den Zeugnissen der NS-Verbrechen auseinandersetzen. Die Ausstellung ist bis Montag, 28. Januar, im Dom zu sehen und anschließend von Donnerstag, 30. Januar, bis Sonntag, 23. Februar, in der Mainzer Christuskirche. Von Dienstag, 25. Februar, bis Sonntag, 16. März, wird die Ausstellung dann in der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) Mainz gezeigt.

„Wir dürfen nicht aufhören, uns zu erinnern", betonte der Präsident des rheinland-pfälzischen Landtages, Joachim Mertes. Er dankte der Arbeitsgruppe „Gedenktag 27. Januar" in seinem Grußwort für ihr Engagement. „Mit dieser Ausstellung und ihrem Rahmenprogramm leistet der ökumenische Arbeitskreis einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung des Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus in der Stadt Mainz und in Land Rheinland-Pfalz." Nachdrücklich sprach sich Mertes für ein lebendiges Gedenken aus. Wörtlich sagte er: „Ich bin überzeugt: Es muss und es kann uns gelingen, kommenden Generationen eine glaubhafte und in die Zukunft weisende Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Gedenkens zu vermitteln."

Alois Bauer von der Arbeitsgruppe „Gedenktag 27. Januar" erläuterte anschließend die 15 Stellwände der Ausstellung, die in die drei Bereiche „Grundlagen", „Zeugen und Zeugnisse" und Impulse"gegliedert ist. Gezeigt wird unter anderem das Schicksal von Ruta Wermuth-Burak und Ignacy Golik, die schon mehrmals zu Zeitzeugenbesuchen im Bistum Mainz waren. Vorgestellt wird auch die von Emanuel Ringelblum angelegte Sammlung von Zeugnissen und Dokumenten aus dem Warschauer Getto, die in Metallbehältern und Milchkanistern vergraben worden war und so teilweise erhalten ist. Ellen Ullrich von der Arbeitsgruppe „Gedenktag 27. Januar" hatte die Besucher der Ausstellungseröffnung begrüßt. Sie betonte, dass „die Ausstellung exemplarisch verschiedenste Orte aufsucht, an denen Verbrechen verübt wurden. Seinen Ursprung hatte das Grauen in unserem Land, aber es reichte weit darüber hinaus."

Die weiteren Termine:

Sonntag, 26. Januar, 19.00 Uhr:
Ökumenischer Gottesdienst
Evangelische Studierendengemeinde Mainz, Am Gonsenheimer Spieß 1

Montag, 27. Januar, 15.00 Uhr:
Podiumsgespräch unter anderen mit dem Zeitzeugen Heinz Hesdoerffer sowie mit Landtagspräsident Joachim Mertes
Evangelische Studierendengemeinde Mainz, Am Gonsenheimer Spieß 1

Dienstag, 28. Januar, 20.00 Uhr:
Film „Studentischer Widerstand an einer deutschen Universität 1943" / Einführung von Hochschulpfarrer Dr. Christoph Klock
Katholische Hochschulgemeinde Mainz, Saarstraße 20

Sonntag, 2. Februar, 12.15 Uhr:
Mittags-Talk zum Thema „Widerstand und Ergebung" - Zeugnisse des politischen und militärischen Widerstands im Dritten Reich
Katholische Hochschulgemeinde Mainz, Saarstraße 20

Stichwort: Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus (27.1.)

Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ist in Deutschland ein nationaler Gedenktag anlässlich der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 durch sowjetische Truppen. An diesem Tage wird der Menschen gedacht, die zur Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) verfolgt und getötet wurden. Eingeführt wurde der Gedenktag am 3. Januar 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog. Bei seiner Proklamation sagte er: „Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken."