Ausbildungsstätte Taller Fátima in Buenos Aires / Argentinien
Argentinienhilfe
Kurzbericht über die aktuelle Situation in der Ausbildungsstätte
Fatima /Argentinien im Dezember 2024
Hiermit senden wir euch UnterstützerInnen einen Kurzbericht über die aktuelle Situation der Ausbildungsstätte Fatima.
Ende 2023 gab es einen großen Machtwechsel in Argentinien. Der umstrittene Präsident ist an die Macht gekommen. Dies führte zu einigen Veränderungen in der argentinischen Gesellschaft und konkret in der Ausbildungsstätte Fatima.
Aufgrund der veränderten politischen Situation hat sich die Armut im Land und speziell für die Menschen in der Ausbildungsstätte verschlechtert. Für viele Familien reicht ihr Einkommen nicht, um die notwendige Grundausstattung wie Essen, Medikamente, Kleider, zu finanzieren.
Die Regierung hat vielen Familien und sozialen Institutionen kleine, aber jedoch notwendige finanzielle Unterstützung wie zum Beispiel zur Teilhabe an Bildung gestrichen, so dass es einige negative Konsequenzen für die Familien zur Folge hat.
Die Gewalt im Stadtteil hat sich erhöht. Menschen aus dem Bereich des Drogenhandels dringen in verschiedene Bereiche ein, um die Situation der Ärmsten aus der Gesellschaft zu missbrauchen. Sie unterwandern zum Beispiel Orte der Essensausgabe im Stadtteil, indem sie die Jugendlichen vor Ort mit Essen unterstützen. Im Gegenzug verlangen sie von den Jugendlichen, dass sie im Bereich des Drogenhandels einsteigen.
Die Ausbildungsstätte kann solche Einflussnahme und Einmischung verhindern, aber es kommen neue Herausforderungen auf sie zu:
- • Immer mehr Jugendliche müssen in der Ausbildungsstätte mindestens einmal am Tag eine Essensportion erhalten, da die Nahrungsmittelpreise fast täglich steigen. Da dies häufig ihrer einzige Essensration am Tag ist, mussten wir das Budget für die Essensausgabe erhöhen, was für uns eine finanzielle Herausforderung darstellt.
- • Im Sommer gab es weniger Anmeldungen in der Ausbildungsstätte. Viele der Jugendlichen konnten ihre Ausbildung nicht fortsetzen, da sie ihre Familien mit einem noch so kleinen Beitrag finanziell unterstützen mussten. Sie arbeiten zum Beispiel als Altpapiersammler. Diese Tendenz konnte in Ansätzen durch Schnellkurse verhindert werden, um sie zügiger in das Arbeitsleben zu integrieren.
- • Es war geplant, einen neuen Klassenraum zu errichten, aber es ist aufgrund der aktuellen Situation leider nicht machbar. Deshalb werden wir von ihrem Geld die Grundkosten wie Wasser, Strom (300% teurer), Lebensmittel und Wartung der notwendigen Maschinen finanzieren. Es ist nicht leicht, eine Mangelsituation zu verwalten, aber wir werden trotz der großen Krise weiter machen und mit Hoffnung in die Zukunft schauen. Denn durch ihre Unterstützung sind wir in diesen Zeiten nicht allein und können unsere Arbeit fortsetzen, vielen Dank, besonders im Namen der Jugendlichen.
Wir wünschen Ihnen eine gesegnete Weihnachtszeit, Feliz Navidad!
Ihr Team aus der Ausbildungsstätte Fatima
Weihnachtsbrief und Danke 2024
Liebe Unterstützer und Unterstützerinnen,
In Taller Fatima waren auch in diesem Jahr die Kurse und Absolvent*innen erfolgreich und konnten unter den schweren politischen Verhältnissen eine Ausbildung anfangen oder fortführen.
Eine gesegnete Weihnachtszeit wünscht Ihnen
Das Team Fatima
Ausbildungszentrum Taller Fatima
Den ganzen Weihnachtsbrief können SIe sich gerne Ansehen und Ausdrucken
1. Wer sind wir?
Die Ausbildungsstätte Fatima ist ein berufliches Ausbildungszentrum in Buenos Aires/ Argentinien, das 1993 gegründet wurde. Es ist ein Raum für ca. 200 junge Leute und Erwachsene, die an einem erzieherischen und ganzheitlichen Projekt teilnehmen, indem sie in verschiedenen Berufssparten ausgebildet werden. Sie werden bei dem Prozess der persönlichen Entwicklung und der sozialen Eingliederung in die Gesellschaft begleitet.
Das Zentrum liegt in dem Stadtteil Los Troncos de Pacheco, Gemeinde Tigre, in einem der sehr armen Vorstädte von Buenos Aires/Argentinien.
2. Ursprung und Entwicklung
Das Projekt fing 1993 damit an, eine Antwort zu finden auf die Fragen einer Gruppe von Erwachsenen, die sich besorgt zeigten über die Zukunft der Jugendlichen und jungen Erwachsenen des Stadtteils. Sie brachen oft ihre Schulkarriere ab und hatten keinerlei Möglichkeiten, einen beruflichen Einstieg in die Arbeitswelt zu finden.
Das einzige, was den Menschen blieb, war das Leben auf der Straße und den Slums.
Alle Schüler gehören zur Gemeinde, sie kommen aus Familien, die unter der Armutsgrenze liegen und somit sehr große Probleme haben, eine Arbeit zu finden.
Die Häuser sind sehr einfach gebaut, haben zumindest Wasser und Licht. Sie liegen an nicht asphaltierten Straßen. Häufig weisen die Schüler Mangelerscheinungen bezüglich der Ernährung auf.
Die Arbeitslosigkeit und die sozial instabile Situation des Umfeldes führt zu extremer Gewaltbereitschaft mit leichtem Zugang zu Gebrauch von Drogen und Alkohol.
3. Was bieten wir an?
Um die Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dieser Perspektivlosigkeit in allen Bereichen herauszuholen, bietet die Ausbildungsstätte Fatima folgendes an:
▪ eine berufliche Ausbildung in verschiedenen Berufssparten als Rüstzeug, um wieder sozial in die Gesellschaft integriert zu werden.
▪ einen Raum, um die Fähigkeiten und Talente der Jugendlichen zu unterstützen, damit ihre ganzheitliche Entwicklung gefördert wird.
▪ Vertiefung der grundlegenden Kompetenzen, wie Lesen, Rechnen und Schreiben
▪ Hausaufgabenbetreuung
4. Kurse für Jugendliche und Erwachsene
▪ Nähkurse
▪ Elektrizitätskurse
▪ Instandhaltung von Gebäuden
▪ Schweißkurse
▪ Holzverarbeitende Kurse
▪ Metallverarbeitende Kurse
▪ Kochkurse
▪ Computerkurse
5. Ziele der Ausbildung
Bevor die Schüler ihre Kurse beenden, durchlaufen sie ein produktives Praktikum.
Dabei sollen sie bestellte Aufträge ausführen und dadurch selbständig ein Einkommen erwerben. Durch diese Arbeit lernen sie die Fähigkeit zum Führen von selbstständigen Kleinunternehmen.
6. Wie können Sie mitwirken?
Die Ausbildungsstätte Fatima benötigt Geldspenden, um z.B. Materialien, Werkzeuge, Maschinen und Nahrungsmittel zu kaufen. Sowohl die kath. Kirche St. Josef Egelsbach/Erzhausen als auch der Weltladen Langen unterstützen sie in diesem Anliegen.
Über das Spendenkonto des Weltladens (siehe Ansprechpartner) können Sie eine Spendenquittung erhalten.
Bei Fragen steht ihnen Heidi Sauer (06103/388077), die das Projekt begleitet, gerne zur Verfügung.
Schlussreflexion
Die Ausbildungswerkstatt Fatima ist ein Raum, in dem Jugendliche und Erwachsene eine Gemeinschaft finden. Durch das alltägliche persönliche Engagement qualifizieren sich die Menschen, um die Lebensqualität für sich und ihre Familien zu verbessern und als Menschen zu wachsen.
Heidi Sauer und Ignacio Condado
Meine Auslandserfahrung und Begegnung mit den Menschen aus Argentinien
Ich bin Felix Condado Sauer aus Egelsbach und war ein halbes Jahr in Argentinien im Ausbildungszentrum Fatima.
Es wurde mir ermöglicht für ein halbes Jahr nach Argentinien zu reisen und beim Ausbildungszentrum Maria von Fatima auszuhelfen und mir alle Ausbildungsbereiche anzuschauen.
Da ich gut spanisch spreche, war der Austausch mit den Menschen uneingeschränkt und sehr tiefgründig. Ich habe die argentinische Gesellschaft in der Schere zwischen Arm und Reich betrachten können und habe mich geschichtlich als auch kulturell mit dem Land befasst.
Die von unserer Kirchengemeinde entstandene Unterstützung des Zentrums in dem armen Viertel Los Troncos in Buenos Aires, hat zu einer riesen Entwicklung im Leben der Menschen beigetragen. Das Zentrum bietet Ausbildungskurse für die Armen Menschen an und leistet somit eine Arbeitsroutine für die Menschen und einen Einstieg in den Arbeitsmarkt. Davon abgesehen ein sicherer Rückzugsort und ein Ort für gemeinschaftliche Bildung.
Da das Zentrum als zentraler Anhaltspunkt für die dort lebenden Kinder, Jugendlichen und Erwachsene ist, lernen die verschiedenen Leute sich untereinander kennen und eine friedliche Gemeinschaft innerhalb des Ortes wird geschaffen. Alle Leute, vor allem auch Frauen können sich viel untereinander austauschen und bei Workshops immer etwas Neues lernen, abgesehen von den regulären Ausbildungsbereiche.
Man merkt, dass die Lernbereitschaft bei den Aktivitäten, Kursen und Workshops immer sehr hoch ist und die Leute in einem sehr familiären Umfeld viel Spaß haben, ebenso mit den vertraulichen Dozenten. Als die Fußball Weltmeisterschaft 2022 näher rückte, hat man gemerkt, wie stolz die Leute auf ihr Land sind und dies auch im Alltag ausgestrahlt haben, alle waren Argentinier, egal in welcher gesellschaftlichen Schicht sich jeder einzelne befand. Freundlichkeit ist bei den Argentiniern einfach eine Grundeigenschaft. Viele haben große Familien und pflegen und wertschätzen diese auch sehr, das spiegelt sich bei den Leuten wider.
Interessant war auch, dass sich dort die Menschen ein europäisches Gesellschaftsbild als ein ideales und auch beispielhaftes vorgestellt haben, eine persönliche Lektion für mich an Wertschätzung unserer Gesellschaft gegenüber.
Im Gebäudekomplex außerhalb der Räumlichkeiten von Fatima gibt es viele Lager für Materialien, einen anliegenden Kindergarten, eine Tagesstätte für Personen mit Behinderungen, eine Kapelle, second-hand Kleiderverkauf von Caritas und Schülerhilfen am Nachmittag. Ein Haus für Jugendliche, wo weitere Kurse für Kinder freitags und samstags angeboten werden, gibt es auch.
Diese Struktur ist gegeben, jedoch noch sehr ausbaufähig. Die Resonanz der weiterwachsenden Teilnehmerzahl stellt weiterhin die Nachfrage nach dem Ausbau des Zentrums und Erneuerung der Maschinen. Diese Pläne für die Zukunft des Zentrums sind da und werden durch die Spenden erst ermöglicht. Die Spenden aus der Gemeinde in Egelsbach, Langen und Erzhausen haben die Ausbildungsbereich Klimatisierung und Kühlung ermöglicht.
Mit moderneren Themen wird sich immer weiter beschäftigt: Abfallentsorgung und Verwertung, Energiebezug zur Kostensenkung, Ernährung und Gesundheit, Ausbildung von Pflegekräften in der sehr schwachen Infrastruktur der Altenpflege usw… Da kann ich noch vieles nennen.
Durch unsere Hilfe ist das Ausbildungszentrum Fatima zu einem Vorzeigemodell für andere Stadtteile geworden und hat einen Trend geschaffen, der die Menschen aus der Armut hilft, Solidarität und Verbundenheit schafft, Frieden stiftet, Entkriminalisierung umsetzt und Potentiale aufleben lässt. All das führt zu einer generationalen Veränderung, die durch die Politik nur ansatzweise geschaffen werden kann.
Die Verhältnisse um in Chancengleichheit groß zu werden bzw. sich zu entwickeln und sich weiterzubilden sind bei Ihnen nicht gegeben, so wie wir es kennen. Dennoch sind die Menschen uns dort ähnlicher als wir denken. Unterstützung ist bei den prekären Verhältnissen immer noch notwendig. Insgesamt war es eine bereichernde Erfahrung mit so liebevollen und witzigen Menschen zu arbeiten und ich hoffe für sie noch weitere Unterstützung um noch weiterhin in der Gesellschaft viel bewirken zu können.
Felix Condado Sauer
Fastenessen der Heiligen Familie im März 2024
An dem sonnigen Sonntag, den 17.März 2024 stand in Albertus Magnus das Fastenessen an, gewidmet dem Projekt „Ausbildungsstätte Fatima“ in Argentinien. Inhaltlich wurde der Gottesdienst von der Eine-Welt-Gruppe gestaltet, gesanglich von Michael Zöllner aus Egelsbach mit argentinischer Folkloremusik begleitet.
Laura Banach und Felix Condado Sauer haben mit anschaulichen Bildern das Projekt präsentiert. Laura hat im Jahr 2014 und Felix im Jahr 2023 in der Ausbildungsstätte gearbeitet. So konnten sie der Gemeinde anschaulich darstellen, wie sich das Projekt in den letzten Jahren positiv weiterentwickelt hat. Die Anzahl der Auszubildenden hat sich erhöht und es sind neue Ausbildungsbereiche hinzugekommen, wie Klimatechnik und Altenpflege.
Die Nachfrage für einen Platz in der Ausbildungsstätte ist noch größer geworden, da staatlicherseits der Bildungssektor privatisiert werden soll, was auf großen Widerstand seitens der Bevölkerung stößt.
Viele Gemeindemitglieder, auch spanischsprechende Menschen aus verschiedenen Ländern Lateinamerikas aus der Gemeinde der Heiligen Familie waren an diesem Tag anwesend und der gemeinsame Austausch fand im Anschluss an den Gottesdienst beim Fastenessen statt.
Es wurden viele Fragen zu kulturellen Unterschieden, zu den Ansichten der Menschen, ihren Chancen und Möglichkeiten gestellt und auch die Herausforderungen als Christ in diesen bewegten Zeiten in den Blick genommen.
Man konnte im Saal spüren, wie deutlich Brücken zwischen zwei Realitäten und zwei unterschiedlichen Kontinenten gebaut wurden. Es wurden die schönen Aspekte der jeweilig anderen Kultur betrachtet, gefeiert und geschaut, was uns gemeinsam verbindet.
Dieser interkulturelle Austausch sorgte im bunten Saal für eine großartige Atmosphäre. Gemeinsam gegessen wurde das leckere argentinische Gericht „Locro“, eine Gemüsesuppe mit Kürbis, Kartoffeln, Bohnen und Mais. Es wurde auch „Mate“ getrunken, ein typischer Tee aus Argentinien.
Während des Essens sorgte Michael Zöllner für die Musik und sang schöne lateinamerikanische Folklorelieder. Neben dem Buffet-Tisch lagen kleine Gegenstände, die in der Ausbildungsstätte Fatima hergestellt wurden, aus Textilstoff, Holz oder Metall.
Das Fastenessen war ein voller Erfolg und es machte Freude, den Menschen aus der Gemeinde das Projekt „Ausbildungsstätte Fatima“ näher zu bringen. Einige kannten das Projekt und sie konnten sehen, was sich in den letzten Jahren durch die Unterstützung der Gemeinde vor Ort verändert hat.
Ein großes Dankeschön an alle, die beim Fastenessen mitgearbeitet haben und an alle Menschen aus unserer Gemeinde, die Interesse gezeigt haben und sich die Zeit genommen haben. Wir können der Ausbildungsstätte den stolzen Betrag von 1230€ überbringen.
Vielen Dank! Muchas Gracias!
Ihre Eine-Welt-Gruppe
Mehr Information auf:
https://www.facebook.com/escuelatallerfatima/
https://www.instagram.com/escuelatallerfatima/
Spendenkonto
e.V. FairHandeln – Weltladen Langen
IBAN: DE 54 5065 2124 0026 1231 90
Stichwort: „Ausbildungsstätte Fatima“
(Spendenquittung erhältlich über den Weltladen)