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Predigt Pfarrer Dr. Givens am 15.01.2025:Dämonen im Alltag

Dämonen im Alltag
Wir müssen an diesen Tagen in unsere Familien gehen, in unseren Freundeskreis, auch an unsere Arbeitsplätze, wir müssen auch in unsere Kirchen gehen, überall dorthin, wo wir normalerweise hingehen, und davon predigen, dass die deutsche Sprache in Gefahr ist, eine böse Sprache zu werden.
Datum:
15. Jan. 2025
Von:
Pfr. Dr. Ronald A. Givens

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn.

An einer anderen Stelle heißt es im Evangelium (oder ein paar Sätze vorher im Markusevangelium), dass Jesus in der Synagoge von Kafarnaum gewesen ist, und dass er jetzt in das Haus des Simon und des Andreas heimgekehrt. Jesus, der aus Nazareth an den See gekommen ist, der hat, so ähnlich wie auch in Betanien, im  Haus des Simon und des Petrus ein Zuhause gefunden. Er kommt dort mit Johannes und Jakobus hin, um die anderen zu treffen, aber: Dort hängt der Haussegen schief, denn die Schwiegermutter liegt krank. Vielleicht waren deswegen auch Simon und Andreas nicht mit in der Synagoge, weil die Schwiegermutter sich nicht wie gewohnt um die Familie hat kümmern können.

Und dann geschieht etwas, was wir heute vielleicht gar nicht mehr begreifen: Jesus geht einfach in den Raum, in dem die Schwiegermutter ist - das war verboten. Ein Rabbi, also ein Mann, betritt keinen Raum, in dem eine weibliche Person liegt. Das war ein Tabu, das gehörte sich nicht, und es gehörte sich schon gar nicht, dass man das tut, was wir alle ganz selbstverständlich tun: Einen Kranken bei der Hand zu fassen.

Er, der gerade aus der Synagoge kam, er, der sich im Gottesdienst geheiligt hat, fasst eine Kranke an, eine fremde Frau. Dadurch ist er unrein geworden, dadurch hat er ein Tabu gebrochen, dadurch hat er etwas getan, was man nicht tut.

Aber für ihn war das sein Zuhause, und, ganz selbstverständlich, ist der Haussegen danach nicht mehr schief, denn die Frau kann wieder dienen. Da ist etwas heil und gut geworden.

Und dann am Abend, als die Sonne untergeht, als Jesus vor die Tür tritt, mit allen, die im Haus gewesen sind, da sieht er die ganze Stadt: Besessen und krank, gebrochen und hilfesuchend. Die ganze Stadt ist da, da gibt es keinen, der scheinbar nicht besessen, nicht krank, nicht gebrochen war, der nicht Hilfe brauchte. Jesus heilt viele, und danach können Sie alle nach Hause zurückkehren, dort wo sie in der Stadt gewohnt haben. Sie haben Jesus gesehen, sie haben Heilung erfahren, und sie haben vielleicht auch gehört, was im Haus gesprochen wurde, denn Türen wie wir sie kennen gab es damals nicht. Zwischen dem Draußen und dem Hof war alles offen und ein Austausch zwischen drinnen und draußen.

Und dann, in der Nacht, kehrt Jesus zurück in den Himmel. Im Gebet. Er will diesen Kontakt nicht verlieren, er will den Kontakt zu seinem Zuhause, zu seiner Heimat nicht verlieren. Darum geht er in die Stille und zieht sich zurück, um für sich klar zu werden: Was ist wichtig, was ist an diesem Tag passiert? Wie soll es weitergehen?

Jesus kehrt zurück in das in das Haus des Simon und des Petrus, das ihm zum zuhause geworden ist, und der Haussegen wird heil. Die Menschen, die in ihrer Gebrochenheit, ihrer Angst und in ihrer Krankheit vor der Türe des Simon und des Petrus gewartet haben, kehren zurück, sie sind gestärkt und geheilt. Und Jesus selbst kehrt zurück, in der Nacht, im Gebet.

Das alles sind Remigration. Das alles sind Zurückkehrungen. Das sind alles Remigranten, Menschen, die zurückkehren. Aber, was diesen Begriff Remigration im Zusammenhang mit Jesus deutlich unterscheidet von der Art und Weise, wie Alice Weidel und die AfD diesen Begriff benutzen, ist, dass da etwas heil geworden ist, dass bei dieser Remigration etwas gesund geworden ist, dass bei dieser Remigration das Zuhause wieder eine Möglichkeit geworden ist, dass diese Remigration Zukunft und Perspektive geschaffen hat.

Alice Weidel hat ganz bewusst diesen Begriff benutzt, um Dämonen hineinzutreiben ins deutsche Volk, um uns besessen zu machen mit einem Begriff, der so diabolisch und so böse ist - und wir sollen uns daran gewöhnen, dass die Sprache missbraucht wird um Böses auszusagen und am Ende auch Böses zu tun.

Jesus verwendet seine Worte, damit der Haussegen gerade wird. Jesus verwendet seine Sprache, damit etwas heil wird. Jesus lebt so, dass Menschen Lebensperspektive bekommen. Und er sagt: Ich gehe in die anderen Städte und Dörfer, um dort zu predigen und um dort die Dämonen auszutreiben.

Wir müssen an diesen Tagen in unsere Familien gehen, in unseren Freundeskreis, auch an unsere Arbeitsplätze, wir müssen auch in unsere Kirchen gehen, überall dorthin, wo wir normalerweise hingehen, und davon predigen, dass die deutsche Sprache in Gefahr ist, eine böse Sprache zu werden; dass es Menschen gibt in diesem Land, die diese Sprache kapern, um das Unsagbare salonfähig zu machen, und mit dieser Sprache Grenzen so verschieben, dass Taten möglich werden.

Die deutsche Sprache ist schon einmal gekapert worden. Man muss sich nur die Reden von Göring oder die Reichsparteitage von Hitler anhören, dann weiß man, wie die deutsche Sprache schon einmal gekapert worden ist, um das Unsagbare auf der Wannseekonferenz zur Tat werden zu lassen. Und wir müssen die Dämonen austreiben. Alice Weidel ist ein Dämon. Diese Frau hat dämonische Züge. Sie bringt das Böse in unsere Herzen und in unsere Wohnzimmer. Sie redet so, dass das Leben für viele Menschen in Gefahr gebracht wird. Und keine und keiner von uns möge sich darin täuschen zu glauben, „Es wird schon nicht so schlimm kommen.“. Das haben die Deutschen 1933 auch gedacht. Das haben die Österreicher beim Anschluss auch gedacht. Das hat die ganze Welt auch gedacht, „Es wird schon nicht so schlimm kommen.“ Es ist viel schlimmer geworden.

Jesus treibt die Dämonen aus. Er lädt sie nicht ein, und er lässt sie auch nicht zu Wort kommen. Es ist höchste Zeit, dass wir hingehen, überall, wo wir Verantwortung haben, und beim Namen nennen, was uns alle in Gefahr bringt.

Jesus hat Remigration betrieben, aber die hat Leben geschaffen. Die hat ein Zuhause geschaffen. Die hat Lebensmöglichkeit erschaffen.

Alles andere ist dämonisch.

Amen.