Mona in Taizé:Einblick in den Alltag von Taizé
Hallo, ich bin Mona und ich lebe mittlerweile seit 2 Wochen in Taizé. Die erste Woche habe ich als normaler Teilnehmer im „Field“(so nennt man das Programm, welches viele unter Taizé verstehen, also wenn man nur eine Woche hier bleibt) verbracht und ab letzte Woche Sonntag bin ich jetzt ein Volunteer.
Bevor ich ausführlicher erkläre, wie es ist, als Volunteer hier zu leben, möchte ich zunächst beschreiben, wie man seinen Tag im Field verbringt, und welche Unterschiede ich gemerkt habe, wenn man alleine oder in einer Gruppe nach Taizé kommt.
Im Field ist der Tag für alle, zumindest für alle über 18, relativ gleich strukturiert. Er beginnt um 8:15 Uhr mit dem Morgengebet, gefolgt vom Frühstück und anschließender Bibeleinführung. Danach bespricht man in Kleingruppen den jeweiligen Bibeltext und hat generell Zeit sich mit anderen auszutauschen. Um 12:30 Uhr treffen sich alle wieder im Mittagsgebet. Danach gibt es Mittagessen. Nachmittags hat jeder einen Job, der am Anfang der Woche eingeteilt wird. Abends gibt es um 19:00 Abendessen und um 20:30 das Abendgebet. Danach kann man seinen Abend entweder am Oyak, dem Kiosk, meist mit lauter Musik, oder in der Kirche bei Taizé-Gesängen verbringen.
Bevor ich nach Taizé gegangen bin, hatte ich Angst, dass ich in dieser ersten Woche oft alleine sein werde, da diesmal nicht meine Freunde und andere Gruppenmitglieder dabei waren. Das war aber überhaupt nicht der Fall. Man lernt allein viel schneller Leute kennen, weil alle viel offener sind, auf einzelne Menschen zuzugehen, als auf ganze Gruppen.
Oft musste ich extra weggehen, wenn ich meine Ruhe haben wollte.
Da die Leute hier von überall herkommen, spricht man ausschließlich englisch, damit jeder an den Gesprächen teilhaben kann.
Ein weiterer Unterschied allein in Taizé zu sein, ist es, dass man viel mehr Perspektiven und Facetten von Taizé kennenlernt. Ich habe viele ehemalige Volunteers in der ersten Woche getroffen, die mir so viele Orte und Geschichten hier zeigen konnten, von denen ich nichtmal wusste, dass sie existieren.
Auch in der Kirche saßen wir früher eigentlich fast immer in der Gruppe zusammen und relativ weit hinten, meist am gleichen Platz. Seitdem ich alleine hier bin, versuche ich mich immer mal wieder woanders hinzusetzen, um das Gebet nochmal ganz anders wahrnehmen zu können. Meist bleibe ich abends noch länger in der Kirche sitzen und lasse die Gesänge auf mich wirken, lese etwas oder schreibe mir meine Gedanken auf, in der Hoffnung, sie irgendwie sortiert zu bekommen.
Nach der ersten Woche, und ein paar Meetings mit den Schwestern, die für die weiblichen Volunteers verantwortlich sind, bin ich dann am Sonntag in das Haus der weiblichen Volunteers gezogen, die nicht so lange hier bleiben werden.
In den Zimmern hier stehen immer zwei Hochbetten, da momentan aber viel weniger Volunteers hier sind, als im Sommer, wohnen pro Zimmer nur zwei Mädchen. Man hat einen eigenen Schrank, und unser Haus hat ein Badezimmer exklusiv für uns Freiwillige, indem wir auch unsere Zahnbürsten etc. lagern können, dass man nicht immer den Kosmetikbeutel zum Zähneputzen mitnehmen muss.
Außerdem haben wir einen „Commonroom“ (Gemeinschaftsraum) indem wir alle zusammen essen, indem eine „Chillecke“ und eine Bastelecke eingerichtet ist.
Hier wird also viel Wert darauf gelegt, dass wir Freiwillige uns ganz wie zuhause fühlen können.
Die Schwester hat es uns so erklärt, dass wir hier als Gemeinschaft zusammenleben, arbeiten und beten. Wir sind also nicht hier in Taizé, wie bei jedem anderen Volunteer Job ausschließlich um zu arbeiten, sondern wir sind hier um in erster Linie miteinander zu leben und zu beten. Aber nun mal doch auch um zu arbeiten, denn wie in jeder Gemeinschaft funktioniert es eben nur, wenn alle mithelfen.
Als Volunteer bekommt man wöchentlich Jobs, die man als normaler Besucher oft gar nicht mitbekommt, da sie eher im Hintergrund ablaufen. Ich war beispielsweise in dem Lager und der Küche, die für alle Volunteers kocht.
Meist macht man die Jobs für zwei Wochen, in der ersten lernt man den Job, meist von anderen Volunteers und in der zweiten Woche bringt man dann das gelernte jemanden Neuen bei. Die Brüder und Schwestern übertragen uns damit also eine große Verantwortung, bei der man aber immer durch andere Volunteers unterstützt wird. Dadurch ist man hier sehr selbstständig und fühlt sich gebraucht, wodurch sich die Arbeit viel einfacher gestaltet.
Im zweiten Teil der Woche wurde ich gefragt, ob ich mit jemanden Jobs tauschen könnte und deshalb habe ich ab da bei dem Erwachsenen-Programm mitgeholfen. Besonders dort habe ich die Dankbarkeit der Besucher uns gegenüber gespürt. Die Erwachsenen haben sich oft bei mir bedankt und haben uns sogar am Ende der Woche ein kleines Geschenk überreicht, obwohl ich nur 2 Tage bei ihnen war.
Generell sind hier alle Menschen sehr offen und freundlich, was es sehr einfach macht, direkt tiefgründige Gespräche zu führen.
Alle Menschen hier sind super unterschiedlich, aber eine Sache verbindet uns fast alle: der Glaube an Gott, weshalb es sehr einfach ist, ein Gespräch über den Glauben mit jemandem zu führen, den man noch nie in seinem Leben gesehen hat, und neue Perspektiven kennenzulernen, was außerhalb der Kirche zuhause bei mir nicht der Fall ist.
Im Großen und Ganzen gefällt es mir also wirklich gut. Ich freue mich schon sehr auf die noch kommenden Wochen, und hoffe, ich konnte einen kleinen Einblick in den Alltag von Taizé geben.