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Allerheiligen und Allerseelen:Friedhofswege

Eingangstür zum  Mannheimer Friedhof
Datum:
1. Nov. 2025
Von:
Pfr. Dr. Ronald A.Givens

Vielleicht kennen Sie diese Eingangstür oder den Weg dahinter. Es ist einer der Zugänge zum Mannheimer Friedhof. Als ich vor dem Tor stand, hatte ich von einem bekannten Kirchenlied die Zeile im Kopf: „Die Wege sind verlassen und oft sind wir allein, in diesen grauen Gassen will niemand bei uns sein.“

Es gibt unterschiedliche Friedhofswege. Für die einen gehört der Weg zum Friedhof zum Tagesablauf. Für andere war das mal so - und je mehr Herbste und Winter über das Land gezogen sind, umso mehr hat sich auch das Bedürfnis gewandelt. Mit einem Mal ist die Kerze daheim vor dem Bild des oder der Verstorbenen so wichtig geworden wie einst der tägliche Gang auf den Friedhof. Andere gehen nur auf den Friedhof, wenn es unbedingt sein muss. Andere wieder: ab und an - am Todestag, am Geburtstag, am Hochzeitstag. Nicht jene zu vergessen, die nur noch auf den Friedhof können, wenn jemand Zeit hat, sie im Auto mitzunehmen, den Rollator in den Kofferraum packt - sich Zeit nimmt für den Weg zum Friedhof.

An Allerheiligen und Allerseelen führt der Weg der Kirche bewusst auf den Friedhof. Eigentlich sind wir fast täglich dort: Beerdigungen und Trauerfeiern. Keinen Gottesdienst feiern wir ohne unsere Verstorbenen. Wir nehmen sie ins Gebet, und wir bitten sie uns in die Fürsprache zu nehmen. Die ersten Tage des Novembers gehören ganz bewusst dem Friedhof und den Verstorbenen. Wenn es grau und dunkel wird, erinnert uns das Kirchenjahr daran, dass der Himmel offen ist - durchlässig für die, die bei Gott sind und die hier auf der Erde ihren Weg noch gehen.

Alle Seelen sind uns heilig, weil sie Gott heilig waren und sind. Allerseelen und Allerheiligen sind auch Friedhofsweggedenktage. Friedhofswege, die grau, leer, einsam waren und sind. Friedhofswege angefüllt mit Erinnerungen, mit Erzählen, mit Zwiesprachen und Gebet.

Friedhofswege voller Fragen, Zweifel, Wut und Angst. In den ersten Novembertagen bitten wir Gott, dass er alle Friedhofswege mitgeht, die nassgrauen, die herbstbunten, tröstlichen, die verzweifelten, die gemeinsamen und die einsamen.

Allerseelen und Allerheiligen.