Pfingsten:Herz für Europa

Das Licht, das durch das farbige Glas eines Kirchenfensters auf eine Holztür fällt, schenkt der Tür ein rotes Herz. An Pfingsten haben die Apostel und Jüngerinnen sich hinter verschlossenen Türen verbarrikadiert. Sie fühlen sich außer Stande den Menschen draußen von dem zu erzählen, was sie in ihrem Herzen bewegt. Im Sturm rüttelt Gott mit seiner heiligen Kraft an Türen und Schlössern, um die Frauen und Männer zu bewegen, sich ein Herz zu fassen. Sie sollen nicht länger schweigen, abwägen, um Worte ringen, sondern hinaus. Draußen vor der Tür erzählen was sie mit Jesus erlebt haben. Wie Gott sie verblüfft hat.

Die Frauen und Männer Jesu treffen den richtigen Ton. Plötzlich sind die Worte da. Es sprudelt aus ihren Herzen, und die Menschen verstehen. Verstehen, dass es Herzensanliegen sind. Erkennen die Begeisterung. Hören Herzensbotschaften.

Natürlich gibt es Widerspruch. Es kommt, was sie befürchtet haben, dass man sie verlacht, verspottet, angreift. Mit Worten, aber auch mit Gewalt.

Aber der erste Schritt ist gemacht. Das Herz ist ausgeschüttet. Sie finden Gleichgesinnte. Herzensbetroffene. Sie werden mehr. Frauen und Männer schließen sich ihnen an, weil sie sich nicht mehr eingeschlossen haben, sondern  dazu entschlossen haben, zu reden. Von dem was sie erlebt haben. Mit Gott. Mit Jesus. Das Trauma des Kreuzes. Die unfassbare Auferstehung. Sie schütten ihr Herz aus, und die, die ihnen zuhören, sehen welche Kraft Gott schenkt. Was sein Geist bewirkt. Was man in seinem Geist bewirken kann.

So hat unsere Kirche angefangen. Mit Begeisterung. Mit Verständnis. Mit hörenden Herzen. Mit Worten die Brücken gebaut haben. Mit Mut.

Gar nicht so unähnlich hat Europa angefangen. Mit Begeisterung. Mit Verständnis. Mit einander zuhörenden Herzen. Mit Worten und Taten, die Brücken gebaut haben. Mit Versöhnung. Mit Mut.

Daher feiern wir in diesem Jahr in unserer Pfarrei nicht nur Pfingsten, sondern auch Europa. So vieles von dem, was uns als Christen wichtig und heilig ist, wurde in Europa verwirklicht. Grenzen wurden abgebaut. Hilfen füreinander und miteinander organisiert. Menschen ringen in Europa darum, einander zu verstehen, miteinander einen Kontinent zu gestalten, der die Schöpfung bewahrt, dem Frieden einen Chance gibt, die Gerechtigkeit für alle anstrebt.

Europa ist von Pfingsten angehaucht, weil in und für Europa Menschen gemeinsame Wege zueinander gesucht haben, denen Jesus und seine Botschaft viel bedeutet.

Die anstehende Europawahl liegt uns als Pfarrei am Herzen. Christen haben Europa viele gute Ideen und Ideale geschenkt. Wir möchten die stärken, die sich für ein Europa einsetzten, das ein Herz hat für die, die genug haben vom Unfrieden, von Hassrede und Gewalt, von Spott und Hohn, die sich danach sehnen, dass in Europa Frauen und Männer mit Begeisterung und Mut Brücken zueinander bauen und gemeinsam Schwierigkeiten lösen.

Ihr

Pfarrer Dr. Ronald Ashley Givens, gemeinsam mit dem Pastoralteam