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Predigt Dorothea Busalt zum Karfreitag am 18. April 2025:Ich halte das nicht aus.

Ich halt das nicht aus.
Karfreitag ist ein Durchhaltetag. Mit der Stille, die wir nicht gewohnt sind, mit dem Vorsatz, zu fasten, und natürlich mit dem, was wir in der Passion hören.
Datum:
18. Apr. 2025
Von:
Dorothea Busalt

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn:

Ich halte das nicht aus.

Wie oft haben wir das schon gesagt? Zu uns selbst, zu anderen.

Ich halte das nicht aus vor lauter Schmerzen.

Ich halte das nicht aus in dieser Ehe.

Ich halte das nicht aus, weil es einfach zu lange dauert.

Ich halte das nicht aus, weil es eh nichts bringt.

Ich halte das nicht aus in diesem Unterricht bei dieser Lehrerin.

Ich halte das nicht aus in dieser Freundschaft, die nur toxisch für mich ist.

Ich halte das nicht aus mit dem vielen Streit und Ärger.

Ich halte so eine lange Wanderung nicht aus.

Ich halte die politische Situation in der Welt nicht aus.

Ich halte es nicht aus, dass dieser von mir geliebte Mensch gestorben ist.

Sie merken, ihr Jugendlichen merkt: Das sagt man oft mal so dahin, oder man sagt es, weil es wirklich an die eigenen Grenzen geht, an die Substanz. Und eigentlich ist es eine Aussage, die zuerst einmal auf mich bezogen ist. Man hat zuerst einmal sich selbst im Blick.

Aber: Dass sind ja oft die Situationen, in denen andere Menschen mit einbezogen oder relevant sind, wo andere ebenfalls betroffen sind, direkt oder indirekt.

Heute halten wir aus.

Wir alle, die wir hier sind, halten diesen Gottesdienst aus. Diese Liturgie, die so anders ist im Vergleich zu den liturgischen Handlungen, in der anders ist wie wir singen oder eben auch nicht.

 

Karfreitag ist ein Durchhaltetag. Mit der Stille, die wir nicht gewohnt sind, mit dem Vorsatz, zu fasten, und natürlich mit dem, was wir in der Passion hören.

Wenn wir in diese Passion schauen, gibt es manche, die es schaffen, durchzuhalten, und es gibt andere, die es nicht schaffen, wie die Jünger im Garten oder Petrus am Kohlenfeuer.

Was wäre wohl gewesen, wenn Jesus die Folter und den Weg ans Kreuz nicht durchgehalten hätte?

Im Johannesevangelium heißt es:

Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Mágdala - und der Jünger, den er liebte. Sie haben durchgehalten bei ihm, bis über den Tod hinaus. Sie haben in jenen Tagen durchgehalten, bei ihm und mit ihm, bis über den Tod hinaus.

Ich habe  in diesem Jahr das erste Mal erlebt, was es heißt, auszuhalten, dabeizusitzen, bis der Tod der Freundin kommt. Und wie oft höre ich das in Trauergesprächen, von den Angehörigen Verstorbener, die einen geliebten Menschen bis zum Ende ihres Lebens begleiten, die dabei aus- und durchhalten müssen. Die diesen Weg mitgehen. Sie sind Immer wieder dankbar. Trotz all der Trauer haben sie in dieser Situation ihre geliebte Person nicht allein gelassen, auch wenn Teresia Benedicta vom Kreuz, besser bekannt als Edith Stein, zu ihren Mitschwestern einmal gesagt hat: 

 

Das müssen wir auch lernen, liebe Schwestern, andere ihr Kreuz tragen zu sehen und es ihnen nicht abnehmen zu können. Es ist schwerer, als das eigene zu tragen. Aber wir kommen daran nicht vorbei.

 

Das eine ist, in einer schwierigen eigenen Lebenssituation zu sagen: Das muss ich nicht weiter aushalten. Das andere ist aber der Blick auf die Menschen, denen wir Beistand leisten können, mit denen wir gemeinsam aushalten und mitgehen, weil sie für uns wertvoll und wichtig sind, weil wir sie lieben.

Ja, wir kommen in unserem Leben daran sicher nicht vorbei. Aber wir glauben daran, dass da einer war, der für uns ausgehalten, durchgehalten hat. Und niemand konnte ihm das Kreuz abnehmen. 

Und: Jesus, der Menschensohn, da bin ich überzeugt davon, hat ausgehalten, weil da Menschen waren, die mit ihm diesen Weg gegangen sind, den Weg zum Kreuz.

Amen.