Zum Inhalt springen

Zukunftsdialog „Vertraute Orte - Neues Leben“:Kirchen wandeln – Zukunft gestalten

Zahlreiche Interessierte in der Marienkirche: Aufmerksames Zuhören und lebendige Gespräche über die Zukunft der Kirchen.
Datum:
19. Sept. 2025
Von:
Sandra Usler und Angela Eckart

Ein Mittwochabend im September: Die Bänke der Michaelskirche sind gefüllt, doch es erklingt nicht das gewohnte „Im Namen des Vaters…“.

Stattdessen wird der Raum vom Gesang des Katholischen Kirchenchores Hl. Johannes XXIII. erfüllt: „Herr, gib mir die Kraft, zu verändern, was ich noch ändern kann.“

Worte, die viele mitten ins Herz treffen – weil sie genau das ausdrücken, worum es an diesem Abend geht: Mut zum Wandel und die Bereitschaft, die Zukunft gemeinsam zu gestalten. 

Beim Kirchenwandeln, zu dem die Stadt Viernheim und die Pfarrei Hl. Johannes XXIII. eingeladen haben, geht es um die Frage, wie die leerstehenden Kirchengebäude in Viernheim zu neuen Orten des Lebens werden können.

Pfarrer Dr. Ronald A. Givens und Erster Stadtrat Jörg Scheidel begrüßen die rund 200 Gäste zum „Kirchenwandeln“ – dem öffentlichen Start des gemeinsamen Beteiligungsprozesses von Stadt und Kirchengemeinde. Der Zukunftsdialog steht unter dem Titel Vertraute Orte – Neues Leben“.

Beide machen in ihren Worten deutlich: Die drei leerstehenden Kirchen in Viernheim – die Michaelskirche, die Hildegardkirche und die Marienkirche – sind weit mehr als Gebäude aus Stein. Sie sind für die Bürgerinnen und Bürger Viernheim Orte der Erinnerung, des Glaubens, der Hoffnung, der Gemeinschaft.

Und sie tragen unzählige persönliche Geschichten: So berichtete Erster Stadtrat Jörg Scheidel von seiner Zeit als Messdiener in der Michaelskirche und Pfarrer Ronald A. Givens von seinen Anfängen als Viernheimer Pfarrer in der Marienkirche.

„Wir wollen diese Orte nicht dem Verfall überlassen, sondern gemeinsam herausfinden, welches neue Leben in ihnen wachsen kann“, betont Pfarrer Dr. Ronald A. Givens.

Und Erster Stadtrat Jörg Scheidel ergänzt: „Es geht nicht darum, festzuhalten, was nicht mehr ist – sondern gemeinsam Perspektiven zu entwickeln, die tragen.“

Ein Weg mit vielen Eindrücken

Kirchenwandeln: Station in der Hildegardkirche.

Begleitet Timo Buff von der Bürogemeinschaft Sippel | Buff machen sich die Teilnehmenden anschließend auf den Weg durch Viernheim. Drei Kirchen und drei Atmosphären werden dabei spürbar:

  • Die Michaelskirche: saniert, hell, weit. Vom Altar aus eröffnet sich der Blick auf die Fenster mit dem Panorama Jerusalems. Pfarrer Dr.  Ronald A. Givens nennt sie eine „Emanzipationskirche“ – entstanden aus dem Wunsch nach Eigenständigkeit, zugewandt den Menschen, die nach Viernheim gezogen sind.

  • Die Hildegardkirche: verschlossen, von einem Gitter am Hauptportal gesichert. Innen spürbar die Last der drei Jahre Schließung. Und doch: Das Farbenspiel der Glasfenster berührt. Pfarrer Dr. Givens wählt ein starkes Bild: „Die Hildegardkirche erinnert an Jona im Bauch des Wals. Menschen wurden hier aufgenommen, fanden Heimat. Heute gilt es, neue Visionen von Heimat zu entwickeln.“

  • Die Marienkirche: die älteste Kirche Viernheims, schlicht gebaut von Bauern nach dem Dreißigjährigen Krieg, „eine Kirche der Armen“. In ihr zeigt sich die Geschichte von Tod und Auferstehung – ein Hinweis darauf, dass auch sie heute eine neue „Auferstehung“ erfahren kann. In der Kirche sind Tische, Stühle und Stellwände aufgebaut: Ergebnisse des Runden Tisches, Impulse, Gedanken. Ein Raum der Begegnung.

Immer wieder setzt der Kirchenchor musikalische Akzente: „Use your time“, „Let us break bread together“ – Lieder, die Herz und Kopf gleichermaßen ansprechen und dem Abend einen besonderen Klang geben.

Viele Teilnehmende lassen sich anstecken vom Entdeckergeist des Rundgangs. Manche wirken nachdenklich, andere sichtbar inspiriert. Doch allen gemeinsam ist: Das Interesse am Weiterdenken dieser vertrauten Orte.

 

Die Ideensammlung hat begonnen

Die Ideen-Stelen sind an verschiedenen Orten in Viernheim aufgestellt.

Mit diesem Abend ist auch offiziell die öffentliche Ideensammlung gestartet.

Bis zum 26. Oktober 2025 können alle Viernheimerinnen und Viernheimer ihre Vorschläge einreichen – digital auf der Plattform der Pfarrei oder analog über die Ideenkarten, die an vielen Orten in der Stadt verteilt sind.

Für jede Kirche gibt es eine eigene Karte, auf der Ideen, Skizzen oder auch Zeichnungen festgehalten werden können.

Abgeben lassen sich die Karten an den Ideen-Stelen. Sie stehen an folgenden Orten: 

  • in den katholischen Kirchen,
  • in der Drachenbücherei,
  • im Bürgerbüro,
  • in den vier katholischen Kindertagesstätten
  • im Café Rall.

So wird es möglich, dass ganz Viernheim am Zukunftsprozess teilnimmt – vom Jugendlichen bis zur Seniorin, vom Neubürger bis zum Ur-Viernheimer.

„Unsere Kirchen sind vertraute Orte. Aber wir wollen sie offen denken – damit in ihnen neues Leben wachsen kann“, bringt es Pfarrer  Dr. Ronald A. Givens den Zukunftsdialog auf den Punkt.

Ein Abend, der nachklingt

Beim gemütlichen Ausklang freuten sich die Teilnehmenden über leckere Pommes vom Foodtruck.

Der Abschluss in der Marienkirche führt alle Eindrücke zusammen.

Die Bürogemeinschaft Sippel | Buff gibt einen Ausblick auf die nächsten Schritte des Prozesses.

Danach klingt der Abend aus bei Pommes aus dem Foodtruck, kalten Getränken und angeregten Gesprächen.

Lachen, Nachfragen, spontane Ideen – es wird sichtbar: Beteiligung funktioniert nicht nur über Karten und Plattformen, sondern vor allem im direkten Miteinander.

Eine Teilnehmerin fasst es treffend zusammen: „Heute war zu spüren: Wandel gelingt am besten, wenn man sich begegnet.“

Dank an viele Mitwirkende, der von Herzen kommt

Der Kirchenchor setzte auf dem Weg mit seinen Lieder emotionale Akzente.

Ein solcher Abend ist das Ergebnis vieler helfender Hände. Ein herzliches Dankeschön gilt:

  • Liane Helfrich-Zengi vom Pfarreirat und ihren beiden Söhnen Benedikt und Julius für die kulinarische Begleitung in Nadis Foodtruck.
  • Der Bürogemeinschaft Sippel | Buff für die professionelle Moderation und Begleitung der Veranstaltung.
  • Unserem Ersten Stadtrat Jörg Scheidel und Pfarrer Dr. Ronald Givens für ihre inhaltlichen Impulse. 
  • Allen Helfenden rund um den Auf- und Abbau der Veranstaltung.
  • Den Rikscha-Fahrenden, die Menschen an diesem Abend eine besondere Art der Teilnahme angeboten haben. 
  • Den Sekretärinnen im Pfarrbüro für die Unterstützung bei den Willkommensgeschenken und unseren Küsterinnen, die sich um die Dispenser kümmern.
  • Der Holzwerkstatt des Sozialzentrums und den Ehrenamtlichen für die schöne Gestaltung der Dispenser und das Aufhängen der Banner in unserer Stadt. 
  • Stadtplanerin Carolin Schmidt und Pfarreiratsvorsitzender Ursula Scheidel, die für den Beteiligungsprozess Verantwortung tragen.
  • Unseren vielen Ehrenamtlichen, die in den letzten Tagen mehr als 13.000 Faltblätter zum Zukunftsdialog in unserer Stadt verteilt haben.
  • Dem Kirchenchor der Pfarrei Hl. Johannes XXIII. mit seinem Dirigenten Christoph Wunderle, der mit seinen Liedern die Kirchenräume zum Klingen brachte und den Abend atmosphärisch getragen hat.
  • Und schließlich allen Bürgerinnen und Bürgern, die an diesem Abend ihre Zeit geschenkt, sich auf den Weg gemacht und den Prozess durch ihre Präsenz, Offenheit und Ideen bereichert haben.

Dieser Abend hat gezeigt, dass Zukunft dort wächst, wo viele bereit sind, ein Stück ihrer Zeit, ihrer Kreativität und ihres Herzens zu einander zu schenken.

Nächste Gelegenheit: Marktgespräche

Kirchenwandeln: Station im Tivolipark

Bereits am Samstag, 27. September 2025, geht der Zukunftsdialog weiter:

Ab 8:00 Uhr auf dem Lebensmittelmarkt an der Hildegardkirche und ab 10:30 Uhr in der Innenstadt (Rovigoplatz) sammelt die Bürogemeinschaft Sippel | Buff gemeinsam mit Mitgliedern der Pfarrei Ideen und informiert über den Prozess.