Zukunftsdialog „Vertraute Orte - Neues Leben“:Kirchenwandeln durch Viernheim

Stadt und Kirchengemeinde eröffnen Zukunftsdialog „Vertraute Orte – Neues Leben“
Mit einem inspirierenden Rundgang zu den drei Kirchenstandorten – Michaels-, Hildegard- und Marienkirche – hat am vergangenen Mittwochabend (17. September) der gemeinsame Zukunftsdialog „Vertraute Orte – Neues Leben“ der Stadt Viernheim und der Katholischen Kirchengemeinde Hl. Johannes XXIII. für die Öffentlichkeit begonnen. Unter dem Titel „Kirchenwandeln“ machten sich 200 Teilnehmende gemeinsam auf den Weg – im wörtlichen wie übertragenen Sinn.
Eröffnet wurde die Veranstaltung in der Michaelskirche. Der Katholische Kirchenchor Hl. Johannes XXIII. stimmte die Teilnehmenden mit dem Lied „Herr, gib mir die Kraft, zu verändern, was ich noch ändern kann“ auf das Thema des Abends ein.
Im Anschluss begrüßten Pfarrer Dr. Ronald Givens und Erster Stadtrat Jörg Scheidel die Anwesenden. Beide betonten die besondere Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Stadt und Kirchengemeinde: Gemeinsam wolle man den Wandel gestalten. Zugleich stellten sie die Rahmenbedingungen und Leitplanken des Beteiligungsprozesses vor und luden die Teilnehmenden ein, die Kirchenräume an diesem Abend mit allen Sinnen zu entdecken und sich zu möglichen künftigen Nutzungen inspirieren zu lassen.
„Dass so viele Menschen mitgemacht, mitgedacht und ihre Ideen eingebracht haben, zeigt, wie wichtig diese Orte für unsere Stadt sind – auch jenseits der religiösen Nutzung“, so Givens und Scheidel unisono. „Jetzt gilt es, diesen Schwung mitzunehmen und gemeinsam an tragfähigen Perspektiven für die Zukunft der Kirchen zu arbeiten.“
Einblicke, Eindrücke und viele offene Ohren

An jeder der drei Kirchen erhielten die Teilnehmenden Einblicke in die jeweilige Geschichte und Bedeutung der Gebäude. Die begleitende Bürogemeinschaft Sippel I Buff berichtete jeweils von ersten Eindrücken des „Runden Tisches“.
Der Runde Tisch ist ein Gremium, mit Vertreterinnen und Vertretern der Kirchengemeinde, Stadt, Politik und Fachleuten sowie interessierten Bürgerinnen und Bürgern. Im Rahmen des Zukunftsdialogs wird der „Runde Tisch“ Empfehlungen zur neuen Nutzung der Kirchen aussprechen.
Beim „Kirchenwandeln“ standen nicht nur die Gebäude selbst im Fokus, sondern auch die angrenzenden Außenräume – vom Kirchturm bis zum Kita-Garten, vom Straßenraum bis zu den Grünflächen. In kurzen Rundgängen wurden diese Orte gemeinsam in den Blick genommen. Die Rückmeldungen reichten von nachdenklich bis inspiriert – verbunden durch das gemeinsame Interesse an der Zukunft dieser vertrauten Orte.
Zukunft gemeinsam gestalten: Ideensammlung gestartet
Ein zentrales Element des Zukunftsdialogs ist die an diesem Abend offiziell gestartete öffentliche Ideensammlung, die bis zum 26. Oktober 2025 läuft. Alle Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, ihre Vorschläge zur künftigen Nutzung der drei Kirchenstandorte einzureichen – digital über eine Online-Plattform der Pfarrei Hl. Johannes XXIII. unter www.bistum.de/zukunftsdialog-viernheim oder analog über Ideenkarten, die an verschiedenen Orten in Viernheim ausgelegt werden. „Unsere Kirchen sind vertraute Orte. Wir möchten sie offen denken – und gemeinsam herausfinden, welches neue Leben in ihnen wachsen kann“, betont Pfarrer Dr. Givens.
Für jeden der drei Kirchenstandorte wurde eine eigene Ideenkarte entwickelt – ein handliches Faltblatt, auf dem Vorschläge schriftlich, skizzenhaft oder auch kreativ gemalt festgehalten werden können. Damit auch die analoge Beteiligung möglichst vielen Menschen offensteht, sind Ideen-Stelen an zentralen Orten in Viernheim aufgestellt: in den katholischen Kirchen, in der Drachenbücherei, in den vier katholischen Kindertagesstätten, im Bürgerbüro sowie im Café Rall. So können Interessierte ihre Gedanken und Anregungen unkompliziert einbringen und den Prozess aktiv mitgestalten.
Der begleitende „Runde Tisch“ wird die eingereichten Ideen sichten und in den weiteren Entwicklungsprozess einfließen lassen. Dabei spielen auch Aspekte wie Nachhaltigkeit, Denkmalschutz und Finanzierbarkeit eine Rolle.
Ein Abend, der nachhallt
Weitere musikalische Beiträge des Kirchenchors – darunter „Use your time“ und das Tischgebet „Let us break bread together“ – setzten emotionale Akzente auf dem Weg durch die Stadt. Den Abschluss bildete in der Marienkirche ein Ausblick auf die kommenden Beteiligungsformate durch die Bürogemeinschaft Sippel I Buff.
Beim gemütlichen Ausklang mit Pommes vom Foodtruck und kühlen Getränken kamen viele Teilnehmenden miteinander ins Gespräch. Die lockere Atmosphäre unterstrich, dass der Dialog nicht nur strukturell, sondern auch menschlich getragen ist. „Heute wurde spürbar: Wandel gelingt am besten, wenn man sich begegnet“, fasste eine Teilnehmende den Abend treffend zusammen.
Marktgespräche am Samstag, den 27. September
Am Samstag, den 27. September sammelt die Bürogemeinschaft Sippel | Buff, unterstützt durch Mitglieder der Kirche, Ideen vor Ort und informiert über den Beteiligungsprozess. Der Informationsstand wird ab 8:00 Uhr am Lebensmittelmarkt an der Hildegardkirche und ab ca. 10:30 Uhr in der Innenstadt auf dem Rovigoplatz zu finden sein.
Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, vorbeizukommen und ihre Anregungen einzubringen.
Hintergrund: Zukunftsdialog Kirche und Stadt
In den vergangenen Jahren hat sich die Situation der katholischen Kirche auch in Viernheim stark verändert. Der Rückgang von Mitgliederzahlen, Engagement und Gottesdienstbesuch macht Zusammenlegungen und Umstrukturierungen notwendig: Die einst vier eigenständigen Pfarrgemeinden sind heute zur großen Gemeinde Hl. Johannes XXIII. zusammengeführt. Aktuell wird jedoch nur noch die Apostelkirche regelmäßig für Gottesdienste genutzt – die Michaelskirche, Hildegardkirche und Marienkirche stehen leer.
Im Rahmen des „Pastoralen Weges“ möchte das Bistum Mainz nicht nur Einsparungen umsetzen, sondern neue Nutzungsmöglichkeiten für die denkmalgeschützten Gebäude finden – offen, kreativ und gemeinsam mit der Stadtgesellschaft.
Mit dem Beteiligungsprozess „Vertraute Orte – Neues Leben“ möchten die Stadt Viernheim und die Katholische Kirchengemeinde Hl. Johannes XXIII. gemeinsam tragfähige Zukunftsperspektiven für die drei Kirchenstandorte entwickeln. Der Prozess soll eine breit angelegte Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger ermöglichen.
Weitere Informationen zum Zukunftsdialog „Vertraute Orte – Neues Leben“ sowie alle Termine sind auf der Internetseite der Pfarrei Hl. Johannes XXIII. zu finden: www.bistummainz.de/zukunftsdialog-viernheim