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Wallfahrt - Krakau 2025:Kreuz

Die Wallfahrtsgruppe
Datum:
14. Juni 2025
Von:
Ronald A. Givens

Für die einen war es wohltuend, für die anderen erst einmal eine große Enttäuschung.

Wir sind heute an den Stadtrand von Krakau gefahren – vorbei an riesigen Schornsteinen und Fabrikanlagen, vorbei an Hochhausbauten und dann durch grüne, breite Alleen.

Links und rechts Reihenhaus an Reihenhaus, an einem bunten Samstagsmarkt vorbei, bis wir vor der Kirche in Nowa Huta standen.

Von außen nur Beton.

Wie gesagt: für die einen eine Enttäuschung, für die anderen eine wohltuende Überraschung – nach all dem Gold, dem Barock und den sehr mit Stuck gefüllten Kirchen.

Lichterspiel

Das Innere: hell und lichtdurchflutet. Farbig durch die großen Buntglasfenster.

Diese Kirche sollte und durfte es nicht geben. Mit aller Macht hatten die Kommunisten verhindert, dass es in ihrem Vorzeigeprojekt Nowa Huta – ihrer neuen Industriestadt – eine Kirche gibt. Noch nicht einmal ein Kreuz sollte es geben.

Nowa Huta, die kommunistische Arbeiterstadt, sollte der Beweis sein, dass der sozialistische Mensch keine Religion mehr braucht.

Buntglasfenster in Nowa Huta

Die offizielle Kirche von Krakau war erst einmal sprachlos, hat um Fassung gerungen.

Gerade erst hatte man den Naziterror und die Verfolgung durch die deutschen Besatzer überstanden, jetzt sah man sich der Verfolgung und Ablehnung durch den kommunistischen Staat gegenüber.

Für eine Gruppe von Laien, die in Nowa Huta lebten und arbeiteten, war diese gottlose Stadt unerträglich und so gründeten sie einfach an einer Straßenecke eine Art Pfarrei. Kein Haus, keine Kirche, kein Versammlungssaal, sondern als Zentrum ein schlichtes Holzkreuz.

Auf dem Weg zur Arbeit haben sie aufgestellt, und morgens und abends davor gebetet. Jeden Tag wurde das Kreuz von der Polizei,  vom Staat entfernt. Und jeden neuen Tag war es wieder da. Schließlich ging der Staat blutig gegen die vor, die das Kreuz aufgestellt haben.

Es gab zahlreiche Tote, weil die Menschen nicht vom Kreuz lassen wollten,  und weil sie darauf bestanden, eine Baugenehmigung für eine Kirche zu bekommen. 

Heute steht die Kirche: die „Arche des Brotes“.

Der ganze Bau erinnert – innen wie außen – an eine Arche oder ein Schiff. Johannes Paul II. hat als Erzbischof von Krakau unermüdlich daran mitgewirkt, dass diese Kirche gebaut werden konnte.

Die Kommunisten, der Staat, haben Baumaschinen verboten, alle Lieferungen von Zement und Steinen untersagt. Dennoch bauten die Menschen von Nowa Huta ihre Kirche. Aus aller Welt – und vor allem von sehr vielen Polen – kam alles, was benötigt wurde, um diese Kirche zu errichten.

Bei seiner ersten Polenreise als Papst durfte Johannes Paul II. keinen Gottesdienst in dieser Kirche feiern. Doch im nahe gelegenen Kloster durfte er Messe halten und hielt dort eine Predigt über das Kreuz und seine Bedeutung – eine Predigt, die eigentlich für Nowa Huta bestimmt war.

Holzkirche von Mogila

Dort, im Zisterzienserinnenkloster von Mogila, haben wir dann auch Gottesdienst gefeiert – in der wunderschönen Holzkirche, die auf dem Gelände des Klosters liegt.

Nach einem Mittagessen auf dem Parkplatz eines Supermarktes sind wir dann zu einem weiteren Ort gefahren, der ohne Johannes Paul II. nicht möglich geworden wäre.

In seiner Zeit als Zwangsarbeiter unter deutscher Besatzung hatte der junge Karol fast täglich im Kloster der Schwester Faustina Kraft geschöpft. Das von Schwester Faustina initiierte Jesus-Bild hat ihn gestärkt.

Schwester Faustina

Als Papst setzte er sich schließlich dafür ein, dass der Gedanke der Barmherzigkeit, den Schwester Faustina verkündet hatte, Teil der kirchlichen Lehre wurde.

Papst Franziskus griff dies auf und rief das Heilige Jahr der Barmherzigkeit aus.

Hier, am Kloster der Schwester Faustina – an diesem Ort der göttlichen Barmherzigkeit – gehen die Tage unserer Wallfahrt in Krakau langsam zu Ende.

Morgen geht es über Tschechien wieder heim nach Viernheim.