Flurprozession zu Christi Himmelfahrt:Und es war sehr gut

Als Jugendlicher war es ein besonderer Moment - so erzählte Pfarrer Dr. Givens.
Mit dem Wissen aus dem Schulunterricht in Biologie und Geographie, Physik und Chemie in der Hinterhand schien es leicht, die Aussagen des Religionslehrers zu hinterfragen und zu widerlegen.
Denn das Wissen aus den naturwissenschaftlichen Schulfächern schien klarer und greifbarer, als die biblische Erzählung von der Erschaffung unserer Erde in sieben Schöpfungstagen.
Und es fühlte sich fast wie ein kleiner Triumph an, zu wissen: So war es wohl doch nicht.
Doch mit den Jahren und mit der wachsenden Lebenserfahrung verändert sich die Perspektive.
Vielleicht hatte der Religionslehrer doch recht.
Pfarrer Dr. Givens griff genau diesen Gedanken zum Einstieg der Flurprozession am Dienstag vor Christi Himmelfahrt auf.

Trotz eines wolkenreichen Himmels und vereinzelter Regentropfen versammelten sich zahlreiche Gemeindemitglieder am gestrigen Dienstagabend am Waldfriedhof zur Flurprozession vor Christi Himmelfahrt.
Am Beginn der Flurprozession stand ein hebräisches Wort, das vielen überraschend vertraut klang: Tohuwabohu. Auch heute verwenden wir den Begriff für Chaos und für Durcheinander in unserem Leben.
Gut, wenn dann jemand da ist, der uns hilft unser chaotisches Leben zu ordnen und zu scheiden. Aus dem Tohuwabohu schuf Gott Ordnung, Licht und Leben.
Mit diesem Impuls machte sich die Gruppe auf dem Weg rund um die umliegenden Felder und Wiesen.
Auf dem Weg rund um den Waldfriedhof wurde an mehreren Stationen jeweils ein Schöpfungstag vorgelesen und in den Blick genommen. Die einzelnen Abschnitte aus der Genesis wurden von Impulsfragen begleitet, die zum persönlichen Nachdenken einluden.
So ging es am zweiten Schöpfungstag um das Wasser und die Frage: Wer hat mich zur Taufe gebracht? Ein dankbarer Blick zurück auf den eigenen Anfang im Glauben.
Am dritten Tag, als im Schöpfungsbericht Pflanzen und Bäume wuchsen, wurde deutlich: Gott war nun nicht mehr allein. Die Welt begann zu leben, zu atmen, sich zu entfalten.

Als die Lichter – Sonne, Mond und Sterne – erschaffen wurden, richtete sich der Blick auf das Staunen über die Schöpfung. Welche besonderen Naturerlebnisse trage ich in mir? Was hat mich tief berührt, was lässt mich heute noch staunen?
Pfarrer Dr. Givens teilte an einer Station den ganz persönlichen Gedanken, dass er zwischen den Beerdigungen gerne im hinteren Teil des Friedhofs sitzt, um den Vögeln zu lauschen. Er lud dazu ein, darüber nachzudenken, welchen leisen Stimmen wir in unserem Leben Raum geben möchten.

Während des Weges begleiteten Gesänge aus dem Gotteslob sowie das Rosenkranzgebet die Gruppe. Die Geheimnisse des Rosenkranzes waren thematisch auf den Schöpfungsbericht abgestimmt.
Zum Abschluss versammelte sich die Gruppe im Kreis. Pfarrer Givens erinnerte daran, dass es im Schöpfungsbericht nur am siebten Tag heißt: „Und siehe, es war sehr gut.“
In einer kleinen Geste zeichnete jeder dem Nebenstehenden ein Kreuz als Segenszeichen auf die Stirn mit dem berührenden Zuspruch: „Und es war sehr gut.“ Es zauberte so manchem ein herzliches Lächeln ins Gesicht.

Das Miteinander endete mit dem gemeinsamen Vaterunser und dem Friedensgebet als tiefem Wunsch und der Bitte, dass im Segen die Sabbatruhe für unsere Welt wiedergefunden wird - besonders auch mit Blick auf die vielen Konflikte und Spannungen in unserer Welt.
Ein herzliches Dankeschön geht an Pfarrer Dr. Givens für die Vorbereitung und die Gedanken zu den Schöpfungstagen, die diese Flurprozession zu einem besonderen Erlebnis gemacht haben.
Am Donnerstag, 29.05.25 feiern wir um 10:15 Uhr wegen des nassen und unbeständigen Wetters die Eucharistiefeier in der Apostelkirche.
Herzliche Einladung!