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Predigt Pfarrer Dr. Ronald Givens an Allerseelen 2025:„Unsere Toten ins rechte Licht rücken“

Allerseelen 2025
Wir danken für das Licht, das uns unsere Verstorbenen gebracht haben.
Datum:
3. Nov. 2025
Von:
Herbert Kohl

Für jeden brennt eine Kerze

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

über 170 Kerzen haben diejenigen, die jetzt gleich die Namen verlesen und die Kerzen anzünden, über 170 Kerzen vorbereitet, um ihre Verstorbenen heute Abend ins rechte Licht zu setzen. Für jede und für jeden ein Licht zu entzünden, wenn der Name ertönt.

Nikodemus und Joseph von Arimathäa, die beiden, von denen wir gerade eben im Evangelium gehört haben, die trauen sich aus der Deckung. Der eine war nur heimlich ein Jünger, der andere ist nur in der Nacht zu Jesus gekommen, aber jetzt ist es ihnen wichtig, Jesus ins rechte Licht zu setzen. Und darum bringt der eine kostbare Salben und wohlriechende Gewürze. Der andere gibt sein Grab und Leinentücher, weil ihnen das wichtig ist, dass jeder sieht: Das war unser Freund. Jedes Wort war uns kostbar. Das ist der, den wir ins rechte Licht setzen möchten.

Die Frau Busalt, die Frau Eckart, der Herr Kohl und ich, wir kennen das von den Gesprächen zur Vorbereitung der Beerdigung. Das sind die kostbarsten Momente in der Seelsorge. Wenn Sie den Menschen, den Sie zu Grabe tragen, ins rechte Licht setzen, wenn Sie erzählen vom Leben, wenn Sie aufleuchten lassen, was kostbar, was schön war, was Sie erlebt haben, was Sie vermissen, wenn Sie auch davon erzählen, was da dunkel geblieben ist, was kein Licht hat aufhellen können, was dunkel und fragend geblieben ist.

Wie kostbar ist es zu hören, wenn Sie den Menschen, der Ihnen wichtig ist, ins rechte Licht setzen. Noch einmal sagen: Der oder die hat mir so viel Licht ins Leben gebracht. Ein Licht, das niemand anders bringen kann und niemand anders bringen konnte. Vielleicht auch eine Dunkelheit, die deswegen so schmerzhaft ist, weil das Licht daneben so leuchtend und hell ist.

Wenn jetzt gleich eine Kerze nach der anderen entzündet wird, dann ist das ihr Licht, dann ist das noch einmal wie in einem Diamanten das rechte Licht, wo Sie sagen: Ja, ich möchte dich nicht in den Schatten stellen, ich möchte dich in das Licht Gottes stellen, ich möchte all unsere gemeinsame Dunkelheit und unser gemeinsames Licht aufleuchten lassen, noch einmal in den Blick nehmen, weil niemand anders dieses Licht in mein Leben bringen konnte und bringen kann. Weil mit deinem Namen ein Licht verbunden ist, das einmalig und besonders ist. An der Osterkerze, an der Auferstehungskerze, die mitten in der Osternacht, in der dunkelsten Nacht des Kirchenjahres entzündet wird, werden die Kerzen entzündet.

Joseph von Arimathäa und Nikodemus kommen miteinander ins Gespräch über den Freund Jesu. Sie werden einander erzählt haben, warum Ihnen der Mensch so wichtig war, während Sie Jesus ins Grab gelegt haben, während Sie ihn gewaschen und gesalbt haben. Vielleicht haben Sie das alle auch erlebt. Noch einmal den Menschen waschen, noch einmal salben, schön anziehen, Blumen aussuchen, überlegen: Wie kann ich einer Welt zeigen? Was dieser Mensch mir bedeutet hat, noch ein letztes Mal diesen Menschen ins rechte Licht setzen.

Und die Osterkerze erzählt davon, dass der Mensch, den Sie heute Abend betrauern, für den wir ein Licht entzünden, jetzt im richtigen Licht ist. Im ewigen Licht, bei Gott, da gibt es keine Dunkelheit mehr, da gibt es keinen Schatten mehr, da gibt es nur ein Verstehen, ein Sehen und ein Erkennen.

Ich wünsche Ihnen, wir wünschen Ihnen, wenn jetzt gleich der Name erklingt und die Kerze entzündet wird, dass sie bei aller Dunkelheit, bei allem Schmerz auch Danke sagen können. Danke für das Licht, das du gebracht hast. Und danke, dass Gott dich jetzt ins rechte Licht setzt, ins ewige Licht. Amen.