Zum Inhalt springen

Predigt Pfarrer Dr. Givens am 26.01.2025:Was ist Ihr Wahlprogramm?

vote or be
Was wäre unser Wahlprogramm? Was würden wir sagen, wenn wir in der Synagoge von Nazareth aufstehen würden?
Datum:
26. Jan. 2025
Von:
Pfr. Dr. Ronald A. Givens

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn.

Jesus ist so ungefähr 30 Jahre alt, ein junger Mann. Er ist wieder mal daheim, in Nazareth, bei seiner Familie, bei Maria uns Josef. Ich weiß nicht, ob Sie am Samstagmorgen oder Samstagabend gefragt haben: „Wir gehen jetzt in die Synagoge. Gehst du mit?“

Das können Sie alle auch fragen, wenn Ihre Kinder, die jungen Erwachsenen, zu Ihnen nach Hause gekommen sind und der Sonntag ansteht: „Wir gehen in die Kirche. Gehst du mit?“ Aber das traut man sich nicht immer.

Ich weiß auch nicht, wie es im Haus von Maria und Josef gewesen ist, aber es heißt, es war seine Gewohnheit und er geht dorthin, um am Gottesdienst teilzunehmen. Bei jüdischen Gottesdiensten ist es üblich, dass sich einer bereit erklärt, ähnlich wie bei uns am Ende mit dem Friedensgebet, aus der Tora, der Schrift, vorzulesen. Man weiß nicht, welche Schriftrolle man da in die Hand bekommt. Jesus bekommt den Jesaja in die Hand gedrückt, und dann sucht er eine Stelle, die ihm wichtig ist.

Das ist so ähnlich wie im Moment bei uns, wenn Sie durch Viernheim gehen: Dann sehen Sie überall die Wahlplakate. Jesus schreibt in dem Augenblick sein Wahlplakat. Er suchte in der Tora, in der Schrift: Was könnte mein Programm sein, was könnte mein Wahlprogramm sein, was ist mir wichtig?

Da heißt es als Erstes: ,Dass ich den Armen eine frohe Botschaft bringe‘. Das ist, was die Kantorinnen auch als Vers gerade noch einmal betont und gesungen haben - den Armen eine frohe Botschaft zu bringen.

Wenn Jesus Politiker wäre, dann würde er das jetzt plakatieren, überall: Ich bringe den Armen eine frohe Botschaft!

Zuvor hatte es geheißen: Er war erfüllt vom Heiligen Geist. Demnächst bekommt ihr1 mit Öl ein Kreuzzeichen auf die Stirn, und dann sagt ein Vertreter des Bischofs: „Du bist jetzt voll des heiligen Geistes.“ Irgendwann macht ihren euren Schulabschluss. Was ist dann euer Wahlprogramm? Warum seid ihr in der Welt?

Jesus sagt: „Ich glaube, dafür habe ich Gottes Heiligen Geist bekommen: Um dafür in der Welt zu sein, den Armen etwas Frohes zu sagen.“

Benedikt, du bist zurückgekehrt von der anderen Seite des Atlantiks. Was ist dein Wahlprogramm? Was hast du gelernt?

Elisabeth - wenn du morgen wieder in die Uni gehst und die Tür zur Universität aufmachst, um Vorlesung zu hören: Wofür hörst du deine Vorlesungen?

Frau Professor Böhm, Sie hatten einen Lehrstuhl. Da war klar, was Ihr Wahlprogramm ist, wofür Sie da sind - aber jetzt, als Pensionärin: Was ist Ihr Wahlprogramm? Wofür leben Sie?

Herr Gutscher, Sie machen bei uns Ausbildung. Sie haben bei der Firmung ein Kreuzzeichen auf die Stirn bekommen: Du hast den Heiligen Geist. Was würden Sie auf Ihr Wahlprogramm, auf Ihre Plakate schreiben, wenn Sie es hier in Viernheim aufhängen würden?

Wir alle sind gefirmt, sonst würden wir heute Morgen hier nicht sitzen. Wir alle haben versprochen bekommen: Du hast den Heiligen Geist.

Was wäre unser Wahlprogramm? Was würden wir sagen, wenn wir in der Synagoge von Nazareth aufstehen würden? Was hat sich heute erfüllt? Wofür möchte ich leben? Was ist mir wichtig? Wofür stehe ich ein?

Jesus wusste, als er dastand und „Ich möchte leben!“ sagte, dass die Armen eine frohe Botschaft bekommen.

Was würden wir sagen, wenn wir gefragt werden würden?

Amen.

 

1 (Die Firmlinge, Anm. d. Transkiptionisten)