Predigt Pater Adam Zak, SJ am Sonntag, 31. August 2025:Wer bei euch der erste sein will, sei der Diener aller

Es gilt der Geltungssucht entgegenzuwirken.
In unseren scheinbar sehr demokratischen Gesellschaften, die das Prinzip der Gleichheit aller Bürger untereinander ausrufen, herrscht – trotz aller Bemühungen - eine strenge Rangordnung. Diese Rangordnung kommt durch Rivalitäten zustande, die in jedem Lebensbereich stattfinden. Rivalität beherrscht schon viele Kinderzimmer und Schulklassen. Dem Weg nach oben werden Menschen geopfert. Es ist wie eine Sucht, dass einer über den anderen zu kommen und den Nächsten darin unter sich zu bekommen sucht.
Auch in der christlichen Gemeinschaft das, was als eine Aufteilung der Aufgaben und Dienste gedacht war, ist dann auch zu einer Rangordnung nach weltlicher Art erstarrt.
Die Weisung, die das heutige Evangelium enthält, beschränkt sich nicht auf die Abschaffung von Rangordnungen in der Gemeinde, wo doch alle durch ihre Taufe die gleiche Würde, den gleichen Rang haben und füreinander Schwestern und Brüder sind. Nach der Vorstellung des Evangeliums reicht das aber nicht. Es gilt, der Geltungssucht entgegenzuwirken.
Nach den Maßstäben des Evangeliums sollten alle eher nach unten statt nach oben drängen. Das Urteil, wer wohin gehört, steht den Betroffenen selbst nicht zu. Jeder hat mit dem positiven Verdacht zu leben, dass die andere oder der andere höher zu schätzen ist als er selbst. Der Gastgeber, der nach oben ruft, scheint der Herr selbst zu sein, der allein in das Innere des Menschen sieht und dem es allein zusteht, seinen Gästen Plätze zuzuweisen. Die frühchristlichen Gemeinden wurden von Paulus zu gegenseitiger Hochschätzung gemahnt. So z. B. im Philipper-Brief, wo es heißt: in Demut schätze einer den anderen höher ein als sich selbst. (2, 3) Die Christen sollten sich dadurch auszeichnen, dass sie nichts aus Ehrgeiz oder aus Prahlerei tun.
Der Grund dafür ist, dass der Christ weiß, wodurch er erlöst wurde: durch den Weg Jesu in die Niedrigkeit. In die Niedrigkeit nicht nur des Menschseins, sondern sogar des Sklave-Seins und in die Niedrigkeit des Sterbens am Kreuz. Das ist ein wirksames Gegengift zu der Geltungssucht, woran die Menschheit krank ist. Das Gegengift ist der Weg Jesu nach unten. Daran wurde auch die Gemeinde in Philippi erinnert: Darum hat Gott ihn über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen. (2, 9) Nicht der Name, den Menschen sich selbst machen, gilt vor Gott, sondern der Name, den Gott verleiht. Viele Namenlose gelten vor Ihm höher als andere mit ihren Titeln, Orden und Ehrenzeichen. Das soll das Bewusstsein und die Praxis einer christlichen Gemeinde prägen, wenn sie heilend wirken will, in einer Gesellschaft, die daran krankt, dass Menschen sich erhöhen, indem sie andere erniedrigen.
Das eucharistische Gastmahl soll nicht nur abbilden, in welcher Ordnung wir leben, sondern es soll vorbilden - das Gastmahl, in dem Gott alle seine Menschenkinder bei sich vereint und durch seine Liebe einzigartig liebenswert macht. Es soll aber dadurch auch in die Gesellschaft zurückwirken und ihre Rangordnungen in Frage stellen.