DAS ZWIEGESPRÄCH
Wie können Paare in einer längeren Beziehung über die Dinge in Kommunikation bleiben, die ihnen wirklich wichtig sind? Wie können sie im Alltag, gefangen zwischen Beruf, Kindern, Organisation des Lebens, im lebendigen Gespräch bleiben? Eine Option ist das sogenannte Zwiegespräch.
Die Regeln des Zwiegesprächs
Michael Moeller hat das "Zwiegespräch" entwickelt, es hat sich seit über zwei Jahrzehnten zigtausendfach bewährt. Es ist eine Unterhaltung nach einfachen, aber festen Regeln. Beide Partner verpflichten sich, diese Regeln einzuhallten.
Feste Zeit Vereinbaren Sie pro Woche einen Termin und einen Ersatztermin (falls beim ersten etwas dazwischen kommt), an dem Sie ungestört "allein zu zweit" 45 Minuten lang miteinander sprechen können. Fester Ablauf Setzen Sie sich gegenüber oder gehen Sie zu zweit spazieren, denn das Wesentliche wird visuell übermittelt, nicht über die Sprache. Schalten Sie Störungen aus (Telefon, Computer, Hintergrundmusik, Fernseher). Kürzen Sie das Gespräch nicht ab, und verlängern Sie es nicht.
Fester Wechsel Für Zwiegespräche benötigen Sie eine Uhr. 15 Minuten spricht der eine, dann 15 Minuten der andere. Wer zuhört, stellt keine Fragen, nicht einmal Verständnisfragen.
Festes Thema Jeder erzählt, was ihn derzeit am meisten bewegt. "Ein Selbstportrait malen" nennt Moeller das. Jeder bleibt bei sich selbst als Thema. Wenn er über den anderen spricht (was natürlich erlaubt ist), dann nicht wertend, sondern er schildert seine eigenen Empfindungen im Hinblick auf den Partner. Das ist der Unterschied zu Streitgesprächen, in der "Beziehungskiste", in denen jeder dem anderen weismachen will, wie er wirklich sei.
Warum Zwiegespräche so gut tun:
Jedes Paar, so Moeller, lebt in einer doppelten Wirklichkeit- in der eigenen und in der des Partners. Wenn jeder die Wirklichkeit des anderen kennenlernt, wird die Partnerschaft bereichert. Wenn jeder aber den anderen davon überzeugen möchte, die eigene Wirklichkeit sei die bessere, geht die Beziehung innerlich zu Ende. Daher lautet die wichtigste Voraussetzung des Zwiegesprächs: Gleichberechtigung der beiden Wirklichkeiten. In Zwiegesprächen lernen beide Partner fünf große Wahrheiten:
1. "Ich bin nicht du" Sie lernen, dass Sie sich gegenseitig viel weniger kennen, als Sie glaubten.
2. "Wir sind zwei Gesichter einer Beziehung" Zugleich lernen Sie, sich nicht als zwei unabhängige Individuen aufzufassen, sondern als ein Paar, das im Unterbewussten längst zusammengewachsen ist.
3. "Dass wir miteinander reden, macht uns zu Menschen" Sie lernen, dass Sie bestenfalls sich selbst, nicht aber den anderen ändern können, auch wenn Sie es ununterbrochenversuchen. Sie lernen, dass Sie beim Miteinanderreden nicht nur eine Beziehung zum anderen, sondern auch zu sich selbst aufnehmen.
4. "Wir erzählen uns Bilder" Sie lernen anstelle ungefährer Gefühle konkrete Szenen zu erinnern. Anstelle von "Ich finde dich toll" sagen Sie: "Heute früh sah ich dich, wie Du auf dem Rad mit wehender Jacke um die Ecke kamst und das Sonnenlicht in deine Haare geleuchtet hat. Da fand ich dich ganz wundervoll."
5. "Für meine Gefühle bin ich selbst verantwortlich" Sie lernen Ihre Gefühle als Handlungen Ihres Unbewussten zu verstehen- und nicht zu meinen, Gefühle kämen schicksalshaft über Sie oder würden von außen gemacht. Sie lernen Ihre Gefühle klarer auszudrücken und souveräner mit ihnen umzugehen, indem Sie sich nicht von jedem Gefühlsimpuls bestimmen lassen.
Wenn ein Zwiegespräch schief läuft:
Geben Sie nicht auf, wenn Ihre Zwiegespräche am Anfang nicht funktionieren. Vereinbaren Sie, in jedem Fall mindestens zehn Gespräche durchzuführen. Das ist der häufigste Fehler in der Partnerkommunikation. Man gibt zu schnell auf.