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Rückblick auf eine gelungene Kooperation mit SOLWODI, missio, der Frauenkommission und den Frauenverbänden im Bistum Mainz:„Nein, ich will nicht!“: Thementag zu patriarchaler Gewalt und Zwangsverheiratung

Schlusswort Janina Adler
Am 18. November fand in Kooperation mit missio und SOLWODI der Thementag „Nein, ich will nicht!“ statt. Unterschiedliche Formen patriarchaler Gewalt wurden in den Blick genommen, insbesondere Zwangsverheiratung und sogenannte Ehrgewalt, die Mädchen und Frauen bis heute ihrer Selbstbestimmung berauben. Ganz bewusst wurde dieser Thementag kurz vor dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November gewählt, um ein klares Zeichen gegen geschlechtsspezifische Gewalt zu setzen.
Datum:
25. Nov. 2025
Von:
Janina Adler
Rieth - Pressestelle

Ausstellung, Fachgespräch, Podiumsdiskussion und Schlussstatement

Bereits ab dem Vormittag bot eine Ausstellung mit künstlerischen Arbeiten von betroffenen Frauen Einblicke in ihre persönlichen Geschichten. Besucher:innen hatten zugleich die Möglichkeit, sich über Zwangsverheiratung zu informieren. Dabei wurde deutlich, dass Zwangsverheiratung nicht auf Religion oder bestimmte Länder beschränkt, sondern ein Produkt patriarchaler Denkweisen ist. So zeigte die Ausstellung, dass auch in Deutschland bis ins 19./20. Jahrhundert hinein, Zwänge bei der Eheschließung vorkommen konnten.

Im anschließenden Fachgespräch wurden die internationalen Dimensionen von Zwangsverheiratung beleuchtet. Fachreferentinnen erklärten aus der Beratungspraxis und teils aus persönlicher Erfahrung beispielhaft an Pakistan und Kosovo und Albanien, wie tief patriarchale Strukturen in vielen Gesellschaften verankert sind. Obwohl Gesetze vorhanden sind, die vor Kinderehen schützen, kämen diese häufig nicht zur Anwendung.

Die Beraterinnen von Solwodi und anderen Unterstützungssystemen müssen sich vielen Herausforderungen stellen, die entstehen, wenn Betroffene Schutz in Deutschland suchen. Im Gespräch wurde deutlich, dass Prävention und Aufklärung ebenso wichtig sind wie niedrigschwellige Zugänge zu Hilfesystemen.

Am Abend diskutierten Expertinnen aus Politik, Praxis und Wissenschaft in einer Podiumsrunde über notwendige Schutzmechanismen, über Lücken im bestehenden System und über Handlungsmöglichkeiten für Behörden, Beratungsstellen und die Zivilgesellschaft. Unter den Rednerinnen war Frauenministerin Katharina Binz, die in ihrem Beitrag betonte, wie wichtig verlässliche Schutzstrukturen, Präventionsarbeit und eine stärkere gesamtgesellschaftliche Sensibilisierung seien. Die Diskussion verdeutlichte die Notwendigkeit gut finanzierter Unterstützungsangebote. Evin Jakob, Mitarbeiterin beim Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz, machte deutlich, dass Zwangsverheiratung kein singulärer Moment im Leben eines Mädchens oder einer Frau sei, sondern auf ein allumfassendes Konzept beruhe, dem diese ihr Leben lang ausgeliefert seien. Dieses umfasse bereits die früheste Erziehung mit der Vorbereitung auf die kommende Ehe und die Verpflichtung als zukünftige gehorsame Ehefrau und aufopferungsvolle Mutter zu leben und bringe eine Tabuisierung von Sexualität und das konstante Untergraben eines eigenen Willens mit sich.

Die Bevollmächtigte des Bistums Mainz, Frau Stephanie Rieth, bündelte die verschiedenen Aspekte des Tages in ihrem Schlussstatement. „Wir dürfen nicht müde werden, den Blick und die Wahrnehmung auf die Strukturen und Systeme zu schärfen, hinsehen, nicht wegschauen, aber auch ganz konkrete Hilfsangebote machen, sich ansprechbar zeigen, geschützte Räume in allen gesellschaftlichen Kontexten anbieten.“ Dies sei unser aller Aufgabe. Kirche müsse sich der Frage stellen, wie sie machtsensibel handelt. Darüber hinaus sei es relevant, welche (Geschlechter)Rollen jede und jeden Einzelnen persönlich prägen und dadurch an die Kinder weitergegeben werden.

Der Thementag zeigte eindrücklich: Zwangsverheiratung ist ein gravierender Menschenrechtsverstoß, der auch in Deutschland Aufmerksamkeit und Unterstützung erfordert.

Die Initiatorinnen danken allen Referentinnen, Kooperationspartnerinnen und Besucher:innen, die diesen wichtigen Austausch ermöglicht haben. Gemeinsam leisten wir einen wichtigen Beitrag, dass Frauen selbstbestimmt leben und ihr „Nein“ gehört und respektiert wird.