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Auf ein Wort

Angstfrei feiern

Was hat feiern mit Angst zu tun? Normalerweise nichts. Im Gegenteil. Wäre da nicht die Wirklichkeit am Rande mancher Feste wie der Fastnachtsumzüge in Dienheim und Guntersblum: Unrat auf der Straße, verpinkelte Hausecken, Schlägereien mit blutigen Nasen, Gewalt gegen Polizei und Rettungsdienste. Die Verantwortlichen haben ihre Hausaufgaben gemacht und neue Bestimmungen für einen sichern Ablauf erlassen. Diese können nur der operative Teil der Lösung sein. Eine befriedende Wirkung entfaltet sie nur, wenn sie in den Köpfen und Herzen aller Beteiligten angekommen sind und mitgetragen werden. Das freilich steht und fällt mit den Werten und ethischen Normen, von denen sich Menschen leiten lassen – bewusst oder unbewusst. Die Ereignisse der Silvesternacht in Köln geben solchen Normen eine drängende Aktualität. Als christlicher Seelsorger will ich an einige davon erinnern: Wir feiern Fest so, dass alle Beteiligten ohne Angst mitfeiern können. Kreativ und spitzbübisch sind Streiche nur, wenn alle Betroffenen herzhaft mitlachen können. Wir respektieren die Würde und Unverletzlichkeit jedes Menschen. Auch in einer Gruppe und auch im Vollrausch bin ich Verursacher meines Handelns und dafür verantwortlich. Wir respektieren Gesetze, insbesondere das Jugendschutzgesetz. Diensthabende Damen und Herren kommunaler Ämter, von Rettungsdiensten, Feuerwehr, Polizei und Notfallseelsorge betrachten wir als Partner für unsere Sicherheit. Gleichzeitig müssen diese im Einsatz die Angemessenheit und Verhältnismäßigkeit ihres Handelns beachten. Unser Verhalten als Erwachsene hat Vorbildfunktion für Kinder und Jugendliche.

Nein, in die düstere Spielverderberecke lasse ich mich nicht schieben. Dorthin gehören vielmehr die Übeltäter und Chaoten, die solche Bestimmungen und Normen erst notwendig machen. Bitte tragen Sie diese Werte mit und vertreten sie im Gespräch, besonders in der Erziehung Ihrer Kinder. Dann können wir Fastnacht fröhlich, entspannt und angstfrei feiern.

 

Hermann Josef Zorn, Pfarrer und Polizeiseelsorger Oppenheim

AZ Mainz vom 9.1.2016

Datum:
9. Jan. 2016
Von:
Pfr. Hermann Josef Zorn

Angstfrei feiern

Was hat feiern mit Angst zu tun? Normalerweise nichts. Im Gegenteil. Wäre da nicht die Wirklichkeit am Rande mancher Feste wie der Fastnachtsumzüge in Dienheim und Guntersblum: Unrat auf der Straße, verpinkelte Hausecken, Schlägereien mit blutigen Nasen, Gewalt gegen Polizei und Rettungsdienste. Die Verantwortlichen haben ihre Hausaufgaben gemacht und neue Bestimmungen für einen sichern Ablauf erlassen. Diese können nur der operative Teil der Lösung sein. Eine befriedende Wirkung entfaltet sie nur, wenn sie in den Köpfen und Herzen aller Beteiligten angekommen sind und mitgetragen werden. Das freilich steht und fällt mit den Werten und ethischen Normen, von denen sich Menschen leiten lassen – bewusst oder unbewusst. Die Ereignisse der Silvesternacht in Köln geben solchen Normen eine drängende Aktualität. Als christlicher Seelsorger will ich an einige davon erinnern: Wir feiern Fest so, dass alle Beteiligten ohne Angst mitfeiern können. Kreativ und spitzbübisch sind Streiche nur, wenn alle Betroffenen herzhaft mitlachen können. Wir respektieren die Würde und Unverletzlichkeit jedes Menschen. Auch in einer Gruppe und auch im Vollrausch bin ich Verursacher meines Handelns und dafür verantwortlich. Wir respektieren Gesetze, insbesondere das Jugendschutzgesetz. Diensthabende Damen und Herren kommunaler Ämter, von Rettungsdiensten, Feuerwehr, Polizei und Notfallseelsorge betrachten wir als Partner für unsere Sicherheit. Gleichzeitig müssen diese im Einsatz die Angemessenheit und Verhältnismäßigkeit ihres Handelns beachten. Unser Verhalten als Erwachsene hat Vorbildfunktion für Kinder und Jugendliche.

Nein, in die düstere Spielverderberecke lasse ich mich nicht schieben. Dorthin gehören vielmehr die Übeltäter und Chaoten, die solche Bestimmungen und Normen erst notwendig machen. Bitte tragen Sie diese Werte mit und vertreten sie im Gespräch, besonders in der Erziehung Ihrer Kinder. Dann können wir Fastnacht fröhlich, entspannt und angstfrei feiern.

 

Hermann Josef Zorn, Pfarrer und Polizeiseelsorger Oppenheim

AZ Mainz vom 9.1.2016