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Finanzbericht des Bistums Mainz 2023

Finanzbericht 2023

Zum Geleit

Liebe Gläubige im Bistum Mainz, sehr geehrte Damen und Herren, 

Glaube und Kirche leben nicht in einem luftleeren Raum. Daran erinnert uns der jährliche Lagebericht des Bistums besonders eindringlich. Geopolitische Krisen wie der Ukraine-Krieg, Gefahren für unsere Umwelt, ökonomische Einbrüche, Fachkräftemangel, demographischer Wandel und stürmische technische Entwicklungen – dies alles beeinflusst auch das kirchliche Leben auf allen Ebenen. Hinzu kommen spezifische kirchliche Probleme wie die abnehmende Zahl an Kirchenmitgliedern und damit auch weiterhin sinkende Kirchensteuereinnahmen. Die Herausforderungen für die finanzielle Planung sind sehr groß. 

Der Finanzbericht zeigt jedoch nicht nur Probleme auf. Er berichtet auch von vielen Maßnahmen, die wir im Bistum ergriffen haben und konsequent weiterverfolgen werden, um die Lage zu stabilisieren und den gemeinsamen Weg in die Zukunft zu sichern. 

Der Bericht für das Jahr 2023 wirft ein Schlaglicht auf die jüngste Entwicklung im Bereich der katholischen Schulen. Das Bistum Mainz galt mit seinen vielen katholischen Schulen traditionell als „Schulbistum“. Viele dieser Schulen waren in der Vergangenheit nicht von der Diözese, sondern von Ordensgemeinschaften gegründet und getragen worden. Als die Orden dazu nicht mehr in der Lage waren, hatte die Diözese etliche Trägerschaften übernommen, damit aber auch große, ja zu große Lasten im Bauunterhalt und vor allem in den Pensions- und Beihilfeverpflichtungen. Am 23. November 2022 ist deshalb die Schulgesellschaft Sankt Martinus gegründet worden, in der die Schulen des Bistums Mainz unter einer gemeinsamen Trägergesellschaft zusammengefasst worden sind. Vier Schulstandorte mussten dabei leider an andere Träger abgegeben werden. Ich bin allen Schulgemeinschaften, den Elternvertretungen sowie den Fachverantwortlichen in unserem Bistum sehr dankbar, sich diesem schwierigen und vielfach schmerzlichen Prozess gestellt zu haben. Synergien nutzen und zugleich Eigenverantwortung stärken, das ist eine Gratwanderung. Ordinariatsdirektor Gereon Geissler, Leiter des Dezernats Bildung, und Uwe Brobeil, Geschäftsführer der Martinus Schulgesellschaft, geben im vorliegenden Bericht Einblick in den Stand der Dinge. Es bleibt unser Ziel, unsere Schulen in eine gute Zukunft zu führen und gemeinsam darüber nachzudenken, was es heute heißt, katholische Schule zu sein. Im Blick auf den heiligen Martin, unseren Bistumspatron und Namensgeber auch der Schulgesellschaft, wollen wir Leben, Glauben, Ressourcen und Verantwortung teilen. Unsere Schulen sollen ein Ort des Friedens und der Hoffnung sein, an dem die Gottesfrage in der jungen Generation wachgehalten wird.

Die Neuordnung des katholischen Schulwesens ist Teil des Pastoralen Wegs im Bistum Mainz, auf dem auch die Pfarrgemeinden und andere Kirchorte wie die Kindertagesstätten unterwegs sind. Der Lagebericht gibt Auskunft darüber, welche Wegmarken bereits erreicht sind oder bald erreicht werden. Ich freue mich besonders über die guten Fortschritte, die wir in diesen Monaten mit vielen Gründungen neuer Pfarreien erzielen konnten. Allen Beteiligten kann ich nur meinen Dank aussprechen und meinen Respekt zollen, dass sie sich derart konstruktiv auf die neuen Wege eingelassen haben. 

Als „Pilger der Hoffnung“ sind wir im Jahr 2025 zur Feier eines Heiligen Jahres eingeladen. Inmitten der gegenwärtigen Krisen und Unsicherheiten erfahre ich stärker als früher den Auftrag, als Kirche eine Gemeinschaft der Hoffnung zu sein. Es ist Auftrag der Glaubenden, auch die Hoffnung der Menschen in unserer Gesellschaft wahrzunehmen: Hoffnung auf Leben, auf Frieden, auf Gerechtigkeit, auf ein gutes Leben und eine menschenfreundliche Gesellschaft. 

Ihr    + Peter Kohlgraf

Sehr geehrte Damen und Herren,

Veränderungen initiieren, moderieren und gestalten sind herausfordernde und verantwortungsvolle Aufgaben. In der Vielfalt unserer Arbeit im Bistum Mainz begegnen wir diesen täglich und haben mittlerweile vielfältige Erfahrungen darin gesammelt. Wie können wir unter den Einflüssen aus Gesellschaft, Politik und Wirtschaft unser Handeln verantwortungsvoll und wirksam gestalten?

Voraussetzung für ein erfolgreiches Handeln ist stets eine gute Prognose und Berechenbarkeit von zukünftigen Rahmenparametern. In den letzten Jahren haben sich jahrzehntelang erprobte und belastbare Wirkungszusammenhänge verändert. Es scheint, als ob sich bisher bekannte Entwicklungen wie der Rückgang der Kirchenmitgliedszahlen und der gesellschaftliche Bedeutungsverlust von Kirche radikal verändert haben. Bekannte Muster des Handelns verlieren zunehmend ihre Wirkmächtigkeit. In den letzten Jahren haben wirtschaftliche Faktoren in bisher unerreichter Weise Einfluss gewonnen. Die Corona-Pandemie hat seit dem Jahr 2020 weltweit stabile Handelsstrukturen außer Kraft gesetzt und in 2020 einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von beinahe fünf Prozent ausgelöst. Auch wenn sich die wirtschaftliche Lage in den Jahren 2021 und 2022 zunehmend durch ein Wachstum des BIP erholen konnte, so erlebte Deutschland unter dem geopolitischen Einfluss des Ukraine-Konfliktes im Jahr 2023 eine leichte rezessive Entwicklung. Zu Beginn des Jahres stieg die Inflationsrate auf bis zu 8,7%. Besonders deutlich stiegen die Preise für Energie und Lebensmittel.

Auch wenn diese krisenhaften Entwicklungen nicht vorhersehbar waren, so hat das Bistum Mainz bereits im Jahr 2020 eine Initiative zur mittelfristigen Finanzplanung gestartet. In verantwortungsvoller Auseinandersetzung mit der Erwartung geringer werdender Finanzmittel und Möglichkeiten hat das Bistum Mainz frühzeitig Maßnahmengestartet, um durch Sparmaßnahmen Handlungsspielräume zu erhalten.

Doch eines hat sich gegenüber der gängigen Erwartung geändert – die Geschwindigkeit, mit der sich die Rahmenbedingungen verändern. Schauen wir auf die weitere Entwicklung, ist es unabdingbar, die Rahmenbedingungen für weitere Einsparungen zu schaffen. Im Kern geschieht dies durch inhaltliche Schwerpunktsetzung hinsichtlich unserer Aufgaben als Kirche. Diese benötigt jedoch einen Rahmen für die Umsetzung, in dem sich auch das Bistum als Organisation anpassen muss. Mittelfristig ist es erforderlich, mehr als 50 Millionen Euro nachhaltig im Bistumshaushalt einzusparen. Seit 2020 konnten mit Beginn der ersten Sparmaßnahmen einige nennenswerte Haushaltsentlastungen umgesetzt werden. Hohe tarifliche Abschlüsse und hohe Teuerungsraten haben dem jedoch stark entgegengewirkt. Dies bestätigt, wie wichtig der frühzeitige Beginn dieses Sparprozesses war.

Für die nächsten fünf bis zehn Jahre sind inhalt- liche Schwerpunktsetzungen erforderlich, die eingebunden in den Rahmen eines Organisationsentwicklungsprozesses im Bischöflichen Ordinariat die Voraussetzungen schaffen, das Bistum Mainz wirtschaftlich zukunftsfähig aufzustellen.

Neben zahlreichen Herausforderungen zeigt der Jahresbericht 2023 auch die anerkennenswerten Erfolge einer verantwortungsvollen Arbeit. Auf diesem Hintergrund blicken und gehen wir in gemeinsamer Verantwortung zuversichtlich in die Zukunft.

Bevollmächtigte Stephanie Rieth, Generalvikar Dr. Sebastian Lang, Diözesanökonom Carsten Erdt