Nachlese Pilgerreise

Ägypten 5

Datum:
Do. 19. Juli 2018
Von:
Ronald Givens

In Ägypten liegt die Wiege des Mönchtums. In den unterschiedlichen Wüsten entlang des Nils haben sich ab dem 3. Jahrhundert tausende von Frauen und Männer niedergelassen, um in der Einsamkeit und Kargheit der Wüste Gott zu suchen. Immer wieder gab es charismatische Wüstenväter und Wüstenmütter, die durch ihrer Gottsuche so ausstrahlten, dass andere angezogen worden sind. Aus Einsiedeleien entstanden dadurch die ersten Klöster, und in diesen Klöstern bald schon Sammlungen von Worten, die es wert waren, dass sie überliefert worden sind.

Als Jesus in der Wüste in Versuchung geführt wird und Steine in Brot verwandeln soll, da widersetzt er sich der Versuchung mit dem Wort: der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund hervorgeht. Dieses Wort Jesu, hat das Zusammensein der frühen Mönche geformt, und prägt bis heute das Zusammenleben, nicht nur der koptischen Mönche.

Als wir die verschiedenen Klöster auf unserer Pilgerreise besuchten, war uns bald schon vertraut, dass sich direkt neben die Kirche, als ein Teil der Kirche, ein langgezogener Raum anschloss. Die Wände glatt verputzt, ein Tonnengewölbe gegen die Hitze und in der Mitte des Raumes ein langer gemauerter Tisch, mit jeweils einer langen Steinbank an der Seite.

Einmal in der Woche, manchmal auch nur einmal im Monat, kamen die Einsiedler aus ihre Höhlen, Grotten und Hütten um im Kloster, zu dem sie gehörten, miteinander die Eucharistie zu feiern. Beim Betreten der Kirche blieben sie im Vorraum stehen, wo im Boden ein  Loch vorhanden war. Hier wurde jedem Mönch, jedem der zur Mitfeier des Gottesdienstes kam, die Füße gewaschen. Im Anschluss an den Gottesdienst gingen die Mönche in den oben beschriebenen Raum. Nach dem eucharistischen Mahl, gab es jetzt ein Gemeinschaft-Mahl. Schweigend aßen die Mönche miteinander, während einer aus der Bibel oder aus der Sammlung der Sprüche der Wüstenväter vorgelesen hat.

Auch war dies der Ort, an dem die Einsiedler ihre Fragen, Ihre Not, Ihren Kampf mit der Einsamkeit dem Vorsteher der Gemeinschaft vorlegen konnten und dieser antwortete meist nur mit einem Satz oder einem Wort aus der Bibel.

Dieser Speisesaal direkt neben der Kirche hat mich beeindruckt. Durch seine Schlichtheit. Ich habe mir vorgestellt, wie nach einer Woche/ einem Monat in der Wüste,  das Hören auf den Vorleser gewesen sein muss. Oder wie alle gelauscht haben, wenn einer der Einsiedler seine Frage, seine Not vorgetragen hat. Ein Raum, ein Mahl bei dem Leib und Seele satt werden können.

Jeder kennt solche Sternstunden, bei denen man am Ende vom Tisch aufsteht und nicht nur satt ist vom Essen, sondern auch beglückt von der Tischgemeinschaft, von dem was erzählt und anvertraut wurde. Kein Wunder das Jesus den Himmel mit solch einem Mahl verglichen hat.