Nachlese Pilgerreise

Ägypten 2018

Datum:
Sa. 14. Juli 2018
Von:
Ronald Givens

Es ist ein verzerrtes Bild. Aufgenommen an unserem ersten Tag in Kairo. Eigentlich wollte ich jeden Tag auf der Homepage von unserer Pilgerreise durch Ägypten berichten. Aber technisch war dies dann doch zu aufwändig, und ich abends oft zu müde, um noch ein Foto auszusuchen und etwas dazu zu schreiben.

Im heutigen Evangelium sendet Jesus seine Jünger aus: ohne Vorratstasche, ohne Sandalen, ohne Wanderstab. Man könnte auch sagen schutzlos.

Auch wir waren schutzlos, an diesem ersten Tag in Kairo. Selbstverständlich waren wir beschützt. Polizei und Guide haben uns gut behütet. Aber wir waren schutzlos gegen die Bilder, gegen die Gerüche, gegen die Geräusche. Als der Bus nicht mehr weiter fahren konnte, weil eine Gasse zu dem Kloster, zu dem wir unterwegs waren, zu schmal wurde, da standen wir plötzlich auf der Strasse. Nicht mehr geschützt hinter klimatisierten Busfenstern, sondern mitten drin. Im Bus haben wir von oben auf die Strasse, auf die Menschen geschaut. Das war unser Wanderstab, unsere Sandalen, unsere Vorratstasche. Nun war alles weg. Dafür war der Müll, der Staub, der Dreck, der Gestank  da. Wir waren bei unseren Schwestern und Brüdern im Müllviertel angekommen. Dort leben vor allem die Christen. Sie sammeln, sortieren, verarbeiten den Müll der Millionenstadt Kairo.

Und sie haben uns angelächelt. Gelacht. Gegrüßt. Freude. Gastfreundschaft. Im Bus wäre unser Bild verzerrt geblieben. Hinter den Schutzscheiben hätten wir uns unser Bild gemacht, wie die Christen dort leben. Auf Augen- und Geruchshöhe sind wir berührbar geworden. Und sehr beschenkt. Von unseren Schwestern und Brüdern, die uns angelächelt haben, gegrüßt, die Hand geschüttelt, sich gefreut.