Jeder braucht Haltepunkte im Lebensweg. Wenn einem Kind Mama oder Papa fehlen, ist der „Ersatz" in der Regel ein Teddy, eine Puppe oder ein Schmusetuch. - Ähnlich geht es auch der Kirche seit sie den Auferstandenen „verabschieden" musste, wie uns Lukas in der Apostelgeschichte berichtet (Apg 1,9-11).
Kirche kennt aber keine Kuscheltiere, sie hat stattdessen Sakramente - man könnte auch von Zeichen/Ritualen reden, die daran erinnern und erleben lassen: Der Herr ist jetzt mitten unter uns (Mt 28,16) in dieser konkreten Lebenssituation. Denn Sakramente sind immer auf eine bestimmte Situation ausgerichtet.
Seit dem Konzil von Trient (1545 bis 1563) sind es sieben Zeichen, alle in der Ortsgemeinde beheimatet, außer der Diakonen-/Priester-/Bischofsweihe. Die übrigen kennen Sie unter den Namen: Taufe, Erstkommunion, Firmung, Beichte, Krankensalbung, Ehe.
Pfarrer Herbert Jung
Christ ist man nicht von Geburt an, wie z.B. der Jude, vielmehr wird man es Schritt für Schritt. Es braucht einen Weg dorthin (so die Tradition der Katholischen Kirche), weil der Mensch frei ist, sich zu entscheiden, für diesen oder jenen Weg. Am Anfang (das gilt für Neugeborene und Erwachsene) steht die Taufe. Sie ist sozusagen das "Ja" Gottes und seiner Gemeinde (vor Ort) zu dem, der getauft wird, der bewusst in Jesu Nähe will.
Bei der Kindertaufe wird zudem sehr deutlich, dass Gott von mir keine Leistung erwartet - er liebt einfach so, bedingungslos.
Unsere Nikolausgemeinde hat feste Tauftermine, vornehmlich an Ostern und Pfingsten, weil Taufe direkt mit beiden Festen in unmittelbarer Verbindung steht.
Ein zweiter Schritt ist die Zulassung zum Tisch des Herrn und seiner Gemeinde - in der Regel im Alter von 9 Jahren. Die Versammlung um diesen Tisch - von Jesus dazu eingeladen - ist an jedem Sonntag überall dort, wo Christen leben. Sie hält zusammen, was zusammen gehört: Der Hirt und seine Herde, die Gemeinde mit der Weltkirche, mit ihren Toten und vor allem mit ihrem auferstandenen Herrn. Er ist in den Zeichen von Brot und Wein spürbar gegenwärtig. Deshalb ist dieses Sakrament sozusagen ein "Dauersakrament", weil wir dauernd die Nähe Gottes brauchen und sie erfahren dürfen.
Jedes Jahr laden wir - in der Regel nach den Sommerferien - Kinder und ihre Eltern ein, sich auf diesen Tag, Weißer Sonntag genannt, vorzubereiten. Unabhängig von dem oben genannten Termin ist selbstverständlich an jedem Sonntag, dem Tag der Auferstehung Jesu, die Feier der Eucharistie, die Erfahrung, Jesus ist immer für uns da als der Befreier bzw. Erlöser; darum ist der Sonntag auch arbeitsfrei - bis heute.
Die Einführung ins Christentum findet ihren Abschluss in der Firmung. War die Taufe das "Ja" Gottes und seiner Gemeinde zu dem Täufling, so ist die Firmung das "Ja" dessen, der einmal getauft wurde. Denn Gott und Mensch sind Partner - beide sagen "Ja" zueinander.
Firmung ist in der Regel alle zwei Jahre. Eingeladen dazu sind die 14- bis 16-Jährigen. Auch Erwachsene können noch gefirmt werden.
Mensch sein heißt, Fehler machen - kein Weg führt daran vorbei. Nur ein Verzeihen oder auch - wenn möglich - eine Wiedergutmachung können aus der Schuld herausführen. Wer Fehler macht, leidet an schlechtem Gewissen, an böser Erinnerung. Weil Jesus darum weiß, schenkt er Los-Sprechung, Verzeihung, Neuanfang, Vergessen - viele Wörter passen hier und stimmen.
Im persönlichen Beichtgespräch geschieht das am intensivsten, vielleicht auch am menschenfreundlichsten. Fast täglich können sie los gesprochen werden. Eine Anfrage im Pfarrbüro hilft weiter.
Kranke und Alte brauchen Hilfe für Leib und Seele. Für den Leib erfolgt dies in der Regel durch einen Arzt, Heilpraktiker, Apotheker. Für die Seele hilft das Gespräch - mit wem auch immer - und die Salbung mit Öl, dazu das Gebet über den Kranken, wie die Kirche es im Auftrag Jesu sei Jahrhunderten tut.
Jede(r) Kranke - auch psychisch Kranke und am Alter Leidende - kann darum bitten, es muss noch lange nicht der Tod vor Augen sein. Denn es geht darum, dass der Leidende Kraft erfährt, gesund zu werden und hoffentlich wieder Geschmack am Leben findet. Darum heißt das Sakrament auch Krankensalbung und nicht Letzte Ölung. Übrigens: (bereits) Verstorbenen wird dieses Sakrament nicht mehr gespendet, denn, Sakramente sind nur für Lebende. Tote können nicht mehr hören, glauben und beten. Aber die Krankensalbung ist eh kein Urteil darüber, ob jemand in den Himmel kommt. Das entscheidet Gott alleine, kein Mensch, keine Kirche.
Liebe ist nicht nur ein Wort - sie kann, darf und soll konkret erlebt werden: Am intensivsten vielleicht im leiblichen und seelischen Miteinander eines Paares. Ihm ist die Nähe Gottes zugesagt, und das Versprechen: ER will nicht, dass dieses Miteinander jemals zerbricht - die Eheleute übrigens auch nicht -, sondern seine Treue kann helfen, auch als Menschen zueinander treu zu sein.
Kirchliche Trauung kennt bestimmte Spielregeln, die so unterschiedlich sind, dass Sie am besten nachfragen.
...und am Ende erwartet Jedermann der Tod - nicht nur im Drama von Hugo von Hofmannsthal, nein, leider im realen Leben.
So beerdigen wir Tote oder vertrauen ihre Asche der Erde an in der Hoffnung, aus diesem „Weizenkorn" möge neues Leben wachsen.
Die Beerdigung ist kein Sakrament. Auch wenn das viele in Europa glauben, denn nur Lebende können ein Sakrament empfangen, weil nur sie glauben können, hören können und beten können. Das ist dem/der Toten nicht mehr möglich. Deshalb kann auch jeder Laie, der dazu beauftragt ist, diese Feier leiten.
Gott ist treu (2 Tim 2,13), er kann nicht anders. Nur der Mensch kann untreu werden: sich selbst gegenüber, anderen und Gott gegenüber. Manche brauchen eine Phase der Untreue und treten aus der Kirche aus, um sich über den eigenen Weg klarer zu werden, um zu prüfen, was sie eigentlich wollen. Sie dürfen gerne gehen und sehr gerne zurückkommen, wie Lukas in vielen Gleichnissen erzählt.
Die Gemeinde freut sich über jeden Wiedereintritt und will von den Betroffenen keine große Geste, keine Wiedergutmachung. Sie will Ihr offenes Ohr. Nach Tagen oder vielleicht langen Zeit des Für und Wider kostet Sie das fünf Minuten im Pfarrbüro.